Hewlett-Familie gegen den Megadeal mit Compaq

15.11.2001
Das Fiorina-Imperium Hewlett-Packard muss sich warm anziehen. Denn die Familien der Gründer zeigen der geplanten Fusion mit Compaq die eiskalte Schulter.

Die Familie von Hewlett-Packard-Mitbegründer William Hewlett wendet sich aufs Schärfste gegen die geplante Fusion mit Compaq und hat angekündigt, auf der nächs-ten Aktionärsversammlung dagegen zu stimmen. Prompt kletterten die HP-Aktien um 12,5 Prozent auf 19 Dollar, während das Papier von Compaq 6,6 Prozent verlor und auf 8,40 Dollar pro Stück zurückfiel.

In ihrer gemeinsamen Erklärung forderten Walter Hewlett, Eleanor Hewlett Gimon und Mary Hewlett Jaffe von dem brautschaulustigen Unternehmen, sich mehr auf die Anteile im Druckermarkt zu konzentrieren, statt die "außerordentlichen Risiken" eines Zusammenschlusses auf sich zu nehmen.

Nach Angaben des "Wall Street Journal" verfügen die Familie und die Stiftung von Hewlett über einen Aktienanteil von etwas mehr als fünf Prozent an dem Fiorina-Imperium. Hewlett-Packard will trotz der Opposition der Familie an dem Megadeal mit Compaq festhalten. Allerdings hat sich nun auch der zweite Firmengründer David Packard - HP wurde 1939 von Bill Hewlett und David Packard in einer Garage im kalifornischen Palo Alto gegründet - hinter die Entscheidung von Walter Hewlett gestellt, womit es für die Fusionspläne des Vorstandes langsam eng wird. Denn die Packard-Familie hält mehr als zehn Prozent der Anteile an HP.

Sollte die Fusion durchgehen, muss HP für den Konkurrenten Compaq 25 Milliarden Dollar springen lassen. Für die knapp 90.000 Mitarbeiter weltweit kam die geplante Übernahme allemal wie ein Schlag ins Gesicht, denn schon Monate davor mussten sie wegen der angespannten Finanz-lage von HP auf zehn Prozent ihres Gehaltes verzichten. Auch in der deutschen Niederlassung war die Überraschung groß. Hinzu kam die Ankündigung über rund 15.000 Stellenstreichungen.

www.hewlett-packard.com

www.compaq.com

www.wsj.com

ComputerPartner-Meinung:

Auch wenn die Reaktion der Gründerfamilien von HP zwei Monate nach Ankündigung der Fusionspläne mit Compaq ein wenig spät kommt, könnte sie den Deal quasi in letzter Minute doch noch zum Platzen bringen. Beide Familien verfügen zwar nicht über die Aktienmehrheit, können sich aber der Loyalität etlicher Anteilseigner sicher sein.

Die Börsianer reiben sich derweil schon mal die Hände. Und für so manchen HP-Mitarbeiter, der erst Gehaltseinbußen hinnehmen und dann noch um seinen Job bangen musste, dürfte die quasi von höchs-ter Stelle kommende Kritik an dem Riesen-Merger allemal eine Genugtuung sein. (kh)

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