Highend-Grafikkarten kommen beim Verbraucher nicht an

10.04.2003
Im Dezember und Januar standen zwar die neuen Grafikkarten von ATI und Nvidia ganz oben auf der Wunschliste der Endverbraucher, gekauft haben sie aber die Vorjahresmodelle. Obwohl ATIs Technologie gegenüber Nvidia weiter fortgeschritten ist, konnte der kanadische Grafikspezialist die Käufer nicht so überzeugen wie die Testredakteure der einschlägigen Zeitschriften. Auf Platz eins in der Käufergunst steht in Deutschland nach wie vor Nvidia.

Bei Grafikkarten zählt nicht nur die Leistung, sondern in ers-ter Linie der Preis. Obwohl die einschlägigen Testzeitschriften die neuen Grafikchips der beiden Konkurrenten ATI und Nvidia über den grünen Klee lobten, haben die Käufer an der Kasse mit ihren Geldbeuteln anders abgestimmt. Rund 300 bis 400 Euro wollten die meisten für eine Grafikkarte dann doch nicht hinblättern. Dementsprechend gingen im Dezember von den Highend-Karten dann auch nur knapp 2.000 Stück über die Ladentheke. Im Januar sank die Bereitschaft der Käufer weiter, so dass nicht mehr als etwa 1.200 Highend-Karten den Besitzer wechselten. Mit ein Grund dafür dürften auch Lieferschwierigkeiten von Nvidia gewesen sein. Die Geforce FX 5800 Ultra war zwar angekündigt, aber nirgendwo zu bekommen.

Spitzenreiter im Weihnachtsgeschäft, sprich im Dezember, war eine Geforce-TI-4200-Karte für etwa 150 Euro, gefolgt von dem schon betagten (etwa ein Jahr alten) Radeon-8500-Chip. Rund 3.500 Karten konnte der Grafikspezialist Guillemot von den Radeon 8500 zu Weihnachten absetzen, während MSI knapp 4.500 Geforce-TI-Karten an den Mann oder die Frau brachte.

Im Januar saß das Geld den Endverbrauchern nicht mehr so locker in der Tasche. Top-Seller im ersten Monat des Jahres war dann auch dementsprechend eine Geforce2 MX für nur rund 60 Euro. MSI schaffte es auch in diesem Monat wieder, sich mit etwa 2.700 verkauften Karten an die Spitze zu setzen. Direkter Verfolger war im Januar ATI mit rund 2.600 verkauften Radeon-7500-Karten. Damit verwies Nvidia in den beiden Monaten seinen Konkurrenten ATI immer auf den zweiten Platz.

Im Dezember und Januar wurden in Deutschland rund 126.000 Grafikkarten im Wert von etwa 15 Millionen Euro verkauft. Davon waren 35.000 Stück mit einem ATI-Grafikprozessor und 88.000 mit einem Nvidia-Chip versehen. ATI konnte damit etwa 3,8 Millionen Euro als Umsatz verbuchen, Nvidia jedoch fuhr 11,4 Millionen Euro ein. Weit abgeschlagen mit 3.000 verkauften Grafikkarten und einem Umsatz von knapp 400.000 Euro landete Matrox auf dem dritten Platz. Sogar 3DFX-Karten fanden noch Käufer: zwar gingen nur knapp 360 Karten über die Ladentheke, sie brachten aber den entsprechenden Herstellern immerhin noch einen Umsatz von rund 22.000 Euro.

Im Schnitt gaben die Käufer für eine Grafikkarte von ATI rund 105 Euro und für eine Nvidia-Karte etwa 130 Euro aus, und eine Matrox war ihnen 125 Euro wert. 3DFX-Karten wechselten für rund 65 Euro den Besitzer. In Deutschland steht Nvidia mit einem Marktanteil im Dezember von 65 Prozent unangefochten an der Spitze. ATI folgt mit 25 Prozent und schließlich Matrox mit nur 2 Prozent Marktanteil. Bei diesen Zahlen muss sich Matrox ernsthaft Gedanken um die Zukunft machen.

Spitzenreiter der Anbieter

Absoluter Spitzenreiter unter den Grafikkarten-Anbietern war nach Stückzahlen im Dezember und Januar MSI. In puncto Umsatz ließ Guillemot in diesen beiden Monaten die Konkurrenz weit hinter sich.

In der Top-Ten-Liste nach Stückzahlen konnte sich Terratec, ein Newcomer im Grafiksegement, unter die ersten Zehn einreihen. Das dürfte mit ein Verdienst von Dirk Schunk, Director Project Management von Terratec, gewesen sein. Schunk, ehemaliger Mitarbeiter von Elsa, soll über beste Kontakte zu Nvidia verfügen. Immerhin setzte Terratec in den beiden Monaten rund 4.500 Karten ab und erzielte einen Umsatz von etwa 620.000 Euro. Für einen bis dato im Grafiksegment unbekannten Anbieter ist das ein beachtlicher Erfolg. Allerdings dürfte der bekannte Brand "Terratec" dabei eine gewichtige Rolle gespielt haben.

Auch Sapphire, ebenfalls erst seit kurzem dabei, machte einen ordentlichen Job. Mit rund 4.200 verkauften ATI-Karten erzielte das Unternehmen immerhin einen Umsatz von rund 500.000 Euro.

Schon lange dabei ist Gainward. Dessen Verkäufe sind recht konstant auf hohem Niveau, so dass sich das Unternehmen in beiden Monaten einen verdienten fünfen Platz sichern konnte. Mit über 10.000 verkauften Nvidia-Produkten konnte sich der Hersteller über einen Umsatz von rund 1,3 Millionen Euro freuen.

Interessant ist auch die Tatsache, dass so genannte Noname-Grafikkarten in der Gunst der Käufer recht hoch angesiedelt sind. In beiden Monaten belegten Karten unbekannter Hersteller immerhin jeweils den sechsten und siebten Platz. Mit rund 8.000 verkauften Stück und 400.000 Euro Umsatz stellen diese Karten einen nicht unwesentlichen Teil des deutschen Marktes dar.

www.ati.de

www.creative.com; www.gainward.de

www.guillemot.de; www.leadtek.de

www.matrox.de; www.msi.com.tw

www.nvidia.de; www.pinegroup.com

www.sapphire.de; www.terratec.de

www.ultron.de

ComputerPartner-Meinung

Obwohl die Zahl der Hersteller von Grafikchips stark zurückgegangen ist - es gibt nur noch drei -, bleibt der Markt spannend. An der Spitze beharken sich Nvidia und ATI, wobei Nvidia im deutschen Markt mit 62 Prozent unangefochten an der Spitze liegt. Und so schnell wird ATI den Verkaufsvorsprung von Nvidia nicht einholen können. Wichtig ist, wie die nächste Generation der Grafik-GPUs vom Käufer angenommen wird. Die Verkäufe haben gezeigt, dass es nicht nur auf Leistung ankommt, sondern der Preis im Massenmarkt immer noch die entscheidende Rolle spielt. (jh)

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