Bitkom-Prognose

Hardware treibt deutschen IT-Markt an

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Nach etlichen eher flauen Jahren erlebt die Hardware-Nachfrage eine Hochkonjunktur. Verbraucher und Unternehmen bringen in der Coronakrise offenbar ihr IT-Equipment auf den neusten Stand.
Die starke Nachfrage nach neuer Hardware soll auch 2021 anhalten.
Die starke Nachfrage nach neuer Hardware soll auch 2021 anhalten.
Foto: Golubovy - shutterstock.com

Für das Jahr 2021 hofft die deutsche ITK-Branche wieder auf Wachstum. Laut einer Prognose des Branchenverbands Bitkom soll der Markt für IT, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik in diesem Jahr um 2,7 Prozent auf 174,4 Milliarden Euro wachsen. Damit würden die Anbieter das Minus aus dem vergangenen Jahr wieder wettmachen. 2020 schrumpfte der hiesige ITK-Markt dem Bitkom zufolge um 0,6 Prozent auf 169,8 Milliarden Euro, was vor allem am schwächeren Geschäft mit IT-Dienstleistungen und Software gelegen habe.

"Für 2021 stehen die Zeichen auf Wachstum"

Nach dem Krisenjahr 2020 scheint sich die Stimmung der Anbieter wieder zu heben. Mit 19,7 Punkten kletterte der Bitkom-ifo-Digitalindex im Dezember auf den höchsten Stand seit Februar 2020. Damals, kurz vor dem ersten Lockdown, lag der Stimmungsindex bei 25 Punkten. "Die Corona-Krise hat die Digitalisierung in vielen Bereichen beschleunigt", sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. Wirtschaft, Staat und Verbraucher würden weiter in digitale Technologien investieren, zwischenzeitlich aufgeschobene Investitionen wüden jetzt nachgeholt. "Die Bitkom-Branche ist bislang gut durch die Krise gekommen", konstatierte der Chef-Lobbyist. "Für 2021 stehen die Zeichen wieder auf Wachstum."

Foto: Bitkom

Die Geschäfte mit IT werden dem Verband zufolge in diesem Jahr um 4,2 Prozent auf 98,6 Milliarden Euro zulegen und damit besser laufen als der Bereich Telekommunikation (TK). Am stärksten soll die Nachfrage nach Hardware zulegen. Hier rechnet der Lobbyverband mit einem Plus von 8,6 Prozent auf 31,6 Milliarden Euro. Das Softwaresegment, in der Vergangenheit der wichtigste Wachstumstreiber, soll um 4,1 Prozent auf 27,0 Milliarden Euro expandierenen. Der IT-Services-Sektor werde 2021 wieder ins Plus drehen und um 1,1 Prozent auf ein Volumen von 40 Milliarden Euro kommen.

Der Bitkom-Chef rechnet für das laufende Jahr mit kräftig wachsenden Cloud-Geschäften. "Es heißt zunehmend: mieten statt kaufen." Infrastructure as a Service (IaaS) habe zuletzt jährliche Wachstumsraten von bis zu 40 Prozent verzeichnen können und sei mittlerweile ein Milliardenmarkt, so Berg.

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Der TK-Bereich werde 2021 voraussichtlich moderat wachsen und um ein Prozent auf 67,4 Milliarden Euro zulegen, hieß es. Den Löwenanteil machen die Telekommunikationsdienste aus, mit denen die Anbieter laut Bitkom-Berechnungen 48,7 Milliarden Euro umsetzen werden, ein kleines Plus von 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Geschäft mit Endgeräten soll auf 11,6 Milliarden Euro wachsen (plus 2,8 Prozent), die Investitionen in die Telekommunikations-Infrastruktur um 3,2 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro steigen.

"Die Sonderkonjunktur kann den Abwärtstrend nicht aufhalten"

Sorgen bereitet dem Verband die Unterhaltungselektronik. Diese Branche setze ihre Talfahrt fort. Laut Bitkom-Prognose fallen die Umsätze 2021 im vierten Jahr in Folge, wenn auch weniger stark als zuletzt. Dieser kleinste ITK-Teilmarkt soll in diesem Jahr um zwei Prozent auf 8,3 Milliarden Euro schrumpfen. Trotz des pandemiebedingten Booms einzelner Bereiche stehe das Segment weiterhin stark unter Druck, stellte Berg fest. "Die Corona-Sonderkonjunktur für Spielekonsolen, Wearables und Headsets kann den Abwärtstrend nicht aufhalten."

Die Corona-Bremsspuren im deutschen ITK-Markt wurden vor allem im Jobbereich deutlich. Das Beschäftigungswachstum habe sich im Zuge der Corona-Krise abgeflacht, stellt der Branchenverband fest. 2021 würden voraussichtlich 20.000 zusätzliche Jobs geschaffen, nachdem die Zahl der Arbeitsplätze im vergangenen Jahr geringfügig um 8000 auf 1,2 Millionen zurückgegangen war. 2019 seien noch 58.000 neue Jobs entstanden.

"Die Beschäftigungsbilanz könnte weitaus besser ausfallen, wenn nicht viele Stellen aufgrund fehlender Fachkräfte unbesetzt bleiben müssten", jammerte Bitkom-Chef Berg. Selbst im Krisenjahr 2020 seien 86.000 Jobs vakant geblieben. "Jede unbesetzte Stelle steht für ein Weniger an Wachstum, Wertschöpfung und Innovation - das bremst uns bei der Digitalisierung und behindert uns im globalen Wettbewerb." Berg verwies darauf, dass der hiesige ITK-Markt im globalen Maßstab nur eine untergeordnete Rolle spiele. Der deutsche Marktanteil werde 2021 voraussichtlich bei 3,9 Prozent liegen - Tendenz rückläufig. Investitionen und IT-Ausgaben wachsen dem Bitkom zufolge in anderen Ländern deutlich schneller. Spitzenreiter sind Indien (plus 13,5 Prozent) und China (plus 7,1 Prozent).

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