Hewlett-Packard: DVD-Brennen mit "Plus"

10.01.2002
DVD-Brenner, da besteht kein Zweifel, werden zum Massenprodukt. Angesichts der mit potenziellen Milliardenumsätzen gekoppelten Lizenzgebühren kann es sich lohnen, einen eigenen Standard auf die Beine zu stellen. ComputerPartner ging der Frage nach, ob Hewlett-Packards DVD+RW-Brenner zum großen Bestand der älteren DVD-Player kompatibel ist.

Mit deutlicher Verzögerung gegenüber anderen Brennverfahren ging das DVD+RW-Format ("plus") an den Start. Bereits vor eineinhalb Jahren angekündigt, rührte das DVD-Konsortium, bestehend aus HP, Ricoh, Sony und Philips, zur IFA noch mal richtig die Werbetrommel. Nun ist Hewlett-Packards "dvd100i" seit etwa drei Mo-naten verfügbar, Philips und Ricoh liefern dagegen nur geringe Mengen.

Dass auch HP auf den Massenmarkt schielt, wird durch den IDE-Bus deutlich. Die Installation ist entsprechend einfach. Windows 2000 erkennt das Laufwerk automatisch, sodass man sofort die CD zur Softwareinstallation einlegen kann. Hewlett-Packard legt seinem DVD-Brenner ein "Rundum sorglos"-Paket an Anwendungen bei. Zur leichten Bedienung liefert HP eine Kommunikationszentrale zu den Programmen, darunter auch eine leicht modifizierte Version von Sonics "My DVD".

Der Assistent des Programms führt den ungeübten Multimedia-pro-duzenten auf dem schnellsten Weg zur ersten DVD. Dabei unterstützt diese Version auch das direkte Aufzeichnen von Videodaten auf die DVD. Selbstverständlich aber nur, wenn eine Firewire-Karte oder eine analoge Videokarte auf dem Rechner installiert ist. Nach der Eingabe des Projektnamens und der Auswahl, ob eine CD oder DVD gebrannt werden soll, geht es bereits an die Menügestaltung, die durch knapp 30 Vorlagen erleichtert wird.

Nach der Menügestaltung meldet sich bereits das Capture-Tool, doch wehe, man hat vergessen, den DV-Camcorder einzuschalten. In diesem Fall muss die Software noch einmal neu gestartet werden, damit sie den Camcorder erkennt. Das Aufnahmeprogramm übernimmt die Steuerung des Camcorders, bietet ansonsten, ganz auf den Einsteiger getrimmt, aber kaum Einstellmöglichkeiten. Lediglich drei Aufnahmequalitäten kann man wählen, wobei in der schlechtesten Qualität drei Stunden Video auf die DVD passen, in der besten eine Stunde.

Direkt nach der Aufzeichnung folgt das automatische Aufbereiten des Videomaterials, bei dem "My DVD" erstaunlich fix ist. Für eine Stunde Rohmaterial benötigt die Software gerade mal knappe zehn Minuten Brennzeit.

Auf die Scheibe

Viel interessanter ist der eigentliche Brennvorgang: Mit 2,4fachem Tempo (zirka 3,2 MB/s) beschreibt der Brenner die komplette DVD in 25 Minuten. Damit ist er bereits schneller als Pioneers bekanntes DVD-RW-Laufwerk ("minus") DVRA03, das nach dem Brennvorgang zudem noch knapp zehn Minuten für die Finalisierung benötigt.

Der dvd100i ist nicht allein an die Bundling-Software gebunden. Entsprechend versuchten wir ein Reel-DVD-Projekt auf die Scheibe zu brennen. Leider ohne Erfolg - die Software erkennt zwar den Brenner, spricht ihn aber nicht an. Auch VOBs Instant Write musste beim Datenschreiben passen. Erst Veritas Record Now Max verstand sich mit dem HP-Gerät. Kein Wunder, denn schließlich ist die kleine Version des Programms im HP-Bundling inbegriffen.

Mit Spannung erwartet, folgte der Kompatibilitätstest. Eingelegt in den erstbesten DVD-Player, folgte die Enttäuschung: Er konnte die auf dem dvd100i gebrannte Scheibe nicht wiedergeben. Auch beim Zweiten und Dritten ging gar nichts. Erst der Vierte erkannte die Scheibe - und das war ausgerechnet ein Gerät von Pioneer. Um mehr Geräte ausfindig zu machen, musste der nächste Discounter herhalten. In weitere zehn Geräte legten wir die DVD+RW-Scheibe des HP-Brenners und parallel eine DVD-RW von Pioneer ein.

