C2C-Verkäufe ab sofort gebührenfrei

Händler begrüßen eBays Privatkunden-Initiative



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Jahrelang hat sich eBay bemüht, vom Image des Online-Auktionshauses für Jedermann loszukommen und sich als professioneller Marktplatz zu präsentieren. Mit der Aufhebung der Gebühren für private Verkäufer wurde nun die Kehrtwende vollzogen – was sagen eBay-Händler dazu?
eBay hat die Einstellgebühren und Verkaufsprovisionen für private Verkäufer gestrichen
eBay hat die Einstellgebühren und Verkaufsprovisionen für private Verkäufer gestrichen
Foto: eBay

Mit "3...2...1...meins!" hat eBay Anfang der 2000er Jahre einen Werbe-Claim erfunden, der für den Online-Marktplatz gleichermaßen Segen wie Fluch war: Zwar steigerte der einprägsame Slogan die Markenbekanntheit von eBay enorm, doch war die Plattform seitdem in der Kundenwahrnehmung stark mit Online-Auktionen von Privatpersonen verbunden. eBay dagegen setzte zunehmend auf die Stärkung der gewerblichen Angebote, um dem Aufstieg von Amazon, das seinen Marketplace in Deutschland 2002 startete, etwas entgegenzusetzen. Mit dieser Strategie war eBay durchaus erfolgreich: So sind heute gewerbliche Händler für rund 80 Prozent des Handelsgeschehens auf der Online-Plattform verantwortlich.

Trotzdem setzt eBay nun zu einer Kehrtwende an: Seit 1. März entfallen für private Verkäufer die Einstellgebühren und Verkaufsprovisionen. Der Online-Marktplatz rückt damit den C2C-Charakter der Plattform wieder deutlich stärker in den strategischen Fokus. Eine Werbekampagne unter dem Motto "Lass es los. Kostenlos" soll den Richtungswechsel möglichst breit bekanntmachen. Private eBay-Verkäufer wird die Neuerung freuen. Doch wie sieht es bei den gewerblichen Händlern aus, die jahrelang von der Professionalisierung der Online-Plattform überzeugt wurden?

eBay-Deutschlandchef Oliver Klinck will mit der Entscheidung eBay im Plattform-Wettbewerb mit Amazon und Zalando stärken
eBay-Deutschlandchef Oliver Klinck will mit der Entscheidung eBay im Plattform-Wettbewerb mit Amazon und Zalando stärken
Foto: Ebay

Es geht um die Relevanz bei den Endkunden

"Die gewerblichen Händler sind über diese Entscheidung erfreut", erklärte eBay-Deutschlandchef Oliver Klinck in einem Pressegespräch zur Aufhebung der Gebühren für private Verkäufer. "Wir haben unsere Händler zuvor in Fokusgruppen gefragt, welche Änderung sie sich von eBay in Deutschland wünschen würden. Die Stärkung der C2C-Verkäufe stand bei den Antworten ganz oben. Es wurde ausdrücklich gewünscht, dass wir in dieses Segment investieren", so der eBay-Chef weiter. Wie Klinck erklärte, sind C2C-Verkäufe kein gefährdender Wettbewerb für die professionellen eBay-Händler, sondern sorgen diese für eine Belebung der Plattform, von der auch die Profiseller profitieren. "Wir wissen, dass eBay-Nutzer, die selbst bei uns verkaufen, doppelt so viel auf der Plattform einkaufen", erläuterte Klinck.

Die Führung von eBay Deutschland - die Streichung der Angebotsgebühren betrifft bisher nur den deutschen Markt - erhofft sich von der Maßnahme also eine Belebung des Handelsgeschehens auf dem Online-Marktplatz. Eine solche kann eBay nämlich gut gebrauchen. Gegenüber Amazon hat der Marktplatz-Pionier in den letzten Jahren ohnehin den Anschluss verloren. Weltweit erzielte Amazon 2022 ein Handelsvolumen von 514 Milliarden Dollar, eBay dagegen nur 74 Milliarden Dollar. In Deutschland kam Amazon im vergangenen Jahr auf einen Plattform-Umsatz von rund 31 Milliarden Euro. eBay kommuniziert keine Umsatzzahlen auf Landesebene, die Marktbeobachter von EHI Retail gehen allerdings davon aus, dass eBay in Deutschland maximal auf ein Drittel des Amazon-Volumens kommt. Gravierend ist für eBay zudem, dass das Unternehmen seit einem Höchststand 2019 weltweit kontinuierlich weniger aktive Kunden verzeichnet. In Deutschland sind zudem viele private eBay-Kunden zur Schwesterplattform eBay Kleinanzeigen abgewandert, von der sich eBay 2021 trennte. Insofern ist eine Belebung des Geschäfts auf ebay.de deutlich nötig, um die Position als starker zweiter Online-Marktplatz hinter Amazon zu behaupten - Rivalen wie Otto in Deutschland oder Zalando auf europäischer Ebene lauern bereits.

Erfahrene eBay-Händler wie Deltatecc-Chef Andreas Müller begrüßen die Stärkung der C2C-Verkäufe
Erfahrene eBay-Händler wie Deltatecc-Chef Andreas Müller begrüßen die Stärkung der C2C-Verkäufe
Foto: Ebay

Führende eBay-Händler loben die Entscheidung

Auf eine Stärkung der Kundennachfrage hofft auch Andreas Müller, Geschäftsführer des Elektronikversenders Deltatecc und eBay-Urgestein. "Die Änderung hat viel Potential, private Kunden wieder aktiver an den Marktplatz zu binden", erklärt der Marktplatzhändler. "Bisher haben Kunden aufgrund der Gebühren eher Kleinanzeigen genutzt. Wenn sie jetzt munter ihren Keller ausmisten können und den Erlös für Käufe bei uns gewerblichen Händlern ausgeben, ist das für alle ein großer Mehrwert", so Müller weiter. Der Deltatecc-Geschäftsführer ist auch Mitglieder im eBay-Händlergremium Frankfurter Gruppe und berichtet, dass auch dort die Aufhebung der Gebühren für private Verkäufer positiv betrachtet wird: "Wir hatten das Thema sehr intensiv in Frankfurter Gruppe diskutiert und wir waren uns einig, dass eBay damit wieder aktive Kunden gewinnen kann. Wenn die Kunden sich sehr aktiv auf der Plattform bewegen, sind wir überzeugt, dass wir automatisch davon mit profitieren."

Auf diesen Effekt hofft auch eBay-Deutschlandchef Oliver Klinck. Für ihn stellt die Abkehr von den C2C-Verkaufsgebühren keine Strategieänderung dar, sondern vielmehr eine Fortsetzung der Ausrichtung des Online-Marktplatzes. "Unsere Strategie hat sich dadurch überhaupt nicht geändert. Das C2C-Geschäft ist eine von vier Prioritäten, die wir Ende 2022 in unserer Dreijahresstrategie formuliert haben und die wir nun Schritt für Schritt umsetzen", erklärt der Manager. Er glaubt weiterhin an die Anziehungskraft von eBay bei den Endkunden: "Wir rücken mit dem aktuellen Schritt die Uniqueness von eBay wieder mehr in den Vordergrund, so dass wir unsere Stärken, die tief bei uns verankert sind, weiter stärken."

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