Handys funken wieder Hoffnung

05.09.2002
Nach einer Analyse von Gartner Dataquest hat sich der weltweite Handymarkt stabilisiert und deutet wieder stärkeres Wachstum an. Farbdisplays und mobile datenfähige Technologien sollen für den nötigen Kaufanreiz im zweiten Halbjahr sorgen.

Schenkt man den Analysten von Gartner Glauben, dann wird der weltweite Handymarkt im Herbst und Winter eine Belebung erfahren. Laut der neuesten Studie konnte der weltweite Mobilfunkmarkt im zweiten Quartal ein psychologisch wichtiges Plus von 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum einfahren. Insgesamt wurden in diesem Quartal 98,7 Millionen Handys verkauft. Die Analysten deuten das als Zeichen für eine Stabilisierung des Marktes und erneutes Wachstum.

"Die Handyhersteller bereiten sich auf einen harten Wettbewerb in der zweiten Jahreshälfte vor", erklärt Bryan Prohm, Senior-Analyst für den Bereich weltweite mobile Kommunikation. "Farbdisplays und mobile datenfähige Technologien sollen die Zugpferde werden. Die Netzbetreiber verlegen währenddessen ihr Hauptaugenmerk auf die Vermarktung neuer Applikationen undServices. Viele dieser Dienste, wie etwa Multimedia Messaging Service (MMS), werden wohl die Umsätze der Betreiber erhöhen und gleichzeitig als Katalysator für Ersatzkäufe dienen."

Nokia bleibt der Dominator

Auch im zweiten Quartal 2002 beherrschte Nokia den weltweiten Handymarkt souverän und baute seine Marktdominanz sogar noch um fünf Prozent aus. Nach Analystenmeinung lag das vor allem an der beständigen Wettbewerbsfähigkeit des Einstiegs-Portfolios im GSM-Segment. Motorola konnte seinen deutlichen Zuwachs im ersten Quartal nicht ganz halten, will aber in der zweiten Jahreshälfte, insbesondere im traditionell starken Jahresendgeschäft, mit seinem "C330" Nokias Thron ins Wanken bringen.

Unaufhaltsam nach oben klettert Samsung. Die Südkoreaner konnten wieder einmal den größten Zuwachs verbuchen und stehen kurz vor der psychologisch wichtigen Zehn-Prozent-Marke. Gartner-Analyst Prohm ist sich sicher, dass Samsung diese Hürde nehmen und weiter aufholen wird. Er rät den beiden Erstplazierten, "jetzt häufiger in den Rückspiegel zu sehen".

Noch deutlicher als die Zahl der verkauften Handys machen die Stückzahlen, die in den Handel gingen (sell-in), den Aufschwung sichtbar. So wurden im zweiten Quartal 97,5 Millionen Stück in den Channel verkauft. Das ist ein Plus von 8,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Für Gartner ein deutliches Zeichen, dass das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage in diesem Jahr wieder im Lot ist.

Nicht zuletzt der expandierende Graumarkt hatte den Überhang aufgenommen. Länder wie Saudi-Arabien, Singapur, Hongkong und die Philippinen wurden laut Gartner de facto zu wichtigen Handelsplätzen im wachstumsstärksten Absatzmarkt Mittlerer Osten und Asien.

Wiederbelebung für Westeuropa

Speziell für Westeuropa stehen laut Gartner die Zeichen im zweiten Halbjahr gut. "Der fast schon an Wahnsinn grenzende Marketing-Rummel, den einige westeuropäische Netzbetreiber rund um neue Services wie Bilder und Fotogrüße machen, wird wohl den Ersatzkaufmarkt für Handys mit Farbdisplay anheizen", ist sich Ben Wood, Senior-Analyst für Europa, sicher. "Der extrem niedrige Preis einiger Anbieter für Einsteigermodelle könn-te vielleicht sogar den einen oder anderen Netzbetreiber dazu verführen, zum Jahresende doch wieder attraktive Prepaid-Bundles zu schnüren."

Weil für die Analysten ein starkes viertes Quartal so gut wie sicher ist, glauben sie weiterhin daran, dass über das gesamte Jahr 2002 weltweit 420 Millionen Mobiltelefone an den Kunden gebracht werden können.

www.idc.com

ComputerPartner-Meinung:

Im Handymarkt geht es wieder aufwärts. Aber zu welchem Preis? Nur der preisgünstige Einsteigerbereich konnte in diesem Quartal spürbar punkten, und im Weihnachtsgeschäft hoffen die Analysten auf billige Prepaid-Packs als Stückzahltreiber. Doch den Umsatzkick werden wohl vor allem die Netzbetreiber erhalten, die für Services wie MMS die Kunden zur Kasse bitten wollen. Und der Handel darf sich wieder mit margenschwachen, aber beratungsintensiven Billigangeboten herumschlagen. (go)

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