Der Erfolg: Summa summarum lassen sich beide Scheiben von knapp der Hälfte der DVD-Player lesen. Die Gemeinsamkeit: Geräte, die DVD+RW lesen können, lesen auch eine DVD-RW und sind teuer. Fast alle kosten über 800 Mark. Klare Schlussfolgerung: DVD+RW ist nicht kompatibler als das bereits vom DVD-Forum zertifizierte DVD-RW. Philips scheint diese Problematik bekannt zu sein; das Unternehmen stellt deshalb eine Liste mit knapp 150 kompatiblen DVD-Playern ins Internet, wovon 35 aus dem eigenen Werk kommen.

Bei den DVD-ROM-Computerlauf-werken sieht es mit der problem-losen Wiedergabe nicht besser aus. Auf der HP-Website befindet sich eine Liste mit gerade mal 25 kompatiblen DVD-ROM-Einbaulaufwerken. Der Praxistest bestätigt es: Gerade mal die Hälfte der 15 getesteten DVD-ROM-Laufwerke wollte den mit dem dvd100i gebrannten Rohling wiedergeben.

Vorteile und Nachteile

Allein mit der höheren Kompatibilität wirbt das DVD+RW-Konsortium aber nicht. Auch das gegenüber -RW veränderte Schreibverfahren bietet Vorteile: Die DVD+RW muss nicht finalisiert werden und kann dadurch jederzeit ergänzt werden. Wer den Pioneer-RW-Rohling dagegen erst mal durch das Finalisieren abgeschlossen hat, muss das Medium vor dem neuen Brennvorgang löschen, die bereits auf dem Medium befindlichen Daten also vorher auf dem Rechner sichern.

Die -RW ist durch die vorgegebenen Land-pre-Pit alle zwei Kilobit an eine feste Datenstruktur gebunden. Dadurch kann es auf der DVD zu Datenlücken kommen, wenn beispielsweise beim ersten Brenn-vorgang von einem Sektor nur 0,1 Kbit genutzt wurden, der Nächste aber erst nach dem Land-pre-Pit beginnt. Der Vorteil für +RW: Durch das "Wobble and Grove"-Verfahren ist man auf keine vorgegebene Struktur angewiesen und kann die Daten nahtlos aneinander schreiben.

Das -RW-Format punktet dafür durch das einmal beschreibbare DVD-R-Medium. Mit einer DVD-R kommt bereits nahezu jeder DVD-Player und jedes DVD-ROM-Laufwerk klar. Doch beim DVD+RW-Format war ein einmal beschreibbares Medium gar nicht geplant. Erst jetzt will man nachbessern. (jos)

DVD 1001

Technischer Überblick

Geschwindigkeiten:

2,4x/4x/8x (DVD+RW wiederbeschreiben/DVD+RW lesen/DVD-ROM lesen)

12x/10x/32x (CD-R beschreiben/CD-RW wiederbeschreiben/CD-ROM lesen)

Schnittstelle: E-IDE/Atapi

Cache: 2 MB

<b>Kurzgefasst</b>

Mit dem DVD+RW-Brenner dvd 100i hat Hewlett-Packard wie-der einen Fuß im Brennermarkt. Doch mit voller Kompatibilität bei DVD-Playern oder DVD-ROM-Laufwerken darf man bei den erstellten Medien nicht rechnen. Das DVD+RW-Format bietet jedoch durch die nicht nötige Finalisierung das etwas bessere Handling als andere DVD-Schreibverfahren. Der Brenn-vorgang ist beim dvd100i richtig schnell, egal ob man DVDs oder CD beschreibt. Die Zusammenfassung der Bundling-Programme in eine kleine Oberfläche und ihre Auswahl sind einsteigertauglich. Engagierte User werden dagegen die Unterstützung durch andere Brenn-programme und Authoring-Tools vermissen. Alles in allem: Note Zwei.

Hersteller:

Hewlett-Packard GmbH

Herrenberger Str . 140

71034 Böblingen

Tel.: 0 70 31/14-0

Fax: 0 70 31/14-2999

www.hewlett-packard.de

Preis:

etwa 820 Euro

Wertung:

Gerät/Software: 2

Lieferumfang: 2

Handbuch 2

Ease-of-Use: 3

Händler-Support: 2-3

CP-TIPP: 2

(Bewertung nach Schulnoten)

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