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04.12.1996
Als Helmut Jost Anfang 1993 von Commodore zu Escom wechselte, frozzelten "Freunde" von ihm, daß der Diplom-Ingenier schon immer einmal den Titel Vorstand auf seinerVisitenkarte stehen haben wollte. Drei Jahre später kann Jost in Gesprächen mit Geschäftsfreunden und solchen, die es werden sollen oder wollen, jetzt sogar ein Kärtchen mit dem

Als Helmut Jost Anfang 1993 von Commodore zu Escom wechselte, frozzelten "Freunde" von ihm, daß der Diplom-Ingenier schon immer einmal den Titel Vorstand auf seinerVisitenkarte stehen haben wollte. Drei Jahre später kann Jost in Gesprächen mit Geschäftsfreunden und solchen, die es werden sollen oder wollen, jetzt sogar ein Kärtchen mit dem

Aufdruck Vorstandsvorsitzender aus der Tasche ziehen. So etwas nennt man Karriere.

Raus aus den Kartoffeln - rein in die Kartoffeln. So kann man den Berufsweg von Helmut Jost im letzten halben Jahr sehen. Erst Ende November letzten Jahres schied Jost bei Escom aus, um dem PC-Geschäft von IBM in Deutschland den nötigen Druck zu geben (vgl. Beitrag auf Seite 16 dieser Ausgabe und Artikel in Nr. 46/95, Seite 1). Jetzt kehrte er wieder zu seinem früheren Arbeitgeber zurück. Reumütig? Sicher nicht.

Denn die Vorzeichen haben sich geändert. Manfred Schmitt, Gründer und langjähriger Übervater der ehemaligen "Schmitt Computersysteme GmbH", die er Ende der 80er Jahre in Escom umfimierte, zog die Konsequenz aus der Misere, für die er als Vorstandsvorsitzender die Verantwortung übernahm. Jetzt soll Jost an seiner Stelle die Karre wieder aus dem Dreck herausholen.

Klar, daß sich Branchenkenner fragen, ob Jost der richtige Mann ist, der diese Herkulesaufgabe stemmen kann. Die Gegenfrage ist aber: wer sonst? Mit diesem Problem hat sich mit Sicherheit auch der Escom-Aufsichtsrat herumgeschlagen. Manager, die ein derart auf die Person Schmitt zugeschnittenes Geschäftsmodell erfolgreich führen können, sind dünn gesät. Daher auch die unüberhörbaren Meinungen, daß eigentlich nur Vobis-Chef Theo Lieven und seine rechte Hand Dr. Gert Hügler Escom wieder flottmachen können. Doch diese Option scheidet - zumindest vorläufig - aus.

Der Escom-Aufsichtsrat hatte also gar keine andere Wahl , als Jost ein Angebot zu machen, das er nicht abschlagen konnte. Dafür mußte er zweifelsohne sehr viel Geld auf den Tisch legen. Denn daß sich Jost bei IBM nicht so sonderlich wohl fühlte, hat der smarte Manager seinen Gesprächspartnern von Escom wohl kaum auf die Nase gebunden.

Es war aber sicherlich nicht das Geld alleine, das Jost nach nur fünfmonatigem Gastspiel bei IBM zu Escom zurückholte. Der 42jährige Dynamiker sitzt nicht gern auf dem Beifahrersitz oder gar mit eingezogenem Kopf und begrenzter Kniefreiheit im Fond. Er will das Kommando haben, Tempo und Richtung bestimmen. Als Befehlsempfänger ist er sich zu schade, das Gefühl, ein Rädchen im Getriebe zu sein, verträgt sich nicht mit seinem Ego. Jost ist ein Mann mit einem sehr ausgeprägten Selbstvertrauen, mit klaren Meinungen, die nicht immer zu denen anderer Personen kompatibel sind. Endlose Debatten über Strategien, mögliche Marktentwicklungen und Obs und Wenns und Sollte-man-nicht? sind ihm ein Greuel. Jost ist ein Offizier, der es aber unterhalb der Generalsposition in der Armee nicht tun würde.

Dennoch wird Jost Escom nicht im Alleingang wieder auf Linie bringen können. Sondern er braucht um sich herum Gefolgsleute, die mit ihm auf einer Wellenlänge liegen. Weitere Personalveränderungen auf Vorstandsebene und auch im mittleren Management sind bei Escom daher nicht nur möglich, sondern auch wahrscheinlich.

Man kann Josts Wechsel zu Escom aber auch noch anders lesen: Bei allen Problemen, die bei Escom auf ihn warten, scheint er diese Schwierigkeiten noch geringer einzuschätzen als die bei IBM.

Jost ist jedenfalls, soviel steht fest, ein Mann mit Mut. Aber das sagt ja auch schon sein Vorname: Hel-Mut. Damian Sicking

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