Digitalisierung im Handwerk

Harte Arbeit reicht nicht zum Überleben

Sebastian Zahn ist von der Firma Energieheld GmbH. Diese zählt zu den führenden Anbietern von Informationen zur energetischen Gebäudemodernisierung.

Ziele für die Zukunft

Was sind konkrete Ziele, die sie für die nächsten Jahre benennen können?

Die Vorbereitung und Durchführung der digitalen Vernetzung mit Geschäftspartnern, seien es Kunden, Kooperationspartner oder Lieferanten. Die Verbindung von Unternehmen untereinander, um Kosten zu sparen und deutlicher am Markt gesehen zu werden. Die Einrichtung einer Managementebene in jedem Unternehmen im Sinne von bewegen, bewerkstelligen, tun. Bürotätigkeiten gehören nicht ins Wochenende, sondern in die normale Arbeitszeit. Wenn ein Auftrag abgeschlossen ist, wird die Rechnung geschrieben, so banal das auch klingt. Der Abbau von Zeitverschwendung auf der Baustelle durch logistische Probleme, speziell beim Übergang von verschiedenen aufeinander folgenden Gewerken. Da es noch viele andere Ziele gibt, eine Priorisierung der Ziele, damit man mit der Verwirklichung beginnen kann.

Die Generation Y ist mit der Digitalisierung aufgewachsen.
Die Generation Y ist mit der Digitalisierung aufgewachsen.
Foto: AstroStar-shutterstock.com

Aus welchen Bereichen kommen neue Impulse?

Impulse kommen aus der Y Generation, die durch die fortschreitende Digitalisierung neue Anwendungsmöglichkeiten erschließt. Apps für Smartphones, die die Verarbeitung von Kundenwünschen, eine einfachere Bestellung, Terminvereinbarungen oder Mitarbeiter-, Baustellen- und Fahrzeugsteuerung und Kontrolle ermöglichen. Plattformen, die wie Energieheld bei der Auftragsbeschaffung helfen oder über die man Waren, Wissen und Partner finden kann. Soziale Netzwerke, auf denen man mit Kunden Kontakte knüpfen, Wissen austauschen oder Aufträge generieren kann.

Welche Modelle von Digitalisierung setzen sich aktuell durch?

E-Mail-Kommunikation ist Standard und wird es bleiben. Die Last der Spams haben wir bei der Post im Briefkasten auch, beim Mail-Verkehr können wir Filter einsetzen. Hinzu kommen Apps für verschiedene Anwendungen und WhatsApp als Kommunikationsinstrument. Warenwirtschaftssysteme zur internen Organisation und Internetplattformen als Unterstützung bei der Auftragsbeschaffung. Die Homepage als digitale Visitenkarte und soziale Netzwerke, um sich regional darstellen zu können.

Wie kann die Auftragsakquise im digitalen Zeitalter für Handwerker aussehen?

Das wichtigste ist gute Arbeit und die daraus resultierende Zufriedenheit der Kunden. Zufriedenheit führt zu Empfehlungen. Das zeitwichtigste ist die Pflege des bestehenden Kundenstamms auch über den Auftrag hinaus, denn das führt zu mehr Zufriedenheit und weiteren Empfehlungen. Darüber hinaus helfen klassische und digitale Marketinginstrumente, in der Öffentlichkeit präsent zu sein und neue Kunden zu bekommen. Dabei müssen die Instrumente der Zielgruppe angepasst sein.

Sie unterstützen Betriebe dabei die organisatorischen Strukturen zu optimieren. Auf ihrer Webseite sprechen Sie vom zerschlagen des gordischen Knotens. Können Sie Beispiele organisatorischer Herausforderungen im Handwerk nennen?

Die konkreten zuvor beschriebenen Ziele für ein Unternehmen sind auch die organisatorischen Herausforderungen. Dafür ist es entscheidend, dass der Handwerksbetrieb Möglichkeiten findet, diese Entscheidungen zu organisieren. Wenn der Chef gern selbst auch der Baustelle mitarbeiten will, muss jemand anderes im Unternehmen vorhanden sein, der diese Herausforderungen meistert. Manche Inhaber können das mit einem Geschäfts- oder Ehepartner organisieren, manche finden dazu einen geeigneten Mitarbeiter, der dann aber auch die Freiheit der Entscheidung haben muss.

Was können Softwarelösungen leisten?

Abteilungsübergreifende IT Systeme helfen, Waren- und Finanzströme zu organisieren und zu verwalten, Lohnabrechnungen und steuerliche Belange abzuwickeln und Lieferanten- und Kundenbeziehungen effizient zu gestalten. Apps und Blogsysteme helfen, die Kommunikation mit Kunden leichter zu machen. Content Management Systeme unterstützen eine kostengünstige permanente Aktualisierung der eigenen Homepage. Letztendlich helfen Portale und soziale Netzwerke bei der Bildung von Netzwerken mit Kunden, Partnern und Lieferanten.

Inwiefern können beispielsweise Softwarelösungen dabei helfen, organisatorische Prozesse transparenter zu machen?

Abteilungsübergreifende Systeme sorgen dafür, dass der Handwerksbetrieb einen Überblick über sein Unternehmen bekommt. Das beinhaltet die Lagerbestände, die Nachkalkulation abgeschlossener Projekte, Überblick über den Stand der Eingangs- und Ausgangsrechnungen und das Finanz- und Betriebsergebnis. Im Bereich der Kunden der Überblick über die Kundenhistorie und Nachverfolgungssysteme für laufende Angebote und Projekte. Im Bereich von Blogs und Netzwerken erkennt ein Betrieb, wie er von anderen, von seiner Umgebung wahrgenommen wird.

Was würden Sie abschließend einem Handwerksbetrieb zum Thema Digitalisierung mit auf den Weg geben?

Orientiere dich an deinen Kunden. Die Digitalisierungsinstrumente, die deine Kunden und Geschäftspartner einsetzen brauchst du auch. Mehr und andere brauchst du nur, wenn du neue Kundengruppen erschließen willst, aber auch dann gilt das gleiche wie im vorherigen Satz. Überprüfe dein genutztes IT System, viele Verbände des Handwerks können dazu gute Ratschläge erteilen. Ein Rat von mir ist immer noch präsent: "Glaub nicht jedem, aber lehne auch nicht jede Meinung und Idee ab." Und auch ein Satz von Arnold Messner ist nach wie vor wichtig: "Wer nichts versucht, kann noch nicht mal scheitern."

Herr König, vielen Dank für das Gespräch!

Helmut König ist Inhaber der Agentur Königskonzept in Münzenberg, Dozent für verschiedene Hochschulen und Mitglied in verschiedenen Prüfungsausschüssen der IHK Frankfurt. (OE)

Zur Startseite