Händler berichten über Erfahrungen mit www.dev-fachhandel.de

15.04.1999

MÜNCHEN: Zwar redet alle Welt von E-Commerce, doch die Endkunden sind noch lange nicht so weit wie die Anbieter. Lieschen Müller bestellt nämlich nur äußerst selten und zögerlich Waren über das Internet. Das spüren auch die Teilnehmer des Frank-&-Walter-Shop-Konzepts "www. edv-fachhandel.de"."Wir haben seit drei Monaten einen Online-Shop, aber bisher ging noch keine einzige Bestellung ein." Helmut Schuck, Inhaber des Computerservice Schuck in Coswig, bleibt trotz null Mark Zusatzumsatz übers Web optimistisch: "Meine Internetpräsentation sehe ich als zusätzlichen Kundenservice und Werbung an, die sich nicht unmittelbar in bare Münze umsetzt. Aber meine Seiten sind relativ gut besucht." Schuck ist einer von rund 250 Frank-&-Walter-Kunden, die das Angebot des Distributors nutzten, eine "Filiale" im Internet zu eröffnen.

Seit Oktober bieten die Braunschweiger ihren Partnern an, den Traum vom virtuellen PC-Laden zu verwirklichen (siehe ComputerPartner 25/98, Seite 94). Für eine Gebühr von 50 Mark pro Monat erhalten die Handelspartner einen kompletten EDV-Online-Shop und zwei MB Webspace für den eigenen Internet-Auftritt. Frank & Walter pflegt und bestückt den Online-Shop, um den eigenen Auftritt müssen sich die Partner selbst kümmern. Der Distributor arbeitet gerade an einer Automatisierung der Datenbank, die die Pflege der Produkte erleichtern soll. Außerdem werden auf Anraten der Partner mehr Produkte in den Shop aufgenommen. Tina Lenitzki, Marketing-Managerin bei Frank & Walter, glaubt, daß sich ein Online-Engagement der Wiederverkäufer auf jeden Fall lohnt. Wieviel Mehrumsatz über diesen Weg zustande kommt, möchte sie aber nicht sagen: "Momentan liegen uns noch keine Zahlen zu dieser Erhebung vor, da die Umsätze nicht direkt über Frank & Walter laufen." Trotz aller Unwissenheit schreibt der Distributor in einer Pressemitteilung: "Die Internet-Page "www.edv-fachhandel.de" generierte innerhalb der letzten sechs Monate sowohl bei den Fachhändlern als auch bei Frank & Walter zusätzliche Umsätze."

Als Marketing-Instrument gut geeignet

Schuck ist nicht der einzige, der noch nichts von diesen "zusätzlichen Umsätzen" gespürt hat. Thomas Franke, Geschäftsführer der DHS Datenservice in Scheibenberg, berichtet ähnliches: "Wir sind seit September dabei und haben bisher keine Bestellung bekommen." Von seinem Shop erwartet er sich eine bessere Nutzung im Segment der Verbrauchsmaterialien. Vom PC- und Komponentenvertrieb über das Internet hält er nicht so viel: "Das sollte mit einer Beratung einhergehen."

Obwohl nur ein Händler tatsächlich über eingehende Bestellungen berichten kann ("zwischen 2.000 und 3.000 Mark pro Monat mit steigender Tendenz"), gibt es kaum kritische Stimmen unter den Nutzern des Projekts. "Online-Bestellungen fallen zum jetzigen Zeitpunkt vergleichsweise gering aus, so daß ich für die nähere Zukunft den Shop in erster Linie als Werbeträger und Imageprodukt sehe", macht Ronald Körber, Geschäftsführer von Pro Computer in Lennestadt, klar. Seine Kunden beziehen sich am Telefon oder im Laden oft auf die Internet-Seiten. Ein Indiz dafür, meint Körber, daß sich die Präsenz auf jeden Fall lohnt. (is)

Künftig eine gezieltere Auswahl der Teilnehmer betreiben will Tina Lenitzki, im Marketing bei Frank & Walter.

Bestellungen übers Internet boomen erst in fünf Jahren, meint Ronald Körber, Geschäftsführer von Pro Computer.

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