Hewlett-Packard erfindet sich neu und will mit Consumer Electronic wachsen

29.12.2006
Wie steigert man den Umsatz einer 100-Milliarden-Dollar-Company um sechs Prozent? Vor dieser Frage steht HP-Chef Mark Hurd im kommenden Jahr.

Hewlett-Packard will 2007 und 2008 jeweils sechs Prozent mehr umsetzen als in diesem Jahr. Bei einem Umsatz von 92 Milliarden Dollar macht das ein Umsatzplus von rund 5,5 Milliarden Dollar aus. Firmenchef Mark Hurd hatte schon an den Ausgaben gedreht und 15.000 Stellen gestrichen. Er plant außerdem die Ausgaben in Höhe von 84 Milliarden Dollar weiter zu senken um das geplante Wachstum zu finanzieren.

In HPs Kasse liegen rund elf Milliarden Dollar, die Hurd für den Zukauf von Firmen einsetzen könnte, aber das will der Manager nicht. Er will von innen heraus wachsen. Doch auf welchen Gebieten? Nahe liegend ist ein Zuwachs beim Umsatzbringer Nummer eins, der Druckerabteilung. HP sollte nach Meinung von Benjamin Reitzes, Analyst bei UBS Investment Research, "Drucker für jede Anwendung bauen, bei der Tinte auf Papier trifft". Daneben hat das Unternehmen selbst zwei potenzielle Wachstumsgebiete ausgemacht: den Verkauf von kostengünstigen Rechenzentren und von Consumer Electronic. Allerdings werden beide Bereiche als sehr risikoreich angesehen.

Mit Druckern erzielt HP zur Zeit die Hälfte seines Gewinns und erreicht dabei dank der zusätzlich verkauften Verbrauchsmaterialien Profitmargen von 15 Prozent und mehr. Knapp die Hälfte aller weltweit verkauften Drucker trägt das HP-Logo. Im Heimbereich, wo 55 Prozent aller digitalen Fotos gedruckt werden, dominiert die Company den Fotodruckermarkt. "Als die Endverbraucher dazu übergingen, ihre Fotos in Ladengeschäften auszudrucken, folgte ihnen HP und lieferte Lösungen für Druckkioske und etablierte den Snapfish-Service für die Online-Bestellung von Ausdrucken", beschreibt die New York Times den Erfolgsweg von HP.

Mittlerweile hat sich HP auf die Lieferung von großen Drucklösungen für Anwender wie Amazon konzentriert, die damit Bücher auf Anfrage drucken. Im Hintergrund zählt HP die mitverkauften Verbrauchsmaterialien: "Da geht es bei der Tinte nicht mehr um Milliliter sondern um Liter, das ist für uns natürlich sehr intressant", freut sich Vyomesh Joshi, Chef von HPs Imaging and Printing Group.

Das angepeilte Geschäft mit dem Bau und Verkauf von Rechenzentren basiert auf den Erfahrungen im eigenen Unternehmen. HP hat seine bestehenden 85 Rechenzentren in den USA auf sechs reduziert und verfügt jetzt über moderne Schaltzentralen, die Kosten- und Energieeffizient arbeiten und sich mit einigen wenigen Technikern betreiben lassen. Insbesondere der durch die Blade-Server stark steigende Abwärme und dem daraus resultierenden höheren Energiebedarf hat HP eigene Entwicklungen wie "Dynamic Cooling" entgegengesetzt, die den Strombedarf um 30 Prozent senken.

Der dritte mögliche Wachstumsbereich sind Geräte jenseits von traditionellen PCs. Gerade technikverliebte Endanwender, die kleine und mobile Geräte nachfragen, sorgen für Wachstum. Ihnen will HP mobile Videospieler und Mobiltelefone anbieten, die wie Mini-PCs arbeiten und immer online sind. HP nennt diese Produktgattung "Managed Home Products". Das Consumer-Geschäft könnte für HP allerdings die härteste zu knackende Nuss sein. In den USA stehen schon HP-Fernsehgeräte in 28.000 Läden, aber es gelang bislang nicht, die HP-TVs gegen die großen Marken Sony, Samsung und Sharp zu positionieren. Bleiben die Mobilgeräte vom Typ managed home, die jetzt langsam auf den Markt kommen sollen. Doch zu lange dürfen die smarten Geräte nicht auf sich warten lassen, weil Mitbewerber wie Apple den Consumer-Markt fest im Griff haben. (computerwoche/mf)

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