Gulp: 20.000 freiberufliche Computerexperten auf einen Klick

08.03.2001
Jobbörsen gibt es wie Sand am Meer. Der Internet-Dienst Gulp hat sich auf die Vermittlung von IT-Freiberuflern spezialisiert - und ist damit eigenen Angaben zufolge der einzige seiner Art.

Kennen Sie Gulpowski? Gulpowski ist der Papagei von Andreas Schubert und wird auch schon mal Gulp gerufen. Andreas Schubert wiederum ist Mitbegründer und Geschäftsführer des Portals für IT-Projekte, dem der gefiederte Schreihals seinen Namen gab.

20.000 IT-Freiberufler haben sich mittlerweile kos-tenlos in die Profiledatenbank von Gulp eingetragen und recherchieren dort nach offenen Positionen. Das sind dem Statistischen Bundesamt zufolge immerhin mehr als 70 Prozent aller deutschen freiberuflichen IT-Spezialisten - und jeden Monat kommen durchschnittlich 650 neue Einträge hinzu. Den Computerexperten auf Jobsuche stehen etwa 700 Arbeitgeber aus den Bereichen Personalvermittlung, Unternehmensberatung und IT-Dienstleistung gegenüber. Gegen eine Gebühr, die sich nach der Zahl der Adress-Kontakte richtet, können sich diese Kunden aus der Gulp-Da-tenbank den passenden Spezialisten für ihr Projekt auswählen. "Der Endkunde braucht bei der Suche nach Freiberuflern keine Kette von Vermittlern zwischenschalten, sondern kann direkt bei uns die Freiberufler-Profile einsehen", erklärt Karl Trageiser, Mitglied der Geschäftsführung, die Vorteile des Internet-Marktplatzes. Durchschnittlich würden etwa 3.000 Projektangebote im Monat über Gulp abgewickelt, so der Manager weiter

Für den Fall, dass sich ein Projekt nicht mit freien Mitarbeitern durchführen lässt, bietet das Portal seit April vergangenen Jahres den so genannten Dienstleister-Guide. Zum Preis von 2.900 beziehungsweise 5.800 Mark pro Halbjahr können sich hier Systemhäuser vorstellen, die als Subunternehmer schlüsselfertige Projekte realisieren oder über Spezialkenntnisse verfügen. Bisher haben das etwa 400 Dienstleister getan.

Neben Computerexperten und zu besetzenden Projekten finden Besucher auf der Gulp-Seite Informationen rund um das Projektgeschäft: so beispielsweise aktuelle Statistiken, Artikel zu steuerlichen Fragen oder Tools zur Ermittlung von Stundensätzen. Dass das Angebot genutzt wird, zeigen die Zugriffszahlen: Zu Spitzenzeiten verzeichnet der Internet-Dienst mehr als vier Millionen Hits im Monat, gibt Gulp an.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Internet-Diensten hat Gulp nach eigenen Angaben beinahe von Anfang an Gewinne erzielt und sich selbst finanziert - ohne die Aufnahme von Venture Capital oder Bankkrediten. "Wir haben im Oktober 1996 mit 25.000 Mark Startkapital begonnen und im August 1997 erste Gewinne gemacht. In der Anfangszeit haben wir uns selbst kein Gehalt gezahlt - und Profit sofort wieder in Marketing und Mitarbeiter investiert", plaudert Geschäftsführer Trageiser aus dem Nähkästchen.

Diese mageren Zeiten sind nun vorbei: Im vergangenen Jahr hat der Internet-Marktplatz Trageiser zufolge 5,7 Millionen Mark Umsatz und dabei zwei Millionen Mark Gewinn gemacht. Zum Vergleich: 1999 belief sich der Umsatz noch auf 2,27 Millionen Mark. "Für das Jahr 2001 haben wir uns vorgenommen, den Umsatz von 2000 zu verdoppeln. Außerdem wollen wir mehr große Dienstleister für unser Portal gewinnen", umreißt der Geschäftsführer seine Ziele für das laufende Jahr. Um das zu erreichen, will die Gulp-Mannschaft ihre Website um zwei Services erweitern: Zu der Freiberuflerbörse und dem Dienstleister-Guide sollen noch in diesem Jahr ein Portal für IT-Dienstleister hinzukommen sowie ein Produkte-Guide für spezielle Software, die nicht im Handel erhältlich ist.

Ab dem zweiten Halbjahr will das Münchener Unternehmen zudem seine Internationalisierung vorantreiben. Die Domain Gulp.com hat man bereits gekauft - "für 40.000 Mark", bedauert Gulp-Geschäftsführer Trageiser den hohen Preis. Ob das Portal langfristig auch auf andere Berufsguppen ausgeweitet werden soll? "Nein, dazu kämen wir zu spät. Denn mittlerweile gibt es im deutschsprachigen Raum rund 300 Jobbörsen. Dank unserer Spezialisierung auf IT-Freiberufler haben wir hier derzeit allerdings keinen Wettbewerber", gibt der Gulp-Mann Einblick in die Strategie des Portals. www.gulp.de

ComputerPartner-Meinung:

Nicht alle Branchen erreichen ihre Mitarbeiter über Internet-Jobbörsen. Denn erst 30 Prozent der deutschen Haushalte verfügen laut Marktforscher AC Nielsen über einen Web-Zugang. Vor diesem Hintergrund klingt die Spezialisierung von Gulp auf IT-Freiberufler viel versprechend. Zur Akzeptanz des Dienstes dürfte der akute Fachkräftemangel ein Übriges tun. (kj)

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