Grund zum Lächeln: Digitale Kameras eröffnen der Fotografie neue Perspektiven

21.03.1997
HANNOVER: Die Zukunft der Fotografie ist digital. Erstmalig auf der Photokina im Herbst letzten Jahres der Öffentlichkeit hierzulande vorgestellt, entwickelten sich digitale Kameras zu einem der CeBIT-Highlights '97. Die Computerbranche hat schnell reagiert und präsentierte alles was der digitale Heim- und Hobbyfotograf zum Datenaustausch mit dem PC und zur Bildbearbeitung am PC benötigt.Nachdem 1997 nach Einschätzung der GFK voraussichtlich 15 Prozent der Haushalte in Deutschland über einen PC verfügen, soll es nunmehr einen Grund mehr geben, der diese Investition nachträglich rechtfertigt. Digitale Fotografie heißt das Zauberwort, bei dem der PC eine zentrale Rolle spielt. Von einer "Killerapplikation für den Konsumenten" sprach beispielsweise die Zeitschrift Business Week. Digitale Kameras, die sich vom Aussehen nur unwesentlich von herkömmlichen Kleinbildkameras unterscheiden, speichern Bilder auf Chips und nicht mehr auf Zelluloid. Mehr Bedienungskomfort sorgt dafür, daß das Erstellen guter Schnappschüsse gerade für Hobbyfotografen künftig kein Glücksspiel mehr ist. In der Vergangenheit brachte man nach der Aufnahme den Film ins Labor und hoffte das Bild zurückzubekommen, das man sich vorgestellt hatte. Bei der digitalen Fotografie kann der Hobbyfotograf künftig mit Hilfe seines PC-Equipments die Rolle des Entwicklers, Retuscheurs und Künstlers selbst übernehmen.

HANNOVER: Die Zukunft der Fotografie ist digital. Erstmalig auf der Photokina im Herbst letzten Jahres der Öffentlichkeit hierzulande vorgestellt, entwickelten sich digitale Kameras zu einem der CeBIT-Highlights '97. Die Computerbranche hat schnell reagiert und präsentierte alles was der digitale Heim- und Hobbyfotograf zum Datenaustausch mit dem PC und zur Bildbearbeitung am PC benötigt.Nachdem 1997 nach Einschätzung der GFK voraussichtlich 15 Prozent der Haushalte in Deutschland über einen PC verfügen, soll es nunmehr einen Grund mehr geben, der diese Investition nachträglich rechtfertigt. Digitale Fotografie heißt das Zauberwort, bei dem der PC eine zentrale Rolle spielt. Von einer "Killerapplikation für den Konsumenten" sprach beispielsweise die Zeitschrift Business Week. Digitale Kameras, die sich vom Aussehen nur unwesentlich von herkömmlichen Kleinbildkameras unterscheiden, speichern Bilder auf Chips und nicht mehr auf Zelluloid. Mehr Bedienungskomfort sorgt dafür, daß das Erstellen guter Schnappschüsse gerade für Hobbyfotografen künftig kein Glücksspiel mehr ist. In der Vergangenheit brachte man nach der Aufnahme den Film ins Labor und hoffte das Bild zurückzubekommen, das man sich vorgestellt hatte. Bei der digitalen Fotografie kann der Hobbyfotograf künftig mit Hilfe seines PC-Equipments die Rolle des Entwicklers, Retuscheurs und Künstlers selbst übernehmen.

Herzstück digitaler Kameras ist ein mit winzigen Fotozellen ausgestatteter Chip, der einfallendes Licht in digitale Informationen umwandelt. Diese Informationen werden pro Bild auf einem Wechselspeicher in Form einer PC-Card abgelegt oder direkt per Kabel oder Infrarot-Schnittstelle an den PC übertragen. Über entsprechende Softwarepakete können die Bilder dort retuschiert, weiterverarbeitet oder ausgedruckt werden. Soviel Bedienungskomfort hat allerdings seinen Preis. Je mehr Bildqualität verlangt wird, desto teurer ist der verwendete Fotochip. Digitale Kameras der unteren Preisklasse, sogenannte Snapshot-Kameras, kosten zwischen 500 Mark und 2.000 Mark. Die Erwartungen an die Bildqualität dieser Produkte sollte der Kunde nicht zu hoch ansetzen. Digitale Kameras dieser Preisklasse bieten bildtechnisch nicht mehr als Kleinbildkameras für 200 Mark. Digitale Spiegelreflexkameras für professionelle Ansprüche sind zur Zeit nicht unter 10.000 Mark zu bekommen.

