Umbau der Konzernstruktur

Großumbau bei Microsoft

22.09.2005
Microsoft hat den Umbau seiner Konzernstruktur beschlossen. Nur noch drei Geschäftsbereiche statt bislang sieben sollen

Microsoft hat den Umbau seiner Konzernstruktur beschlossen. Nur noch drei Geschäftsbereiche statt bislang sieben sollen den Softwerker wieder Tempo aufnehmen lassen. Entscheidungsprozesse sollen beschleunigt werden und die verantwortlichen Manager größeren Entscheidungsspielraum erhalten.

Vorstandschef Steve Ballmer erklärte, bisher seien viele Entscheidungen nur deshalb ihm oder Bill Gates vorgelegt worden, weil es oft Überschneidungen zwischen den sieben Geschäftsbereichen gegeben habe.

So wird es die Abteilung Plattform-Produkte und Dienste (Platform Products and Services) geben; in dieser wird die gesamte Windows-Palette inklusive MSN zusammengefasst. Die Abteilung werden der bisherige Vertriebschef Kevin Johnson und Jim Allchin führen. Allchin wird allerdings Ende 2006 in den Ruhestand gehen. In der "Business Division" werden die Geschäfte mit der Office-Software und weiteren Firmenanwendungen gebündelt.

Jeff Raikes, zuletzt Vizepräsident Information Worker Business, ist für sie verantwortlich. Die dritte Abteilung "Entertainment & Devices", von Robbie Bach geleitet, wird sich um die Bereiche Unterhaltung und Geräte (Entertainment and Devices), um Computerspiele, die Spielkonsole Xbox und mobile Geräte kümmern. Bach war bisher Senior Vizepräsident der Home und Entertainment-Abteilung.

Die bisherigen sieben Konzernabteilungen Windows Client, Server & Tools, Information Worker, Business Solutions, MSN, Mobile und Embedded Devices sowie Home and Entertainment seien nicht mehr in der Lage gewesen, schnell genug auf den Wettbewerb und auf Kundenwünsche zu reagieren, so Ballmer. Unter anderem will Microsoft seine Marktanteile in den Bereichen Spiele-Software und Internet-Suchmaschinen ausbauen. Auch das Thema Internet-Telefonie nimmt Microsoft in Angriff, und neuesten Gerüchten zufolge werde nun ein zweites Mal das Thema SAP-Übernahme erwogen.

Aber Microsoft hat sich in den letzten Monaten Kritik eingehandelt. Unter anderem wurden Wachstum und Profitabilität der Gates-Company als zu gering eingeschätzt, und mehrere Artikel beschäftigten sich intensiv damit, ob Microsoft nicht längst ins Stadium seiner Verwaltung als Großkonzern eingetreten wäre.

Ersten Reaktionen von Analysten war zu entnehmen, dass sie die Reorganisation begrüßen. Microsoft werde effektiver als bislang Produkte ausliefern können, die Technologien auch aus den Abteilungen beinhalten, die in den letzten zwei oder zweieinhalb Jahren voneinander abgeschotten waren, sagte Analyst Rob Enderle. Die neue Struktur sei logisch, da sie die Kundenabasis besser als bislang abbilde, war von Forrester-Analyst Ted Schadler zu hören.

Und IDC-Analyst Dan Kusnetzky sagte, Microsoft habe sich jetzt eine Organisation verpasst, die der Orientierung nach Service-basierenden Umsätzen entspreche. Allerdings meinte er auch, dass einige Kunden, gewohnt, mit immer den selben Leuten zu sprechen, sich befremdet zeigen könnten. Eine solche Reaktion rief Microsoft letzte Woche hervor, als es sagte, Unternehmenskunden von Windows "Vista" müssten in jedem Fall Software Assurance-Verträge abschließen, ob sie nun wollten oder nicht.

Mit welchen Konsequenzen die Partnerorganisationen von Microsoft zu erwarten haben, ist offen.

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