Händler nutzen Infomaterial für eigene Kunden-Mailings

14.06.2001
Die BSA stellte kürzlich die neuesten Zahlen und Trends rund um Software-Piraterie vor. Trotz abnehmender Verstöße stieg in Deutschland die Schadenssumme. Für die Software-Hersteller spielen die Fachhändler eine gewichtige Rolle - als potenzielle Täter sowie als schlagkräftige Kampfgefährten.

37 Prozent Raubkopien und ein Verlust von 11,8 Milliarden Dollar - das sind die aktuellen Eckdaten der BSA (Business Software Alliance) zur weltweiten Softwarepiraterie im Jahr 2000. Auch wenn Deutschland mit einer Raubkopie-Quote von 28 Prozent an drittletzter Stelle (vor Dänemark und Großbritannien) des Westeuropa-Rankings liegt, steht es in Sachen Schadenssumme mit 1,27 Milliarden Mark ganz oben auf der Negativliste. Der Grund für diese Diskrepanz ist laut Alexandre Salzmann, Vorsitzender der BSA Zentraleuropa, in der Marktgröße von Deutschland begründet. Weltweit haben nur die USA, Japan und China höhere Verluste vorzuweisen.

Georg Herrnleben, Regional-Manager der BSA für Westeuropa, bedauert, dass sich die positive Entwicklung in Deutschland in den letzten Jahren nicht fortsetzt. Immerhin verringerte sich der Raubkopie-Anteil von 48 Prozent in 1994 auf bis zu 27 Prozent in 1999. Man wolle deshalb die Aufklärungs- und Legalisierungskampagnen noch stärker forcieren. So läuft beispielsweise seit einigen Wochen nach Aktionen in Köln und Hamburg auch in München eine groß angelegte Aktion, über deren Erfolge die BSA schon heute sehr erfreut ist.

Besonders München ist im Visier der Illegalität

Vor allem die Bayernmetropole scheint ein wahres Eldorado für böse Jungs zu sein. Allein im Zeitraum Januar bis April 2001 wiesen zwölf Prozent aller Hinweise auf illegale Software aus dem Bundesgebiet auf Unternehmen in München. Immerhin gibt es in München rund 8.000 Unternehmen aus dem Bereich IT und Neue Technologien und 30 Prozent der größten Software-Unternehmen haben ihren Firmensitz in München.

Auch wenn die regionale "BSA-Fahndungs-Offensive" in München mit dem Motto "Vorbeugung, Hinweise. Beratung." zur aktiven Mithilfe auffordert, wehren sich die BSA-Sprecher vehement gegen die Kritik, die Kampagne fordere zur Denunziation unbequemer Mitbewerber auf. Zu Beginn der BSAAktion ließ manch ein Händler im Gespräch mit ComputerPartner immer wieder die Begriffe "Krimi-nalisierung des Fachhandels" und "Hexenjagd" fallen. Nach Aussage der BSA besteht nämlich für den Channel mit abnehmender Nähe zum Hersteller eine wachsende Gefahr, illegale Software zu verkaufen. Deshalb ist für Salzmann der Distributor nahezu gefeit gegen Raubkopien. Der klassische Fachhändler befindet sich im neutralen Bereich, aber der kleine Computer-Shop um die Ecke ist da schon eher gefährdet, zumal, wenn er mit allen Mitteln versucht, im Konkurrenzkampf zu überleben. Ist also jeder Computer-Shop-Inhaber einer potenzieller Krimineller, den der Mitbewerber kritisch im Auge behalten und sicherheitshalber der BSA melden sollte?

Herrnleben sieht das ganz anders: "Natürlich erhielten wir aus dem Raum München zahlreiche Hinweise", bekennt er. "Es waren aber nur ganz wenige erkennbare Denunzianten, die ihrem Chef, Konkurrenten oder sogar Ex-Ehepartner schaden wollten. In der Regel kamen die Hinweise von Firmenmitarbeitern, die durch die Geschäftsleitung gezwungen werden sollten, illegale Software einzusetzen. Sie wollten sich informieren, wie sie vorgehen sollten, da sie immerhin zur Beteiligung an einer Straftat überredet oder genötigt werden sollten." Aber auch Händler gaben der BSA Tipps. Das waren zum Beispiel Hinweise auf Konkurrenten, die durch illegal aufgespielte oder gebundelte Software die Preise des Mitbewerbs deutlich unterliefen und dadurch Kunden abwarben oder den Konkurrenten in arge Erklärungsnot gegenüber dem preisbewussten Käufer brachten. Aber auch bei gesetzresistenten Kunden konnten sich einige Händler nicht allein helfen und fragten die BSA-Berater um Hilfe. Wie hoch die Akzeptanz der BSA-Hilfe tatsächlich im Channel war, zeigen folgende Zahlen: Allein in München bestellten über 8.000 Händler innerhalb der ersten zwölf Tage die ange-botenen BSA-Infomaterialien - und zwar als Argumentationshilfe beim Verkaufsgespräch und zur besseren Kundenbetreuung.

www.bsa.org

ComputerPartner-Meinung:

Der Fachhandel sollte noch stärker die Hilfsangebote der BSA nutzen. Er kann sich so nicht nur beim Kunden als solider und absolut vertrauenswürdiger Partner aufstellen, er hat zum Beispiel durch die Infomaterialien Argumentationsmittel in der Hand, warum er als Fachhändler bestimmte Preispunkte setzen muss und wieviel Mehrwert der Kunde dadurch gewinnt. (go)

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