Dennoch sind die Anwendungsbereiche einfacher digitaler Kameras vielfältig. Sie beschränken sich nicht auf Hobbyfotografen im Heimbereich, sondern schließen auch branchenspezifische Anwendungen, beispielsweise für Gutachter und Makler, ein. Sogar Designern und professionellen Fotografen können sie beim Erstellen von Entwürfen ausgesprochen nützlich sein.

Kampf um Marktanteile ist eröffnet

Vielfältig wie die Anwendungsbereiche war auch das Angebot der auf der CeBIT '97 ausgestellten Komponenten und Komplettlösungen. Neben den digitalen Kameras wurden Fotodrucker, Fotoscanner zum Einlesen von Bildern und Dias sowie Software-Pakete zur Bildbearbeitung präsentiert.

Hewlett-Packard stellte mit PhotoSmart ein komplettes auf den Heimanwender abgestimmtes PC-Fotografiesystem vor. Digitale Fotos können über eine Digital-Kamera erstellt, oder alternativ über einen Fotoscanner von vorhandenen Fotos, Dias oder Negativen eingescannt werden. Die Ausgabe von professionell aussehenden Prints erfolgt dann über einen Fotodrucker. Vorteil des Systems ist, daß sogar vergilbte Fotos und Unikate, zu denen es keine Negative mehr gibt, reproduziert werden können. Die Kamera soll ab Mai zu einem Preis von knapp 800 Mark verfügbar sein, Fotodrucker und Fotoscanner werden ab September in den Regalen stehen und dann laut Herstellerangabe jeweils deutlich unter 1.000 Mark kosten.

"Unser Ziel ist die Marktführerschaft", betonte Marc Irmisch, zuständig für Consumermarketing bei der Hewlett-Packard GmbH in Böblingen und stellte mit Microsoft gleich den passenden Kooperationspartner vor. Deren eigens für die Bildbearbeitung entwickeltes Programm Picture It! wird ab Mai 1997 als CD-ROM für Windows 95 in deutscher Version verfügbar sein und ist Bestandteil der HP PhotoSmart. Microsofts Picture It! wird darüber hinaus auch separat zu einem Preis von 159 Mark über den Fachhandel angeboten. Das Programm ist mit einer Reihe von Funktionen zur Fehlerkorrektur und zur Optimierung von Aufnahmen ausgestattet. Zum Lieferumfang gehören Hilfsprogramme zum Erstellen von Kalendern, Fotoalben, Collagen und Internet-Seiten.

Eine ähnliche Strategie wie der Druckerprimus verfolgt auch Filmproduzent Agfa. Auch hier setzt man auf komplette Digital-Imaging-Lösungen für den Heim- und SOHO-Bereich (Small Office/Home Office). Die vorgestellte Produktpalette umfaßt den Farbscanner Agfa SnapScan, die digitale Kamera Agfa ePhoto sowie spezielle Papiere und Folien für Tintenstrahldrucker. Der Ausgabebereich wird durch eine auf der Messe angekündigten Kooperation mit dem Druckerhersteller Lexmark abgedeckt. Aggressiv ist das angestrebte Pricing. Der Preis für das Bundle, bestehend aus dem Agfa SnapScan und dem Lexmark Farbtintenstrahldrucker Jetprint 1020, wurde auf 799 Mark festgelegt.

Ebenfalls den Heim- und SOHO-Markt fest im Visier hat Canon. Mit PhotoRealism definierte das Unternehmen ein ganzheitliches Konzept für höchste Farbqualität. Produkte mit diesem Gütesiegel erfüllen, so Canon, höchste Qualitätsanforderungen. Das Konzept beschränkt sich dabei nicht auf Drucker, sondern schließt auch Eingabesysteme wie Scanner und digitale Kameras ein. Ebenso wie HP und Agfa bietet Canon das komplette Produktspektrum vom Scanner über die digitale Kamera bis hin zu Fotoprintern, Fototinte und Fotodruckmedien.

