HP-Manager Seibold im Interview

Hewlett-Packard kämpft um Sun-Kunden

Dipl. Inform. Johann Baumeister blickt auf über 25 Jahre Erfahrung im Bereich Softwareentwicklung sowie Rollout und Management von Softwaresystemen zurück und ist als Autor für zahlreiche IT-Publikationen tätig. Sie erreichen ihn unter jb@JB4IT.de

Warum Kunden von Sun auf HP wechseln sollen

CW: Warum sollen Kunden gerade auf HP-Systeme migrieren?

Seibold: Einer der Hauptgründe für die Migration auf HP-Systeme liegt in der plattformübergreifenden Flexibilität der Systeme und der Vielfalt der Betriebssysteme, die wir unterstützen. Die Alternativen zu Solaris sind Microsoft Windows Server, SUSE Linux Enterprise Server von Novell, Red Hat Enterprise Linux und unser eigenes Unix-Betriebssystem HP-UX 11i. Alle Systeme laufen auf den Server-Plattformen HP ProLiant, HP BladeSystem und HP Integrity.

Die Zeiten der isolierten IT-Inseln sind vorbei! Wir bieten unseren Kunden ein integriertes Gesamtkonzept, in dem Software-, Server-, Storage- und Netzwerklösungen zusammengeführt sind, und die Bereitstellung von IT-Services automatisiert ist. Während viele Anbieter auf monolithische Teilsysteme setzen, bietet HP seinen Kunden eine durchgängige Infrastruktur für Server, Storage, Netzwerke und Services.

CW: Oracle-CEO Larry Ellison hat angekündigt, man werde das Partnerprogramm von Sun nicht mehr weiterführen und stattdessen Produkte direkt an die stärksten 4.000 Kunden von Sun verkaufen. Sun-Partner haben ein Jahr Zeit, um alle notwendigen Oracle-Zertifizierungen nachzuholen. Was bedeutet das für die Partner und das Produktportfolio?

Oracle-CEO Larry Ellison will das Partnerprogramm von Sun nicht mehr weiterführen und stattdessen direkt an Sun-Kunden verkaufen.
Oracle-CEO Larry Ellison will das Partnerprogramm von Sun nicht mehr weiterführen und stattdessen direkt an Sun-Kunden verkaufen.

Seibold: Der Punkt, der am meisten Verunsicherung mit sich bringt, scheint die Zukunft von Sun Solaris zu sein. Besonders die weitere Unterstützung von Sun Solaris durch ISVs birgt noch viele offene Fragen. Auch die Sun-Partner bleiben nicht verschont: Bisher bildeten sie eine eingeschworene Gemeinschaft, die durch nichts zu verunsichern war. Nachdem Sun nun allerdings die Delivery-Partnerschaften gekündigt hat und somit etlichen Partnern die Geschäftsgrundlage entzogen hat, sehen wir auch hier strategische Anknüpfungspunkte. Ebenfalls sehr groß ist die Unsicherheit in der Distribution. Es gibt derzeit keinen Distributor, der beide Anbieter im Portfolio hat. Oracle plant eine weltweite Distributionsstrategie, hat allerdings noch keine Roadmap vorgelegt.

CW: Sind die Auswirkungen der Sun-Übernahme durch Oracle regional unterschiedlich? Was bedeutet der Deal für den deutschen Markt?

Seibold: In Deutschland beobachten wir weniger regionale, sondern eher branchenspezifische Unterschiede. Die Finanzdienstleistungs- und Telekommunikationsbranche sind nach wie vor starke Industriesegmente für Sun aufgrund der darauf betriebenen Applikationen. Besonders in diesen beiden Branchen gibt es etliche Applikationen von ISVs, bei denen Sun Solaris sowohl die Entwicklungs- als auch die Vertriebsplattform darstellt. Beispiele sind besondere Lösungen für den Trading Floor oder Billing-Systeme, die bei der Abrechnung von Handygebühren verwendet werden.

Aber wir beobachten, dass sich auch diese beiden Branchen mehr und mehr HP-UX-Systemen öffnen und Lösungshersteller beginnen, ihre Entwicklungsplattform zu wechseln. Um auch Endanwendern einen solchen Wechsel zu erleichtern, haben wir ein Programm ins Leben gerufen, in dem wir kundenspezifische Applikationen kostenfrei auf die HP-UX-Plattform portieren.

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