Grabesstille auf dem Lowend-Sektor

22.02.2001
Soundkarten aus dem unteren Preissegment verschwinden vom Markt, On-Board-Systeme nehmen ihren Platz ein. Nur Klangfetischisten und Leute, die auf Features wie 3D-Sound Wert legen, kommen um den separaten Audio-Beschleuniger nicht herum.

On-Board-Sound oder Soundkarte? Diese Frage wird immer häufiger zugunsten der preisgünstigeren On-Board-Lösung entschieden. Zumindest dann, wenn der Käufer keine höheren Ansprüche an Klangqualität und Audiofunktionen stellt. Experten sehen die Preisgrenze mittlerweilen bei zirka 100 Mark. Deshalb ziehen sich auch immer mehr Hersteller entweder ganz aus dem Markt für Soundkarten zurück wie zum Beispiel Yamaha, Aztech und Diamond/S3, oder konzentrieren sich ausschließlich auf höherwertige Produkte.

So will der taiwanische Hersteller Hoontech bald nur noch Soundkarten von 150 Mark aufwärts im Produktportefeuille führen. Das Unternehmen sieht den Markt für digitalen Sound künftig dreigeteilt: Der normale Computer-Anwender ohne gehobene Klangbedürfnisse mit gering ausgeprägter Spielneigung werde voll von On-Board-Systemen oder Produkten bis etwa 150 Mark befriedigt. Dagegen müsse der Hifi-Freund, der sehr gute Tonqualität verlangt und Vinyl-Aufnahmen auf CD brennen oder seinen Computer mit der Stereoanlage verbinden möchte, zwischen 200 und 400 Mark hinblättern. Das dritte Marktsegment schließlich sieht Hoontech im semi- und vollprofessionellen Bereich, der Studiotechnik und Amateurmusiker mit Heimstudio umfasst. Diese Zielgruppe soll für Soundkarten bis zu 900 Mark berappen. Hoontech selber plant eine Karte mit drei analogen Ausgängen, digitalem Ein- und Ausgang, Mikrofonvorverstärker und Cinch-Anschlüssen. Ab April sollen vornehmlich DVD-Freaks das Produkt für zirka 350 Mark kaufen können. Der verwendete Crystal-Chip setzt beim 3D-Sound-Format auf EAX 2.0 und A3D 1.0. Unterstützung für 5.1-Systeme sieht der Hersteller übrigens grundsätzlich nicht vor. Digitale Ausgangssignale können, so das Unternehmen, direkt in einen Sourround-Verstärker mit digitalem Eingang gegeben werden. Solche Verstärker seien inzwischen relativ preisgünstig für ein paar hundert Mark zu haben.

Digitaler In/Out im Kommen

Anders einer der Marktführer bei den Soundkarten, die Terratec Electronic GmbH. Das Unternehmen strebt den Launch eines "Audio-Beschleunigers" mit sechs analogen Ausgängen noch bis zur Cebit 2001 an. Zu den weiteren Features zählen unter anderem ein digitaler Ein- und Ausgang. Das Produkt sei für Spiele-Freaks und Einsteiger konzipiert, so das Unternehmen, das den Preis auf 70 bis 120 Mark beziffert. Terratec weist zudem darauf hin, dass Soundkarten dieser Ausstattung bis vor einem Jahr noch zwischen 250 und 300 DM (!) gekostet hätten. Außerdem plant Terratec mit dem Modell EWS96M eine weitere Soundkarte für den professionellen Einsatz mit einem Preisniveau zwischen 800 und 900 Mark, der Launch soll im Frühsommer erfolgen. Eher noch Zukunftsmusik ist eine Soundkarte für den Firewire-Audio-Bereich.

Konkurrent Guillemot wartet mit einem Konzept auf, das unter anderem die Usability stark verbessern soll. Das Modell "Game Theater XP" besteht aus der Soundkarte (mit integrierter MPC-Verbindung für Audio-CD und Aux 2) und einem Rack, an dem der Anwender unter anderem eine Kopfhörerbuchse mit Lautstärkeregler, einen USB-Hub mit vier Anschlüssen, je zwei digitale Ein- und Ausgänge (koaxial und optisch) sowie ein Gameport nutzen kann. Das Gerät ermöglicht mit sechs analogen Ausgängen 5.1-Dolby-Surround-Sound und ist ab sofort für einen EVK von 399 Mark erhältlich. Für Spielefreunde, die bereits "Sound on Board" haben und sich verbessern möchten, bringt Guillemot demnächst die Karte "Fortissimo" II heraus. Sie verfügt unter anderem über einen optischen Eingang für Minidisk- und MP3-Player und soll etwa 140 Mark kosten.

Creative Labs, im Lowend-Bereich von jeher nicht groß engagiert, nennt als Preisuntergrenze für eine Soundkarte runde 70 Mark. Das Unternehmen sieht künftige Produkte vor allem durch den multikanalfähigen Standard MP4, erhöhte Connectivity und Secure Audio geprägt. Außerdem werden leistungsstärkere Schnittstellen wie Firewire und der drahtlose Bluetooth-Standard eine führende Rolle übernehmen. Creative Labs will "raus aus dem PC" und stärker auf externe Lösungen setzen. Denkbar wäre beispielsweise eine Soundbox mit integriertem Modem, so das Unternehmen.

Die Videologic GmbH hat nach eigenen Angaben ein Low-Cost-Produkt in der Pipeline. Es handelt sich um eine Vier-Kanal-Soundkarte, die noch ein besonderes Feature enthalten soll, möglicherweise einen digitalen Ein-/Ausgang. Der Preis soll bei rund 100 Mark liegen. Das Produkt wird voraussichtlich innerhalb des zweiten Jahresquartals auf den Markt gebracht. (de)

Computer-Partner-Meinung

Die preisgünstige Standard-Soundkarte beim EDV-Discounter wird es bald nicht mehr geben; sie erübrigt sich, da all ihre Funktionen vom Motherboard zur Verfügung gestellt werden. Mit dem Wegbrechen des Lowend-Sektors ist der Markt zwar enger geworden, aber es sind auch einige Anbieter abgesprungen. Mit immer neuen Gimmicks und Features balgen sich die verbliebenen Hersteller um den Kunden, der selber immer mehr Experte sein muss, um die Unterschiede zu erkennen und das adäquate Produkt für seine Sound-Bedürfnisse zu finden. (de)

WEITERE INFOS

www.hoontech.de

www.terratec.de

www.guillemot.de

www.creative.com

www.videologic.de

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