Ein Produkt der außergewöhnlichen Art zeigte Sharp. Neben der digitalen Kamera ViewHunter präsentierte man mit dem Sharp Color ZR den ersten multimediafähigen Palmtop Computer, der sich mit einer frei schwenkbaren Aufstecklinse in eine digitale Kamera verwandeln läßt. Maximal 90 Normal- oder Makroaufnahmen können mit knapp 270.000 Pixel Auflösung gespeichert und als Dias auf dem 18 Zentimeter messenden Display vorgeführt werden. Der Preis wurde inklusive Linse mit zirka 2.200 Mark angegeben.

Gleich ein ganzes Sortiment an Digital-Kameras bietet Casio. Die bisherigen Kameras QV-10A und QV-100 wurden durch die neue QV-300 mit noch höherer Auflösung ergänzt.

Eine Besonderheit bei Casio ist der Digital Photo Printer DP-8000. Hierbei handelt es sich nicht um einen Farbtintendrucker, sondern um einen Thermosublimationsdrucker, der es über eine Menü-Funktion erlaubt, Bildergänzungen und Kombinationen ohne PC-Anschluß auszudrucken.

Kreativ zeigten sich auch die Entwickler bei Minolta. Die Dimëge V besitzt ein abnehmbares Objektiv, das über ein Kabel mit dem Gehäuse verbunden ist. Der Fotograf hält das Objektiv in Richtung des Motives, überprüft das Bild im eingebauten Farbmonitor und löst aus. Überzeugt vom neuen Konzept ist Frank Tückmantel, Produktmanager bei Minolta. "Die Dimëge ist die ideale Kamera für alle, die nicht mehr mit Papier-, sondern mit Computerbildern arbeiten. Mit 1.200 Mark kostet sie nur einen Bruchteil der herkömmlichen digitalen Profi-Kameras, leistet im Multimedia- oder Onlinebereich jedoch das gleiche." Die Dimëge V kommt voraussichtlich im Sommer auf den deutschen Markt. Digital Imaging Produkte für professionelle Anwendungen demonstrierte Kodak. Zusammen mit dem Kataloganbieter Neckermann präsentierte man ein digitales Fotostudio in Aktion. Der Versandhändler betreibt eines der größten Fotostudios in Deutschland und praktiziert bereits seit 1995 digitale Fotografie. Die digitalen Profikameras von Kodak wie beispielsweise die von Neckermann eingesetzte DCS 460 basieren auf der Spiegelreflexkamera Nikon F90. Mit einer Auflösung von sechs Millionen Pixel und einer 36-Bit-Farbtiefe stellen sie die "S-Klasse" der digitalen Kameras dar. Parallel zur Demonstration ihrer High-End-Produkte kündigte Kodak deutliche Preissenkungen bei einfachen Digital-Kameras für den Consumermarkt an. 399 Mark, 899 Mark und 1.345 Markt sind die neuen Preise der Kodak-Produkte DC 20, DC 25 und DC 50.

Neben den bereits genannten Unternehmen zeigten auf der CeBIT '97 neben Photogiganten wie Olympus und Fuji auch die Computerunternehmen Hitachi, Sony, Toshiba, Sanyo und Panasonic ihre neuesten Erzeugnisse rund um Digital Imaging.

Märkte wachsen zusammen

Der Trend ist deutlich spürbar. Foto- und PC-Markt kommen sich näher. Analysten erwarten ein starkes Wachstum der digitalen Fotografie in den nächsten Jahren. Von den 36 Millionen Haushalten in Deutschland besitzen heute 80 Prozent eine konventionelle Kamera und 15 Prozent einen Personal Computer. Schätzungen von Kodak und Casio gehen davon aus, daß 1997 bereits 100.000 Digital-Kameras in der Preisklasse kleiner als 1000 Mark in Deutschland verkauft werden. Das entspricht immerhin drei Prozent des klassischen Kameramarktes. Setzt sich diese Entwicklung fort, könnte, unterstützt durch den gleichzeitigen Anstieg der Zahl der PCs in den Haushalten laut GFK auf 21 Prozent, der Markt digitaler Kameras im Jahr 2000 in Deutschland eine Million Stück erreichen. "Purvasive Computing" heißt laut Harald Rohowsky, Leiter der Hewlett-Packard Consumer Products Business Organisation, das Stichwort, nachdem der Computer allgegenwärtig und dennoch kaum spürbar immer mehr Einfluß in privaten Haushalten gewinnt. Die digitale Fotografie könnte ein klassisches Beispiel dafür werden. (sd)

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