Die 50-Mbit-Lüge

Glasfaser-Internet & Co. – wer braucht's wirklich?

04.07.2012
Von Steffen Behrens
25, 50, 100, 200 Mbit/s – Provider übertrumpfen sich gegenseitig, was die maximale Bandbreite angeht. Aber wo sind die schnellen Anschlüsse verfügbar? Wer braucht so viel Tempo? Zahlen Sie womöglich für Leistung, die Sie gar nicht bekommen oder benötigen? Wir klären auf - über Glasfaser-Internet & Co.

25, 50, 100, 200 MBit/s – Provider übertrumpfen sich gegenseitig, was die maximale Bandbreite angeht. Aber wo sind die schnellen Anschlüsse verfügbar? Wer braucht so viel Tempo? Zahlen Sie womöglich für Leistung, die Sie gar nicht bekommen oder benötigen? Wir klären auf - über Glasfaser-Internet & Co.
von Steffen Zellfelder und Daniel Behrens (PC-Welt-Redakteure)

Heimische Internet-Anschlüsse werden immer leistungsfähiger. Das ist auch gut so, denn niemand wünscht sich die Zeiten der analogen Telefon-Modems und der schmucklosen Web-Seiten ohne Videos und interaktive Elemente zurück. Aber brauchen wir tatsächlich heute schon Bandbreiten von 50 MBit/s und mehr, wie uns die Werbung für Glasfaser-Internet & Co. weismachen will? Oder ist das rausgeschmissenes Geld? Und leisten die Anschlüsse überhaupt das, was sie versprechen? Bevor wir auf diese Frage eingehen, schauen wir uns erst einmal an, welche „Turbo-Anschlüsse“ es schon gibt.

Rasend schnell: VDSL lässt den alten Standard ADSL weit hinter sich - ist aber nur in den gekennzeichneten Gebieten verfügbar
Rasend schnell: VDSL lässt den alten Standard ADSL weit hinter sich - ist aber nur in den gekennzeichneten Gebieten verfügbar

VDSL: Bis zu 50 MBit/s über die Telefonleitung
VDSL2, das in Deutschland umgangssprachlich nur „VDSL“genannt wird, ist der Nachfolger von ADSL (in Deutschland umgangssprachlich nur „DSL“ genannt). Vom Prinzip her ist mit VDSL2 eine Gesamtbandbreite von 200 MBit/s möglich. In Deutschland bieten VDSL die Telekom, Vodafone, 1&1 und O2 / Alice an, allerdings nur in einigen wenigen Städten. Da auch die Mitbewerber in der Regel auf das VDSL-Netz der Telekom zurückgreifen, lässt sich der Ausbaustatus zentral über www.telekom.de/vdsl abfragen. Wie man auf der dort vorhandenen Deutschlandkarte auf den ersten Blick sehen kann, sind bislang nur wenige Gebiete versorgt. Die meisten der genannten Provider bieten VDSL in zwei Geschwindigkeitsstufen an: Mit 25 MBit/s im Download und 5 MBit/s im Upload sowie mit 50 MBit/s im Download und 10 MBit/s im Upload.

Die Anbieter von Kabel-Internet haben aufgerüstet: Bis zu 100 MBit/s bietet zum Beispiel Kabel Deutschland
Die Anbieter von Kabel-Internet haben aufgerüstet: Bis zu 100 MBit/s bietet zum Beispiel Kabel Deutschland

Internet via TV-Kabel: Koaxialkabel sorgen für hohes Tempo
Noch mehr Bandbreite versprechen Anbieter von Kabel-TV-Internetanschlüssen. Bis zu 120 MBit/s (und zukünftig noch etwas mehr) können die gut abgeschirmten TV-Koaxialkabel an Internetdaten übertragen - und das über deutlich weitere Entfernungen als die ungeschirmte Kupfer-Doppelader des Telefonanschlusses. Der Upload ist allerdings auf 6 MBit/s beschränkt. Die schnellen Kabel-TV Internet-Anschlüsse sind schon vielerorts verfügbar. Eine Verfügbarkeitsanfrage auf der Website des Kabelfernseh-Anbieters, von dem Ihr Hausanschluss stammt - in der Regel Kabel Deutschland, KabelBW, Primacom oder Telecolumbus - bringt meistens ein positives Ergebnis.

Die Telekom nennt ihr Glasfaser-Angebot selbstbewusst „Giganetz“ - auch wenn derzeit „nur“ maximal 200 MBit/s möglich sind
Die Telekom nennt ihr Glasfaser-Angebot selbstbewusst „Giganetz“ - auch wenn derzeit „nur“ maximal 200 MBit/s möglich sind

Glasfaser: Datentransfer mit Lichtgeschwindigkeit
Anders als bei DSL- oder Kabel-Anschlüssen, werden Daten bei Glasfaserverbindungen nicht mittels Strom übertragen, sondern durch Lichtimpulse. Dies geht nicht nur schneller, sondern ist auch weniger störanfällig. Zudem ist die Bandbreite von Licht - naturgegeben durch das breite Farbspektrum - sehr hoch. Somit ist gebündeltes Licht via Glasfaser das ideale Transportmedium für Daten - auch über weite Strecken. Darum sind Glasfaser-Verbindungen im professionellen Umfeld auch schon längst zum Standard geworden. Gängige Übertragungsraten sind hier 1 bis 10 Gigabit pro Sekunde. Forschern ist es bereits gelungen, via Glasfaser 10 Terabit pro Sekunde zu übermitteln.

Privatkunden können von Geschwindigkeiten im Gigabit-Bereich erstmal nur träumen. Zum einen drosseln die Provider die Geschwindigkeit künstlich auf 100 oder 200 MBit/s. Zum anderen treiben sie den Glasfaser-Ausbau nur langsam voran. Sie scheuen die hohen Kosten, denn die Nachfrage ist noch zu gering.

Zur Startseite