Pfusch, wohin man schaut

Grobe Fehltritte im Elektronik-Design

06.10.2015
Von Benj Edwards

Die blinkende Videorekorderuhr


Geräte: Videokassetenrekorder
Falls Sie über 20 Jahre alt sind werden Sie sicherlich einen Videorekorder besessen haben dessen Uhr nach dem Trennen vom Stromnetz geblinkt hat. Die Uhr wurde über eine digitale Zifferanzeige eingeblendet, deren Hauptaufgabe es war beim Abspielen einer Videokassette eine Abspielzeit einzublenden. Um bestimmte Videoszenen wiederzufinden war man auf diese Anzeige beim Vor- und Zurückspulen angewiesen.

Die Uhranzeige war eine logische Konsequenz der Werbestrategie der 70er-Jahre in denen Videorekorder auf den Markt kamen. Die Werbebotschaften lauteten zeitversetztes Ansehen von Fernsehsendungen durch programmierbare Aufzeichnungszeiten und einfaches Überspringen der Werbeunterbrechungen. Die interne Uhr dann anzuzeigen, wenn der Rekorder gerade nicht zur Aufnahme oder zum Abspielen von Kassetten genutzt wurde, war zur Kontrolle und als netter Zusatz die Folge.

Bis hierhin gab es kein Problem mit der Videorekorderuhr. Nur was passierte, wenn der Videorekorder plötzlich keine Verbindung mehr zum Stromnetz hatte, weil er ausgesteckt wurde oder das Wohnviertel von einem Stromausfall heimgesucht wurde? Der Videorekorder verlor mit dem Strom auch die internen Einstellungen, da der Chip auf dem beispielsweise die Uhrzeitinformation gespeichert war eine kontinuierliche Stromzufuhr benötigte. Heutzutage wird dieses Problem mit einer Ersatzbatterie behoben, die einspringt sobald das Gerät keine Stromzufuhr über ein Netzkabel mehr erhält.

Dies wäre noch kein Grund die Uhr blinken zu lassen, wenn man die Stromzufuhr wieder herstellt. Das Ärgerliche nach einem Stromausfall war das Zurücksetzen der vorhergehenden Einstellungen. Meist musste man in unübersichtlichen Menüs mit wenigen, nichtssagenden Tasten die Uhrzeit und die Daten zur automatischen Aufzeichnung wieder einstellen.

Da den meisten Nutzern das Wiederprogrammieren der Einstellungen zu aufwändig war wurde auf das zeitversetzte Aufnehmen verzichtet und Kassetten aus einer Videothek oder dem Laden nebenan gekauft und angesehen. Darum wurden häufiger günstigere Videorekorder ohne programmierbare Aufnahmezeitpläne nachgefragt.

Ende der 90er-Jahre wurden schließlich Videorekorder mit Funkuhren ausgestatten, doch bevor sich diese Technik durchsetzen konnte wurden die Geräte von DVD Abspielgeräten abgelöst. Dadurch ist die blinkende Stomausfalluhr in den Erinnerungen der Meisten ein typisches Videorekorderphänomen geworden.

Warum hat die Uhr denn nun aber nach einem Ausfall geblinkt? Die blinkende Uhr sollte dem Nutzer mitteilen, dass der interne Speicher verloren gegangen ist. Dies sollte dem Nutzer ins Auge stechen, sodass ihm das Problem bewusst wird. Zudem ist diese "Problemlösung" um einiges günstiger als Videorekorder mit einer Zusatzbatterie für eine Notstromversorgung auszustatten.

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