Grauer Kapitalmarkt

12.10.1998

MÜNCHEN: Einem Bericht der "Wirtschaftswoche" zufolge scheint sich jetzt zu bestätigen, was bei Kritikern schon lange als sicher galt: Bei der Zuteilung der Emissionspapiere gehe es am Neuen Markt nicht mit rechten Dingen zu. Ein Grund hierfür sind die vielen kleinen Emissionen, bei denen oftmals weniger als 500.000 Aktien ausgegeben wurden. Die Folge: Am ersten Handelstag erreichten die vielfach überzeichneten Papiere traumhafte Höhen - wiederholt Zeichnungsgewinne über 100 Prozent. Nicht selten waren daher die Titel bereits im Vorfeld mehr als hundertfach überzeichnet. Ein Losverfahren sollte bei der Zuteilung für Gerechtigkeit sorgen. Doch die "Glücksfee hatte bisweilen auffällige Vorlieben", schreibt die "Wirtschaftswoche". Institutionelle Anleger und Insider teilen sich anscheinend die begehrten Happen unter sich auf.So sollen beispielsweise enge Angehörige der Hamburger Privatbank Warburg in den Genuß fürstlicher Emissionsgewinne der Bielefelder Computer-Equipment-Aktie gekommen sein. Da in Deutschland - anders als in den USA - kein Gesetz diese Grauzone regelt, ist dem "Kartell der Absahner" auch weiterhin Tür und Tor geöffnet. Auch fehlt es bislang an wirksamen Kontrollen. Private Anleger dürften daher auch in Zukunft leer ausgehen. (god)

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