Googles Handyplan

06.08.2007
Entwickelt Google ein eigenes Handy samt Browser? Das "Wall Street Journal" hat solche "gPhone"-Pläne enthüllt. Google mauert. Doch das Anzeigengeschäft auf mobilen Geräten ist milliardenschwer.

Von Wolfgang Leierseder

Als der Suchmaschinenhersteller Google im Jahr 2005 die beiden Firmen Android und Skia kaufte, machte das Unternehmen wenig Aufhebens davon. Dass seitdem Android-Gründer und Sidekick-Entwickler Andy Rubin im Dienste Googles steht und die Softwerker von Skia in seinem Team arbeiten, war Google bis heute keine Zeile wert.

Was diese allerdings entwickelten, ist heute so weit gediehen, dass Google bereits mit amerikanischen und europäischen Telecom-Providern über Handyprototypen und einen eigenen Browser sprechen kann. Mit diesem Bericht schreckte diese Woche das "Wall Street Journal" die Branche auf. Die auf einem Bericht von Reuters beruhende Nachricht zeigt: Google sucht Provider, um sein Hauptgeschäft, den Verkauf von Werbeanzeigen, auch auf mobile Geräte auszudehnen.

In diesem Zusammenhang passt die Allianz, die Google und der amerikanische Provider Sprint Nextel Mitte Juli bekannt gaben. Google will die WiMax-Handys des Providers mit eigener Software ausrüsten. Diese sollen in Sprints amerikaweitem WiMax-Funknetz, das in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Provider Clearwire bis Ende 2008 ausgespannt sein soll, ihre Dienste tun (WiMax: Worldwide Interoperability for Microwave Access). Und wer möchte an einen Zufall glauben, wenn Google auch als ernsthafter Bieter für eine US-Funklizenz im 700-MHz-Spektrum auftritt? Exakt dieses wird für WiMax-Netze benötigt; Google wirft bei dieser Versteigerung, die Ende Januar 2008 beendet sein wird, nicht weniger als 4,8 Milliarden in die Waagschale.

Was Google will

Offensichtlich stellt sich für Google schon länger nicht mehr die Frage, ob es im Markt für Handyanzeigen eine wichtige Rolle spielen will. Es will und wird. Aber Google muss die Frage beantworten, wie es mit Providern zusammenarbeiten kann und was es dafür tun muss.

Der Markt für Handys stellt für Googles Haupteinnahme, die sogenannten AdWords- und AdSense-Anzeigen, eine viel versprechende, ja eigentlich brillante Einnahmequelle dar. Kunden erhalten auf ihre über GPS lokalisierten Handys (lokalisierte) Anzeigen, Service-Seiten werden über den Browser eingeblendet oder abgerufen und vieles mehr. Bei jeder Anzeige und jeder aufgerufenen Seite verdient Google...

Dieses Geschäft, das derzeit weltweit rund 1,5 Milliarden Dollar ausmacht, doch Analysten zufolge im Jahr 2011 bereits 14 Milliarden Dollar schwer sein wird, kann sich Google nicht entgehen lassen. Allerdings zögern Provider, mit Google zusammenzuarbeiten - zumal wenn sie fürchten müssen, dass ein Google-Browser die Kontrolle über den Internetzugang übernimmt. So hat Verizon in den USA es abgelehnt, Googles Suchmaschine in seine Handys zu integrieren. Der Carrier will selbst an Anzeigen verdienen.

Umgekehrt ist Googles Angebot für Provider ausgesprochen attraktiv. Denn bessere Dienste, browsergerecht dargestellt, lokalisiert und vielleicht auch personalisiert, sorgen für mehr Datenverkehr. Die Provider müssen sich deshalb entscheiden. Für oder gegen Google.

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