Cema-Chef Rolf Braun zu Big Data

"Heutige Storage-Technologie wird künftig unbezahlbar"

05.11.2012
Die Storage-Branche befindet sich angesichts des rasanten Datenwachstums in einem Verdienstrausch, der für die lauernden Gefahren blind machen könnte, mahnt Rolf Braun, Vorstand der Cema AG, im Interview mit ChannelPartner.
Rolf Braun, Vorstand der Cema AG
Rolf Braun, Vorstand der Cema AG
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Die Storage-Branche sonnt sich angesichts des rasanten Datenwachstums in einem Verdienstrausch, der für die lauernden Gefahren blind machen könnte, warnt Rolf Braun, Vorstand der Cema AG, im Interview mit ChannelPartner.
CP: Das alles beherrschende Schlagwort im Storage-Markt ist derzeit "Big Data". Welche Rolle spielt dieses Thema aktuell in Ihrem Geschäft tatsächlich?

Rolf Braun: Sowohl der Begriff als auch das Thema spielen eine sehr große Rolle. Big Data beschreibt einerseits die gespeicherte Menge unterschiedlich strukturierter Daten, die in Unternehmen und sozialen Netzwerken unvorstellbare Größen annimmt, und damit allen Probleme bereitet. Es geht aber künftig nicht mehr nur um die Frage, wie groß diese Datenmenge wird, sondern darum, ob und wie Unternehmen diese Daten überhaupt auswerten können. Denn andernfalls wird der Datenberg zum Datengrab.

Allerdings werden die heute verfügbaren Speichertechnologien und Auswertungsapplikationen vermutlich nicht imstande sein, diese Daten zeitnah auszuwerten. Big Data stellt daher nicht nur neue Anforderungen an die Speichertechnologie, sondern erfordert auch neue Applikationen zur Filterung dieser Daten. Neue Backup- und Speicher-Modelle können deshalb nur einen Zwischenschritt darstellen.

CP: Um bei der Speichertechnologie zu bleiben: Welche Rolle werden die heutigen Festplattentechnologien im Zeitalter von Big Data spielen?

Braun: In den vergangenen 18 Monaten hat sich die Festplattenkapazität verdoppelt. Trotzdem wird die heutige Festplattengeneration nicht mehr lange überleben. Denn sie bietet aus physikalischen Gründen kaum noch einen Spielraum, die Speicherdichte massiv weiter zu erhöhen…

CP: Bei den SSDs gibt aber doch noch Luft nach oben…

Braun: Aber auch sie sind zum Sterben verurteilt, wenn auch aus einem anderen Grund: Die Rohstoffe, die dafür benötigt werden, sind so hochwertig und teuer, dass die Preise selbst bei steigender Massennachfrage kaum günstiger werden können. Deshalb forschen Hersteller derzeit intensiv nach anderen Materialien für die SSD-Produktion. Momentan kann aber kein Hersteller beantworten, wie der Nachfolger der SSD aussehen kann. Ein weiteres Dilemma ist, dass die Festplattenproduktion in den Händen weniger Hersteller konzentriert ist. Das könnte Spekulanten auf den Plan rufen.

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