Hersteller und Produkte erfüllen Erwartungen des Handels nicht

21.09.2000
Nach wie vor ist Windows NT unumstrittener Spitzenreiter bei den ServerBetriebssystemen. Das spiegelt sich auch bei der Händlerumfrage wider, die die Marktforscher von Techconsult bei Fachhändlern durchgeführt haben.

Windows NT von Marktführer Microsoft wurde im vergangenen Jahr weltweit 2,1 Millionen Mal verkauft. Das ergibt einen Marktanteil von 38 Prozent. Wie im Großen bei IDC, so im Kleinen bei Techconsult: Von den rund 200 befragten deutschen Fachhändlern setzten 95 Prozent NT an die erste Stelle. Das jüngere Produkt Windows 2000 kam nur auf Rang zwei mit einer Quote von 73 Prozent.

OS/2 lebt

Danach scheiden sich die Geister zwischen der großen weiten Welt und der Einschätzung der deutschen Händler. Während Linux in der weltweiten Beurteilung von IDC für das zurückliegende Jahr mit 1,35 Millionen verkauften Einheiten und 25 Prozent Marktanteil auf Platz zwei landet, reicht es bei der Momentaufnahme von Techconsult nur für Platz vier. Das liegt unter anderem daran, dass im vergangenen Jahr Windows 2000 noch nicht verfügbar war.

Der NT-Nachfolger belegt bei den hiesigen Händlern den zweiten Rang mit 73 Prozent. Novell Netware 5.x besetzt den dritten Platz des Siegertreppchens. Interessant ist, dass immer noch Windows NT 3.x ebenso wie Novell Netware 3.x eine Rolle bei den Verkäufen spielen - beide erreichen immerhin elf Prozent. Auch das längst zu Grabe getragene OS/2 ist mit vier Prozent anscheinend doch nicht ganz so tot, wie ihm immer wieder nachgesagt wird.

Novell Netware 5.x ist übrigens eindeutig Spitzenreiter, was die Gewinnmargen bei Server-Betriebssystemen angeht. Erst danach kommen Windows NT 4.0 und Windows 2000. Linux ist beim reinen Verkauf verständlicherweise erst einmal ein Margen-Flop. Die Umsätze bei dem Open-Source-Betriebssystem ergeben sich aus den Folgegeschäften, wie zum Beispiel dem Support oder der Implementation der dazugehörigen Anwendungen.

Die meisten verkauften Versionen sind nach wie vor Vollversionen. Vor allem Linux wird laut den befragten Händlern zu 92 Prozent zum ersten Mal, also komplett gekauft. Nur acht Prozent ordern ein Update des Unix-Derivats. Auch bei den anderen Server-Betriebssystemen sind die verkauften Vollversionen in der Überzahl. Das Verhältnis von Vollversion zu Update liegt im Schnitt bei etwa vier zu eins.

Anforderungen und Erfüllungsgrad

Microsoft und Novell, als Hersteller der beiden Marktführer-Produkte, werden den Anforderungen der Händler eigentlich nur in zwei Punkten gerecht - in Bezug auf die Technologieführerschaft und auf die Verkaufsunterstüzung. In allen anderen Punkten klaffen die Erwartung des Handels und der Erfüllungsgrad der Hersteller mehr oder weniger weit auseinander. Vor allem die Hotlines erfüllen absolut nicht die Vorstellungen der Partner. Hier schneidet Microsoft noch schlechter ab als Novell. Ebenso im Argen liegt anscheinend das Verhältnis zwischen Partnern und deren Kontaktpersonen bei den Herstellern. Was die "klare und effiziente Verkaufsstrategie" anbelangt, kommt Microsoft allerdings weit besser weg als Novell.

Bei den Anforderungen des Handels an die drei marktführenden Produkte spreizt sich die Schere zwischen Anforderung und Erfüllung nicht mehr ganz so dramatisch. Novell Netware 5.x liegt bei fünf von acht Kriterien noch am nähesten an den Erwartungen der Wiederverkäufer. In Bezug auf Anwenderfreundlichkeit gewinnt Windows 2000. Hier merkt man, dass Microsoft in diesem Punkt große Fortschritte gemacht hat.

Insgesamt ergab sich, dass Server-Betriebssysteme zu den wichtigen Produkten des Handels gehören. 70 Prozent der Fachhändler - alle Segmente zusammen genommen - verkaufen sie. Vor allem bei den Systemhäusern und VARs gehören sie ganz vorne in die Regale (90 Prozent). Dagegen machen nur 23 Prozent der Kauf- und Versandhäuser Umsatz mit Server-Betriebssystemen. (gn)

www.techconsult.de

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