Führungstipps für Chefs

Gleichbehandlung bringt nichts

15.05.2013
Sie wollen alle Mitarbeiter gleich behandeln? Vergessen Sie es. Denn Studien zeigen: Je stärker eine Person von ihrem Vorgesetzten bevorzugt wird, desto produktiver und fehlerfreier arbeitet sie.
Zwischen Dienstanweisung und Bevorzugung: Führungskräfte stehen oft in einem moralischen Dilemma.
Zwischen Dienstanweisung und Bevorzugung: Führungskräfte stehen oft in einem moralischen Dilemma.
Foto: K.- P. Adler - Fotolia.com

Sie wollen alle Mitarbeiter gleich behandeln? Vergessen Sie es. Denn Studien zeigen: Je stärker eine Person von ihrem Vorgesetzten bevorzugt wird, desto produktiver und fehlerfreier arbeitet sie. Das ist das Ergebnis von Studien, die an der Kühne Logistics University in Hamburg und an der London Business School durchgeführt wurden und über die das Medien-Portal "Meedia" berichtet hat.

Die Untersuchungen unter 1.000 Mitarbeitern hätten dabei gezeigt, dass ein bevorzugender Führungsstil Vorteile mit sich bringt. Zum Beispiel waren in den Experimenten Gruppenleiter zu einzelnen Teilnehmern besonders freundlich. Sie hielten mit ihnen verstärkt Augenkontakt, gaben ihnen häufiger das erste Wort und lobten ihre Beiträge besonders. Das Ergebnis: Wer sich im Vergleich zu anderen besser behandelt fühlt, stärkt das Team und steigert so die Produktivität. Dagegen bringen Mitarbeiter, die gleich gut wie ihre Kollegen behandelt werden, weniger gute Ergebnisse. Für das Unternehmen zahle es sich also aus, so die Wissenschaftler, wenn der Chef Einzelne bevorteilt.

Jedoch spricht die Studie von einem moralischen Dilemma. Denn trotz der Vorteile eines solchen Führungsstils besteht die Gefahr, andere Mitarbeiter zu vernachlässigen. "In unserer Gesellschaft ist es stark verwurzelt, jeden gleich gut zu behandeln ", weiß Christian Tröster, Professor an der Kühne Logistics University. "Wir zeigen aber, dass es sich lohnt, nicht alle gleich zu behandeln."

Das bedeute aber nicht, so Tröster weiter, dass Vorgesetzte andere Mitarbeiter respektlos behandeln sollten. "Vielmehr gilt es, die Kollegen 'normal gut' und fair zu behandeln. Die Bevorteilung muss auf eine sensible Art und Weise geschehen, die den Einzelnen stärkt und das Team nicht schwächt." (tö)

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