Gut Ding will Weile haben - E-Commerce wächst langsam

10.05.2001
Obwohl die Entwicklung zum B2B-Internet-Handel in Europa ein wenig lahmt, sind die langfristigen Aussichten positiv. Dies sagt eine Studie des Marktforschungsunternehmens Gartner.

Gartner definiert B2B-Internet-Commerce als den Handel mit Gütern und Dienstleistungen, der übers Internet abgewickelt werden. Dies schließt Internet-EDI (Electronic Data Interface), virtuelle Marktplätze und Extranets mit ein, nicht jedoch geschlossene Netzwerke.

Im Jahr 2000 erreichten die B2B-Transaktionen via Internet ein Volumen von 81 Milliarden Euro. Das sind 0,3 Prozent des gesamten B2B-Handels in Europa.

Trotz einer Wachstumsrate von 294 Prozent wurden viele hochgesteckte Erwartungen, welche die Wirtschaft im Hinblick auf das B2B-Internet-Geschäft hegte, nicht erfüllt. Dies lag laut Gartner zum einen daran, dass die Quelle Venture Capital austrocknete, was den Fortgang vieler Projekte hemmte. Zum anderen ging der Übergang zum E-Commerce schlichtweg zu langsam vonstatten.

Für dieses Jahr sagen die Marktforscher einen Anstieg des Internet-gestützten Handels auf 209 Milliarden Euro voraus, die Wachstumsrate wird dabei mit 159 Prozent prognostiziert. Gegen Ende des Betrachtungszeitraums im Jahr 2005 wird das Volumen der Studie gemäß 1,94 Billionen Euro betragen. Immerhin sind das dann sechs Prozent des gesamten B2B-Handels in Europa.

Nach Ansicht der Gartner-Experten geben die Internet-Marktplätze ein klassisches Beispiel dafür ab, wie man sich überteuert verkauft. Nur ein kleiner Teil der europäischen Firmen nutzt zur Zeit das Internet als funktionierenden Beschaffungskanal, und sogar noch weniger Unternehmen kaufen auf Online-Marktplätzen ein. Diese würden erst im Jahr 2003 einen spürbaren Einfluss auf den E-Commerce via Internet überhaupt haben, heißt es weiter.

Nennenswerte Gewinnaussichten stellen sich nur ein, wenn man längerfristig denkt und das Internet erfolgreich in sein Geschäftsmodell integriert. Gut Ding will Weile haben, doch prophezeien die Auguren den Hartnäckigen und Behutsamen eine beachtliche Belohnung.

Top-to-Down-Wachstum

Etwa 500 Unternehmen werden das B2B-Geschäft im Internet entscheidend vorantreiben. Diese Firmen verfügen derzeit über ein ausreichend großes Umsatzvolumen, um eine überlebensfähige elektronische Wertschöpfungskette aufzubauen.

E-Business im kleineren Rahmen wird sich entwickeln, indem in einer Art Top-to-Down-Wachstum mittelständische Unternehmen über die Nachfrage der großen Unternehmen aus Hightech-, Chemie- oder Autoindustrie nach Dienstleistungen am Wertschöpfungsprozess via Internet partizipieren. Dies führe nach und nach zu einer Umstrukturierung des gesamten B2B-Handels, so Gartner, bis er schließlich zu einem normalen Bestandteil der alltäglichen Geschäftsabwicklung werde.

www.gartner.de

ComputerPartner-Meinung:

Enttäuschte Erwartungen im Zusammenhang mit Internet-basierenden Geschäften gehören ja schon fast zur Tagesordnung. Gegen einen gesunden Optimismus ist nichts einzuwenden, doch scheint immer dann, wenn es ums rasant wachsende Internet geht, der Blick in die Zukunft von Euphorie getrübt zu sein. Gefragt sind nun Nüchternheit und eine Konzentration der Kräfte auf das Machbare. (de)

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