Händlerstimmen zum Apple-Vertrieb

22.11.1996
Archibald Horlitz, Geschäftsführer Gravis Computervertriebs GmbH in Berlin: "Daß die hohe Zuverlässigkeit und Ausfallsicherheit bei den Händlern in der Umfrage nicht gut abgeschnitten hat - das kann ich mir vorstellen. Die Ursachen für die Probleme liegen aber eineinhalb bis zwei Jahre zurück und wurden im letzten Jahr behoben. Die neuen Rechner der "Performa-5000-Serie" weisen zum Beispiel nicht mehr die gravierenden Mängel auf. Bei Apple steht jetzt die Qualitätssicherung vorne. Es wurde ein einzigartiges Qualitätssicherungs- und Garantieerweiterungsprogramm eingeführt.Man hat damit den richtigen Schritt getan, um das Garantieproblem zu lösen. Man hat eingeräumt, daß Fehler gemacht wurden, ist nach vorne gegangen und hat gesagt: ,Wir müssen das geradebiegen'. Damit ist Apple der erste Hersteller, der das sauber gelöst hat.

Archibald Horlitz, Geschäftsführer Gravis Computervertriebs GmbH in Berlin: "Daß die hohe Zuverlässigkeit und Ausfallsicherheit bei den Händlern in der Umfrage nicht gut abgeschnitten hat - das kann ich mir vorstellen. Die Ursachen für die Probleme liegen aber eineinhalb bis zwei Jahre zurück und wurden im letzten Jahr behoben. Die neuen Rechner der "Performa-5000-Serie" weisen zum Beispiel nicht mehr die gravierenden Mängel auf. Bei Apple steht jetzt die Qualitätssicherung vorne. Es wurde ein einzigartiges Qualitätssicherungs- und Garantieerweiterungsprogramm eingeführt.Man hat damit den richtigen Schritt getan, um das Garantieproblem zu lösen. Man hat eingeräumt, daß Fehler gemacht wurden, ist nach vorne gegangen und hat gesagt: ,Wir müssen das geradebiegen'. Damit ist Apple der erste Hersteller, der das sauber gelöst hat.

Was die negative Bewertung des Preis-Leistungs-Verhältnisses betrifft: Apple hat eine hervorragende Produktqualität und ist dafür etwas teurer. Da muß man als Käufer einen Kompromiß eingehen.

Bei der Einhaltung der vereinbarten Liefertermine und bei der kurzfristigen Lieferfähigkeit gibt es tatsächlich Probleme. Apple hat die Logistik neu geordnet und nach Holland verlegt; da gibt es einige Anlaufschwierigkeiten.

Bei der Betreuung durch qualifizierte Ansprechpartner gibt es Nachholfbedarf.

Zum Punkt der Verkaufsunterstützung durch den Hersteller läßt sich sagen, daß Gravis kein klassischer Fachhändler ist und nicht in der klassischen Fachändlermanier zu betreiben ist. Die Vermarktungsstrategie von Apple interessiert uns daher nicht in dem Maße, wie sie für einen Fachhändler von Interesse ist.

Aber ein bißchen mehr Werbung durch Apple würde ich mir auch wünschen. Momentan tragen wir die Hauptlast der Werbung.

Für eine interessante Rabattgewährung hat Apple mit der Umstellung des Konditions- und Vertragsmodells zum 1. Oktober dieses Jahres den richtigen Schritt getan. Jetzt gibt es zum ersten Mal Volumenrabatte. Ich hätte mir die Umstellung allerdings konsequenter gewünscht."

Fritz Borgstedt, Geschäftsführer der Systematics GmbH in Hamburg: "Das bekannte Qualitätsproblem bei Apple gab es. Aber der Hersteller hat darauf reagiert, die Qualität hat sich stark verbessert. Und wo nicht, da liefert Apple nicht aus. Das Problem ist noch nicht ausgestanden, das dauert insgesamt sechs bis zwölf Monate. Die schlechte Beurteilung der Qualität muß man psychologisch sehen: Apple war zu 100 Prozen gut, drei Prozentpunkte weniger fallen da extrem auf. Der ,Sündenfall' wird in einem solchen Fall kritischer gesehen. Apples Problem war, daß man preislich mit Vobis und Escom mithalten wollte und preiswerte Komponenten gekauft hat. Aber wenn Komponenten preiswert sein sollen, sind sie in der Qualität nicht so gut.

Bei den neuen Rechnern kann ich der negativen Beurteilung des Preis-Leistungsverhältnisses nicht zustimmen. Zum Beispiel gibt es den Performa 5200 für 1.900 Mark und das PowerBook kostest mit Farbmonitor 1.495 Mark. Alle neuen Modelle haben einen 160-MHz-Prozessor. Betriebssystem, Komplettsystem und Netzwerk sind mit dabei. Mit einem Vobis- oder Escom-Rechner kann Apple mithalten - allerdings zu unserem Leidwesen. Das sollten sie nicht tun, man kann doch nicht auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen.

Die Einhaltung der vereinbarten Liefertermine ist ein extremes Problem. Apple baut seit einem dreiviertel Jahr PowerPCs mit einem 200-MHz-Power-Chip. Die Power-Chips sind noch nicht in so großen Mengen lieferbar. Man braucht eine gewisse Rent-up-Zeit und die Produktionskapazitäten sind erst seit zwei, drei Monaten hochgefahren.

Daß die kurzfristige Lieferfähigkeit nicht so gut läuft, liegt an der Krise, die Apple hatte. Im Januar hat Apple noch rote Zahlen geschrieben und mußte sich besser darstellen, um das Vertrauen der Aktionäre wiederzugewinnen. Während einer Krise müssen die Lagerbestände knapp gehalten werden, weil man nicht so viel Geld ausgeben kann. Das Vertrauen der Aktionäre ist wieder da und das Problem mit der kurzfristigen Lieferfähigkeit ist seit drei Monaten besser geworden. Es dauert aber noch zwei Monate, bis es ganz vorbei ist.

Was die umfassende und qualifizierte Betreuung durch den Hersteller betrifft: Eine Firma, die Geld sparen muß, kann dafür keine fünfzig Leute hinsetzen. Aus dem gleichen Grund erfolgt auch die Verkaufsunterstützung nicht in dem Umfang, wie es gewünscht wird. Aber im Rahmen dessen, was eine Firma in Deutschland tun kann, ist die Verkaufsunterstützung gut.

Daß die Vermarktungsstrategie nicht klar ist, empfinde ich nicht so. Sie war bis Januar verworren. In diesem Jahr aber ist sie klar, es dauert nur seine Zeit, bis sie sich durchsetzt. Bei einem Marktanteil von 3,9 Prozent ist es schwer, eine klare Vermarktungsstrategie laut zu verkünden. IBM hat mit sechs Prozent auch keinen sehr viel größeren Marktanteil, aber die bauen Prozessoren von Intel ein, benutzen das Betriebssystem von Microsoft und treten mit diesen Namen an. Apple dagegen hat seine eigenen Systeme...

Was die interessante Rabattgewährung betrifft: Hier ist die Margensituation zu miserabel. Den Einkaufspreis kann der Hersteller selbst bestimmen, den Verkaufspreis nicht, der orientiert sich am billigsten Anbieter. Dadurch sind die Margen zu gering geworden."

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