Pfusch, wohin man schaut

Grobe Fehltritte im Elektronik-Design

06.10.2015
Von Benj Edwards

Zu viele Tasten auf der Fernbedienung

Nennen Sie es Benjs Gesetz. Die Anzahl der Tasten auf einer durchschnittlichen Fernbedienung verdoppelt sich alle 15 Jahre. Damit ergibt sich folgender Zusammenhang.
1950: vier Tasten
1965: acht Tasten
1980: 16 Tasten
1995: 32 Tasten
2010: 64 Tasten
2025: 128 Tasten
2040: 256 Tasten
2055: 512 Tasten

Die neuste Time Warner Cable DVR Fernbedienung (2009) wartet schon mit erstaunlichen 62 Tasten auf von denen wohl die meisten Tasten nie genutzt werden. Benjs Gesetz scheint sogar etwas zu wenig vorherzusagen, denn Time Warner Cable plant nächstes Jahr eine Fernbedienung mit einer Taste pro Fernsehkanal auf den Markt zu bringen.

Um es kurz zu machen: Es gibt einfach keinen Grund für so viele Tasten auf einer Fernbedienung. Viele Fernbedienungen könnten durch eine clevere Einbindung der Bildschirmmenüs entrümpelt werden. Ein Daewoo Fernsehset, besitzt 22 Tasten für die Fernsehsteuerung und zusätzlich vier weitere Tasten (Vorwärts, Rückwärts, Start/Stopp, Aufnahme) für einen Festplattenreceiver. 26 Tasten für die perfekte Fernbedienung.

Warum ist die Anzahl der Fernbedienungstasten so rasant explodiert? Dies hängt mit der allgemeinen Denkweise in der Elektronikbranche zusammen. Es gilt vereinfacht der Satz, je komplexer das Produkt, desto besser. Dieser Leitsatz ist aus der Not geboren, dass Elektronikartikel einen sehr kurzen Produktzyklus besitzen und damit sehr schnell nach dem Neuerscheinen veralten. Um sich am Markt behaupten zu können müssen also bei der nächsten Generation neue Optionen, die nicht unbedingt notwendig sind, angeboten werden, sodass Kunden verlockt werden ihr altes Gerät zu entsorgen und eines der neusten Generation zu kaufen.

Wenn dieses Denken einige Jahrzehnte anhält steht plötzlich ein 20-köpfiges Monsterprodukt in den Regalen, das plötzlich niemand, auch kein Techniker mehr anfassen möchte. Dann kommt Apple, wagt sich wieder heran, vereinfacht es und wird wieder einmal zum Helden. Es ist fast voraussehbar: Steve Jobs und die Ein-Tasten-Fernbedienung, die erfühlt was man gerade tun möchte.

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