Gute Absatzchancen für Spielekonsolen

09.08.2001
Bis vor kurzem war der Spielekonsolenmarkt noch in Ordnung. In diesem Bereich tummelten sich nur drei Hersteller: Sony, Nintendo und Sega. Mit Microsofts Ankündigung, dort auch mitmischen zu wollen, gerieten die traditionellen Hersteller unter Zugzwang.

Im Gegensatz zum schnelllebigen PC-Geschäft ist der Spielekonsolenmarkt eher statisch. Eine einmal konzipierte Konsole überdauert leicht mehrere Jahre, während beim PC spätestens nach wenigen Monaten schon wieder neue Komponenten auf dem Markt sind.

Jahrelang teilten wenige Hersteller den Markt unter sich auf. Als Mic-rosoft vor gut einem Jahr ankündigte, selbst eine Spielekonsole herauszubringen, erwachten die übrigen Hersteller aus ihren Dornröschenschlaf.

Frischer Wind kam in die Szene. Neue Spielkonsolen wurden von anderen Herstellern ebenfalls angekündigt. Doch mit genau diesem Schritt wurden die Käufer verun-sichert. Das Weihnachtsgeschäft 2000 haben sich die Hersteller selbst kaputt geredet. Denn wer will noch ein altes Modell einer Spielekonsole kaufen, wenn in wenigen Monaten schon der Nachfolger in den Läden steht?

Spielkonsole contra PC

Die Vorteile einer Spielekonsole gegenüber dem PC liegen klar auf der Hand. Beim PC ist der Anwender gezwungen, vor Spielbeginn mehr oder weniger umständlich etliche MB auf der Festplatte zu installieren. Außerdem gestattet der Anwender bei der Installation einem fremden Programmierer, auf seiner Festplatte spazieren zu gehen. Und der wird für sein Spiel immer versuchen, die optimale Umgebung zu schaffen: Da werden ohne Nachfrage einfach neue Versionen von Treibern installiert und natürlich die alten gelöscht. Ob danach bereits installierte Programme noch laufen, kümmert den Spielehersteller wenig. Erst wenn diese Hürden genommen sind, kann das Spiel gestartet werden.

Um wie viel einfacher zu bedienen ist dagegen eine Spielkonsole: CD oder DVD einlegen, und los gehts. Viele Endkunden geben diesem Konzept recht. Zusätzlich zum PC sind in etlichen Haushalten auch Spielkonsolen zu finden. Und es werden immer mehr.

Der Wind wird rauer

Zu Weihnachten rechnen Analysten und Hersteller mit einen regelrechten Ansturm auf Spielekonsolen. Am 8. November will Microsoft in den USA 800.000 Xboxen auf den Markt werfen und damit Sonys Playstation 2 das Weihnachtsgeschäft verderben. Doch dem Softwareriesen bläst schon vor der Einführung der Xbox ein scharfer Wind aus Japan entgegen. Denn Nintendo will seinen Gamecube drei Tage früher in den Läden und um rund 100 Dollar billiger als die Xbox anbieten.

Im Weihnachtsgeschäft wird nach Ansicht vieler Analysten der Grundstein für eine neue Generation von Videokonsolen gelegt. Der Absatz soll sich beschleunigen und im Jahr 2003 seinen Höhepunkt mit 35 Prozent Wachstum erreichen. Dann sollen weltweit rund 130 Millionen der schuhkartongroßen Blechkisten mit den leistungsfähigen 128-Bit-Prozessoren in den Wohnzimmern stehen. Dabei bleibt der Einsatz nicht auf das Spielen beschränkt. Neben Spielen sollen die Geräte als Internet-Anbindung, E-Mail-Terminal, DVD-Player und als Settop-Box für Pay-TV dienen. 2004 sollen bereits 180 Millionen Geräte verkauft worden sein.

