Heißer Trend im Firmen-Ausbildungsmarkt

01.02.2001
Europa und die USA sind sich einig: Der E-Learning-Markt läuft den klassischen Ausbildungswegen allmählich den Rang ab. Vor allem IT-bezogene Trainings von Firmenkunden finden immer häufiger online statt.

E-Learning ist in. Das gilt sowohl für Europa als auch für die USA, wo der Ausbildungsmarkt mit 772 Millionen Dollar Umsatz hinter Healthcare das zweitgrößte Geschäftsfeld ist.

Insbesondere im Corporate Training sehen die Auguren E-Learning als Sieger aus dem Kampf um Marktanteile hervorgehen. In den Vereinigten Staaten soll der Umsatz von Web-based-Trainings bis 2003 11,4 Milliarden Dollar erreichen. Das entspricht einer jährlichen Steigerungsrate von 83 Prozent.

Zwar war 1999 das Verhältnis von E-Learning zu Classroom-Training noch 20 : 80. Doch Analysten in den Vereinigten Staaten rechnen mit einer Verdoppelung des E-Learning-Anteils in den nächsten drei Jahren. Diese prognostizierten Wachstumsraten machen E-Learning in den USA zum heißesten Trend im Firmen-Ausbildungsmarkt.

Doch noch ist es nicht so weit: 1999 flossen nur drei Milliarden Dollar in Technology-delivered-Trainings. Eine verschwindend geringe Summe, wenn man bedenkt, dass US-Firmenkunden nach Angaben der LCI Gruppe im gleichen Zeitraum insgesamt 62,5 Milliarden Dollar für die Ausbildung ihrer Mitarbeiter ausgaben. Immerhin: Bereits 70 Millionen Lernende erhielten vor zwei Jahren eine Ausbildung via Internet. Zudem verwendet die Mehrzahl der Fortune-500-Firmen bereits eine Form von E-Learning, und 92 Prozent der US-amerikanischen Großbetriebe hatten 1999 im Bereich Web-based-Training Pilotprojekte laufen.

Europa holt stetig auf

Ähnlich sieht die Situation in Europa aus: Das Marktforschungsinstitut IDC erwartet, dass das Volumen des E-Learning-Markts bis zum Jahr 2004 auf vier Milliarden US-Dollar ansteigen wird. Das entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von 96 Prozent. In der Zielgeraden dieser prognostizierten Periode werden IT-bezogene Kurse über 50 Prozent des gesamten Trainingsaufkommens ausmachen. Die andere Hälfte setzt sich aus Soft-Skills-Trainings wie Vertriebs- und Marketing-Schulungen zusammen sowie aus Seminaren, in denen Führungskenntnisse vertieft werden.

Vorreiter in Sachen E-Learning sind hierzulande Großbritannien, die Niederlande und Schweden. Nachdem die Akzeptanz des Internet in diesen Ländern besonders hoch ist, findet auch der Online-Unterricht kaum Eintrittsbarrieren vor. Zudem spricht ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung der drei Länder Englisch und ist daran gewöhnt, Geschäftsbeziehungen mit englischsprachigen Partnern einzugehen. Es ist daher nicht unbedingt notwendig, die E-Learning-Kurse zu lokalisieren.

Gewinner: Content-Anbieter mit Markennamen

Drei Marktsegmente sind nach LCI im neu entstehenden E-Learning-Markt der USA bereits erkennbar:

- Content: 735 Millionen Dollar Umsatz 1999 (Prognose 2003: 6,2 Milliarden Dollar)

- Service: 200 Millionen Dollar Umsatz 1999 (Prognose 2003: 4,1 Milliarden Dollar)

- Technology: 200 Millionen Dollar Umsatz 1999

Auch nach IDC entfällt der größte Umsatzanteil von E-Learning auf die Bereitstellung von Content. "Schon heute sind die Segmente Infrastruktur und Übertragungslösungen von Bedeutung", erklärt Sheila McGovern, "aber ich glaube, dass sich diese Lösungen in wenigen Jahren zu wahren Massenprodukten entwickeln. Dabei werden sie nur noch von einigen marktrelevanten Unternehmen angeboten." Derzeit gibt es neben etablierten Anbietern auch eine Reihe Newcomer. Die größten Chancen im E-Learning-Markt der Zukunft schreibt die Senior Research Analystin von IDC jedoch den alteingesessenen Playern im Trainings-Umfeld zu.

McGovern ist überzeugt: "Es gibt zwei verschiedene Strategien, die zum Erfolg führen." Eine liege darin, ein integriertes Angebot zu offerieren — eine komplette E-Learning-Lösung. "Entscheidend dabei ist es allerdings, die richtige Technologie für die entsprechende E-Learning-Umgebung zu verwenden." Alternativ gewännen diejenigen, die Partnerschaften mit anderen Marktteilnehmern eingingen, vorausgesetzt, die Partnerschaften erlauben es dem Verkäufer, eine große Bandbreite von Produkten und Services für verschiedene Inhaltsgebiete und Länder zu liefern.

"Marktführer", da ist sich McGovern sicher, "werden diejenigen, die qualitativ hochwertige Inhalte mit klar strukturiertem Unterrichtsdesign kombinieren - ähnlich wie im traditionellen Trainingsmarkt." Statt No-Name-Institute werden Kunden Unterrichtspartner mit solider Reputation wählen. Am liebsten solche, die mit One-Stop-Shopping und Value-added-Services locken. So eine Analyse von IDC: Das Kundeninteresse verlagert sich von Stand-alone-Kursen zum One-Stop-Shopping. Komplettanbieter mit zusätzlichen Services (Integrations-Consulting, Bedarfserhebung, Ausbildungswegdesign, individuelle Kursgestaltung, Online-Betreuung und Unterstützung, Effektivitätsanalyse, Reporting und Tracking sowie Hosting) sind die Gewinner. IDC ist überzeugt: 75 Prozent der Ausbildungsverantwortlichen legen großen Wert auf diese Services bei der Auswahl ihres E-Learning-Partners. (cry)

www.academy4me.com

www.idc.com; www.intercreate.at

E-Learning-Markt

Gründe für das rasante Wachstum

- Ausbildung wird wichtiger: Der Wettbewerbsfaktor Skills nimmt an Bedeutung zu. 70 Prozent der Fortune-1000-Companies nennen "zu wenig aus-gebildete Mitarbeiter" als wichtigstes Wachstumshindernis.

- Ausbildung wird häufiger notwendig: Die Halbwertszeit des Wissens verkürzt sich auf Grund von technischen Fort-schritten.

- Ausbildung muss günstiger werden: E-Learning senkt Ausbildungskosten (unter anderem Reisekosten, Unterbringungskosten und Kosten für Ausfallzeiten am Arbeitsplatz...)

- Ausbildung muss aktueller werden: E-Learning ermöglicht eine einfachere, schnellere weltweite Distribution der Lerninhalte.

- Ausbildung muss effektiver werden (Simulation, Interaktion)

- Ausbildung muss unterhaltsamer, komfortabler, personalisierter werden (zum Beispiel auf die individuelle Lerngeschwindigkeit abgestimmt etc.)

- Ausbildung muss kommunikativer werden (Mail, Newsgroups, Chat, Video-Conferen-cing etc.)

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