Grafikkarte All-in-Wonder Pro

06.10.1998

ComputerPartner Test

MÜNCHEN: Marktexperten sprechen seit langem davon: Die Segmente PC und Unterhaltungselektronik werden verschmelzen. Der Absatz von Fernsehern, Spielekonsolen und Videorekordern stagniert jedoch nur im Rahmen der Marktsättigung. ATIs Beitrag zum Zeitgeist in Form einer Grafik, 3D- und Videokarte nahm ComputerPartner näher unter die Lupe.

Die "All-in-Wonder Pro" basiert auf dem hauseigenen Chip "Rage Pro", der einen Teil der Video-Funktionalität bereits in sich birgt. Ihm stehen vier (oder acht) Megabyte SGRAM, ein 230-MHz-RAMDAC und ein TV-Tuner zur Seite. Die Karte ist als AGP- und als PCI-Version zu haben, wobei wir uns zum Test für die letztere entschieden haben. Das Grafikkarten-Paket beherrscht dann Auflösungen bis 1.600 x 1.200 Pixel bei 32 Bit Farbtiefe, 2D- und 3D-Beschleunigung, Video-Ausgabe und TV-/Video. Die notwendigen Audio- und Videokabel liegen bei.

Die Installation lief selbst beim Grafikkartenfeind Windows NT 4.0 erstaunlich glatt ab: Karte einbauen, auf Plug-and-Play-Installation warten und Installations-CD starten, fertig. Die Karte ist bei allem was sie leistet schnell. Das Aufnehmen von Videos unterstützt sie via Video for Windows und ist damit abhängig von der restlichen Systemleistung. Ein einfacher Pentium 166-Rechner liefert aber immer noch Videos in 320 x 240 Punkten bei 30 Bildern pro Sekunde. Die im Lieferumfang enthaltene Software "Video Wave" von MGI zeichnet für die Video-Nachbearbeitung verantwortlich. Qualität und Funktionalität des Programmes orientieren sich an den Bedürfnissen von Hobbyfilmern. Dementsprechend verspielt präsentiert sich auch die Bedienungsoberfläche. Der eigentliche Kern, neben der Treiberausstattung für alle gängigen Betriebssysteme, ist der "ATI-Player": Unter Windows 95 spielt er Audio-CDs und MPEG-1-, sowie AVI-Dateien ab; stellt das laufende TV-/Videosignal und Videotext in Fernseh-Manier dar und erlaubt schließlich die Aufzeichnung von AVI-Videos. Der Player ist nicht perfekt, aber im wesentlichen gelungen. So fehlt etwa die Möglichkeit, Fernsehsender nach eigenem Gusto zu sortieren und bequem auszuwählen. Die getestete Player-Version unterstützte NT noch ohne Ankündigung und Gewähr. Die volle NT-Unterstützung soll nach Angaben des Unternehmens mit der nächsten Version kommen. In der Praxis fiel auf, daß der TV-Tuner relativ empfindlich ist. Das ist einerseits eine Stärke, erzeugt aber bei schlechten Empfangsanlagen unschöne optische Störeffekte. Bei guter Signallage liefert die All-in-Wonder Pro in jeder Skalierung eine ausgezeichnete Bildqualität. Die Treiber unter Windows 95 erlauben eine Unmenge von Einstellungen - von der Farbtiefe bis zur Anpassung der Synchronisationssignale. Alle anderen Betriebssysteme unterstützt das Produkt lediglich als Grafikkarte und bietet dort auch nicht alle Windows-95-Treiberfunktionen.

Die beiliegenden zwei Handbücher handeln nur das Wichtigste ab. Die Verkabelung mit den beiliegenden Audio- und Video-Strippen ist dafür recht verständlich erklärt. Was man sonst an Informationen wünscht, kann man sich in der Online-Hilfe und den PDF-Dateien auf der CD zusammensuchen. In letzteren steht allerdings fälschlicherweise, daß die Karte DBX-Stereo unterstützt. Wie die Anschlüsse für CD-Audio auf der Karte zu benutzen sind, bleibt ebenfalls im Dunkeln - die dafür notwendigen Kabel liegen ohnehin nicht bei.

Einen direkten Händlersupport gibt es bei ATI nicht. Jedoch sollte bei den Distributoren die üblichen Produkt-Flyer und Leerboxen zu bekommen sein. Die Technik-Hotline für Endkunden steht natürlich auch jedem Händler zur Verfügung. Retailer oder nicht, auf jeden Fall werden die teuren Ferngesprächsgebühren nach Irland fällig. Dem Anwender sei das Abschreiben der Hotline-Nummer von der Packung vor dem Entsorgen derselben zu empfehlen - in der Dokumentation ist sie nirgendwo zu finden. In diesem preissensiblen Segment geht das gerade noch als befriedigend durch. (gr)

Treiber für Windows NT und 98 für die All-in-Wonder Pro sollen folgen.

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