Hersteller erhöhen Preise für Flachbildschirme

04.08.1999

HANNOVER: Die wachstumsverwöhnten Display-Anbieter üben sich in Realismus: Mit fetten Erträgen und Margen rechnet im laufenden Geschäftsjahr niemand mehr. Die Schlagworte heißen eher Negativumsätze und weiterer Margenverfall. Im TFT-Segment haben die ersten Anbieter dagegen ihre Preise jetzt um 15 Prozent erhöht.Die fetten, ertragreichen Jahre im Monitor-Segment scheinen erst mal der Vergangenheit anzugehören:

"Die meisten Anbieter werden 1999 negative Umsatzzahlen hinnehmen müssen und wertmäßig ihre Ziele verfehlen. Bei zweistelligem Stückzahlenwachstum können wir alle froh sein. Realistisch betrachtet wird er für die meisten nur im einstelligen Bereich liegen", prognostiziert Gerhard Hundt, Vertriebsleiter für Eizo-Monitore bei Raab Karcher. Ähnliches hört man von den Mitbewerbern. "Wachsen" bis zum Gehtnichtmehr ist out, "stabil bleiben", die eigene Marktposition bloß halten, ist in.

Paradox präsentiert sich das Geschäft mit den Flachbildschirmen. Noch im vergangenen Jahr drehten die Hersteller die Preise soweit nach unten, daß 14-Zoll-Produkte teils unter den Produktionskosten auf den Markt kamen, um übervolle Läger zu leeren und Nachfrage zu generieren. Kaum ist Nachfrage da, ziehen die Preise wieder an. Während die meist asiatischen Anbieter noch Ende letzten Jahres beteuerten, daß sie "die Preiserhöhungen nicht an den Markt weitergeben" wollten, sieht die Welt jetzt schon wieder anders aus. Philips und Acer - 1998 noch sehr preisaggressiv im LCD-Bereich unterwegs - haben bereits ihre Preise um 15 Prozent hochgesetzt. Andere wie Samsung, NEC und Eizo folgen. Die übereinstimmende Marktbewertung der Produzenten heißt jetzt: "Der Kunde akzeptiert, daß Produkte aufgrund globaler Entwicklungen auch mal teurer werden können." Was bleibt dem Kunden auch übrig: Die Wahl hat er nicht, da alle Anbieter früher oder später mitziehen werden.

Den Blick in die Kristallkugel, wie sich die Preise in diesem Jahr denn nun weiterentwickeln, wagt aber noch keiner: "Es ist auf jeden Fall noch kein Ende in Sicht", so Andreas Stelling, Geschäftsbereichsleiter PC-Peripherals bei Philips.

TFT: Lieferengpässe bis Mitte 2000 erwartet

Das andere leidige Thema im Geschäft mit den Flachbildschirmen, deren Marktanteil laut Marktforscher heuer gerade mal bei zehn Prozent liegen soll: Verfügbarkeit. Immer wieder vertrösteten die Hersteller ihre Handelspartner, daß man "im nächsten, spätestens im übernächsten Quartal mit Sicherheit wieder liefern" könne. Pustekuchen! Übereinstimmend heißt es jetzt: "TFT ist und bleibt knappe Ware. Erst Mitte 2000 könnte es wieder besser aussehen, weil dann auch taiwanische Produzenten in das TFT-Geschäft einsteigen können. Derzeit steigen die Preise kontinuierlich weiter", schätzt Olaf Lietzau, Senior Director IT bei der Samsung GmbH, die allgemeine Lage ein. Die Hände reibt sich dagegen Nokia. Die Finnen unterliegen nicht den wirtschaftlichen Turbulenzen in der asiatischen Region, weil sie in Ungarn und in Finnland produzieren. "Wir werden in diesem Jahr 25 Prozent unseres Umsatzes mit Flachbildschirmen machen. Denn wir können liefern - auch größere Stückzahlen", verspricht Peter Oberegger, Geschäftsführer der Nokia Display Products GmbH.

Aber es muß ja nicht immer TFT sein, gerade weil den meisten Umsatz immer noch der CRT-Bereich liefert. Das Geschäft mit den im letzten Jahr groß angekündigten 19-Zöllern zieht langsam an, wenn auch die Absatzkurve längst nicht so steil nach oben zeigt wie von den Herstellern erwartet. Im 17-Zoll-Segment, nach wie vor das Hauptprodukt im deutschen Markt, werden die Preise zwar stabil eingeschätzt, aber: "Die Hersteller werden immer mehr Leistung bieten müssen, und das für's gleiche Geld", meint Alfred Steinecker Nehls, Business-Manager der Monitor Division bei Compaq.

Bei den konventionellen Monitoren setzen die Anbieter auf zwei technologische Innovationen: verkürzte Röhren (19-Zöller erreichen damit fast die Maße von 15-Zoll-Geräten) und Bildschirmoberflächen. Die technischen Probleme (zum Beispiel Verzerrungen im Randbereich) habe man mittlerweile im Griff, heißt es. Ob sich diese Trends allerdings durchsetzen und der Endkunde bereit ist, für die neuen Produkte auch mehr zu bezahlen, steht noch in den Sternen. (ch)

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