Kein Wunder also, warum der Softwaregigant jetzt in diesem neuen Markt einen Fuß in der Tür haben möchte. Denn bislang ist dieser Markt fest in der Hand der Japaner. Dafür greift Microsoft tief in seine eigene Tasche. Insider schätzen, dass der Konzern dafür einen Verlust von bis zu 150 Dollar pro verkaufter Spielekonsole in Kauf nimmt. Die Gelder dafür müssen aus der verkauften Software kommen. Analysten von Société Générale (SG) schätzen, dass sich der Markt von heute rund 20 Milliarden Dollar bei einem Softwareanteil von etwa 60 Prozent für Videokonsolen bis zum Jahr 2003 weltweit verdoppeln wird.

Der Schlüssel zum Erfolg

Gute und exklusive Software ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. Eine so genannte Killerapplikation genügt, und der Erfolg der Konsole ist garantiert. Man denke nur an das Spiel "Tomb Raider" mit "Lara Croft", eine Figur, die erst den Erfolg der Playstation 1 begründete. Oder an die Spiele "Mario Brother" und "Pokemon", die Nintendos Gameboy an die Spitze katapultierten. Nintendo besitzt in diesem Segement keine nennenswerte Konkurrenz und hat quasi eine Monopolstellung im Handheld-Spielekonsolenmarkt inne.

Entscheidend für jedes neue Modell einer Spielekonsole ist, dass bereits am Verkaufstag genügend zugkräftige Software zur Verfügung steht. Denn damit steht und fällt der Erfolg. Zum Erscheinungstermin der Playstation 2 hatte Sony genau dies außer Acht gelassen, und weitere neue Spiele tröpfelten regelrecht in den Markt. Microsoft will es besser machen: 15 bis 20 Top-Titel für die Xbox sollen bereits am Verkaufstag in den Regalen stehen.

Als Speichermedium für die künftigen Spiele setzt Microsoft auf preisgünstige Standard-CDs und DVDs. Nintendo dagegen präferiert eine spezielle Mini-DVD mit acht Zentimeter Durchmesser, die 1,5 GB Daten fassen soll. Nach Aussagen von Nintendo soll die Mini-DVD nicht als Rohling im freien Markt erhältlich sein. Raubkopierern will das Unternehmen somit das Leben schwer machen. Damit liegt das Monopol für die Spieleherstellung komplett bei Nintendo. Da Nintendo ebenfalls die Rechte an fast allen seinen Spielfiguren, wie zum Beispiel Pokemon besitzt, kann das Unternehmen mit Merchandising gute Gewinne machen.

ComputerPartner-Meinung:

Spielekonsolen werden in den nächsten Jahren einen gewaltigen Boom erleben. Denn schon allein durch die einfache Bedienung haben sie einen riesigen Vorteil gegenüber den PCs. Und sie können immer mehr. Die kommenden Generationen der Spiele für den PC werden sich an der Wiedergabequalität der Konsolen messen lassen müssen.

In den Privathaushalten nimmt der Trend zu, sich neben dem PC eine Spielekonsole fürs Wohnzimmer anzuschaffen. Viele meiner spielsüchtigen Kollegen haben sich eine oder zwei Konsolen gekauft, um ohne Stress die neuesten Spiele sofort ausprobieren zu können. Es lohnt sich also auch für den Fachhandel, ein Auge auf das Zusatzgeschäft Spielekonsolen zu werfen. (jh)

Softwarehersteller bekommen Konkurrenz

Tomb Raider und Co. auf japanisch

Mit den neuen Konsolen steigen die Ansprüche an Programmierer neuer Spiele - auch ebenso für die Investoren. Denn schnell kommen für eine Neuentwicklung mehrere Millionen Dollar zusammen. Zurzeit bestimmen noch Firmen wie Electronic Arts, Ubi Soft und Infogrames das Bild im deutschen Markt. Doch die Zeit ist reif für einen drastischen Umbruch, denn deren Marktposition ist noch keinesfalls gefestigt.

In Europa sind die japanischen Spielehersteller wie Konami, Square oder Capkom weitestgehend unbekannt. Doch gerade diese Hersteller drängen auf den Weltmarkt. Und das könnte ihnen ohne Probleme gelingen, verfügen sie doch über eine sehr große Erfahrung im Markt für Videospiele. Auch Sega, will sich in Zukunft, nach Einstellung der eigenen Konsole Dreamcast, als Softwareentwickler etablieren.

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