Pfusch, wohin man schaut

Grobe Fehltritte im Elektronik-Design

06.10.2015
Von Benj Edwards

Der lebendig begrabene Akku


Geräte: iPods, iPhone
Einige begrüßen sicherlich die Entscheidung von Apple ihre Akkus in iPods und dem iPhone unzugänglich ins Gehäuse einzubauen. Schließlich können die Geräte dadurch kompakter und stilvoller gebaut werden, als mit einem herausnehmbaren Akkupack.

Das Problem macht sich aber einige Jahre nach dem Kauf des 400-Euro-iPods bemerkbar. Wollen Sie Musik abspielen oder Apps nutzen werden Sie plötzlich schon kurze Zeit nach dem Aufladen darauf hingewiesen den Akku wieder aufzuladen. Der Akku gibt also langsam den Geist auf und geht kaputt.

Besitzen Sie ein iPod-Modell der älteren Generation, das noch nicht schmal wie ein Stück Papier ist, aber trotzdem 400 € gekostet hat, könnten Sie Glück haben. Mit Spezialwerkzeug können Sie das Gehäuse vorsichtig öffnen und den Akku ersetzen. Dazu sollten Sie einen Akku eines Nachfolgemodells verwenden.

Sollten Sie jedoch ein neueres iPod-Modell besitzen, dann können Sie den iPod nicht mehr gefahrlos öffnen. Dann bleiben Ihnen nur zwei kostspielige Möglichkeiten. Sie schicken Ihren iPod bei Apple ein und bekommen den Akku für 49 € bis 79 € ersetzt. Oder Sie kaufen sich einen neuen iPod.

Außer den Kosten gibt es noch ein weiteres Problem. Apple hat in den letzten Jahren etwa 240.000.000 (240 Millionen) Geräte der iPod-Serie verkauft, die eine deutlich limitierte Lebenszeit erwartet. Wen stört ein nicht mehr funktionsfähiger Akku, wenn das Gerät sowieso nach sechs Monaten veraltet ist, denkt sich Apple und auch die meisten Kunden.

Doch egal ist es nicht. iPods der letzten Jahre werden früher oder später auf dem Müll landen. Zudem sind iPods, da sie Elektronikschrott sind, schwierig entsorg- und recyclebar. Wie uns Umweltschützer schon seit vielen Jahren klar machen wollen bedeuten Wegwerfprodukte ein Anwachsen des Müllberges. In ihm stecken dann nicht mehr aufbereitbare Ressourcen und Giftstoffe, die sich schädlich auf die Umwelt auswirken.

Auch die Macbooks sollen mit integriertem Akku ausgestattet werden.
Auch die Macbooks sollen mit integriertem Akku ausgestattet werden.
Foto: Apple

Zwar reagiert Apple seit 2007 auf diese Kritik und verspricht eingeschickte alte iPods zu recyclen und weniger Giftstoffe in die neueren Geräte einzubauen. Leider werden weiterhin Appleprodukte mit einem verbauten Akku produziert und verkauft.

Das Problem breitet sich sogar weiter aus. Seit dem iPhone werden auch ganze Mac Notebooks mit unerreichbaren Akkupaketen ausgestattet. Dadurch wird weiterhin vermeidbarer Müll erzeugt, dem durch ein cleveres Design für einen auswechselbaren Akku Einhalt geboten werden könnte.

Was hat sich Apple dabei gedacht? Unerreichbare Akkus machen iPods schlanker, einfacher und ästhetischer für den Kunden. Außerdem werden dem Kunden weniger empfindliche Gerätebauteile präsentiert, die versehentlich kaputt gemacht werden können, beispielsweise indem die Batterie falsch herum eingebaut wird. Dies reduziert zusätzlich die Supportkosten und Kleinteile, wie Akkus, müssen nicht aufwendig im Laden vermarktet werden.

Und eine andere Sache ist für Apple natürlich auch wichtig. Durch den im Gerät vergrabenen Akku ist es nur eine Frage der Zeit bis der Kunde ein Gerät der neusten Generation nachfragt. Dadurch wird Apple zum heimlichen Gewinner dieser Strategie, die dem Kunden außer einem besseren Design nur Zusatzkosten bringt.

Doch an dieser Stelle möchte ich den Kunden auch wieder etwas in Schutz nehmen. Appleprodukte können sehr viel schlanker und leichter designt werden als mit einem herausnehmbaren Akku. Im Fall des iPhone werden schlankere Modelle bevorzugt, da Mobiltelefone häufig in der Hosen- oder Jackentasche transportiert werden.

Mit Sicherheit spielt dieser Designvorteil eine nicht zu vernachlässigende Rolle bei der Erklärung des iPhone-Erfolgs. Trotzdem sollte Apple versuchen auch herausnehmbare Akkus in das schlanke Design zu integrieren. Schließlich würde es die Umwelt und den Geldbeutel des Kunden entlasten.

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