Hingehört: Gleich gibt’s was auf die Ohren!

11.02.2000
Wenn die MP3-Pioniere der Rio Division von S3 mit dem "Rio 600" einen neuen MP3-Player auf den Markt bringen, ist es für ComputerPartner Anlass genug, ihn unter die Lupe zu nehmen.

Bunt, peppig und einfach trendy ist sie - die Aufmachung des Verkaufskartons. Außerdem räkelt sich der Rio 600 hinter der transparenten Plastikfrontseite fast exhibitionistisch in opalisierendem Türkis. Darüber hinaus möchte die Rio Division offensichtlich der hippen Handybranche in nichts nachstehen: Wem das Türkis des abnehmbaren Rio-600-Frontcover nicht zusagt, dem bietet S3 auch Abdeckungen in anderen Farbe an.

Diese grell-coole Marketing-Strategie muss sein, denn immerhin müssen die MP3-Pioniere ihrer eigenen Behauptung gerecht werden, dass der Rio 600 durch seine aktiven und hochaktuellen Lifestyle-Merkmale ein breites Publikum anziehe. Ob aber zu den Lifestyle-Merkmalen ein im wahrsten Sinne des Wortes verschachtelter Karton dazugehören muss, der das Auspacken des Players zur Denksportaufgabe werden lässt? ComputerPartner meint nein, denn als Käufer möchte man möglichst schnell an das Objekt der Begierde kommen.

Neben dem MP3-Player, der es mit Batterie oder Akku auf der geeichten ComputerPartner-Briefwaage auf 131 Gramm bringt, gehören zum Lieferumfang Sport-Clip-Ohrhörer, USB-Anschlusskabel, eine Batterie, eine 34-seitige leicht verständliche Kurzanleitung, eine Stofftasche mit Gürtelclip sowie die Software "Rio-Port" für PCs oder die Anwendung "Sound Jam" für Macs.

Bei den technischen Ausstattungsmerkmalen des Players ist unter anderem ein interner 32-MB-Speicher zu nennen, der für rund eine Stunde Musik ausreicht und fest in der abnehmbaren Rückwand des Rio 600 integriert ist. Letzteres ist recht ärgerlich, denn da der Speicher nicht herausgenommen werden kann, bleiben die handlesüblichen auswechselbaren Compact- Flash- oder Smartmedia-Speicher außen vor. Zwar lässt sich der Rio 600 um 32 oder 64 MB erweitern, aber der Käufer muss die gewünschte Speichererweiterung jeweils mitsamt der MP3-Player-Rückwand, dem so genannten "Backpack", zusätzlich erwerben. In den USA kostet die 32-MB-Erweiterung aktuell 99 Dollar.

Dabei ist es momentan noch ein recht kleiner Trost, wenn S3 im ers-ten Quartal des kommenden Jahres ein Backpack mit dem 340-MB-Microdrive von IBM auf den Markt bringen will, das für rund zehn Stunden Musik gut ist. Ebenfalls in diesem Zeitraum soll für den Rio 600 ein Backpack mit der Dataplay-Technologie erscheinen, auf dem sich 500 MB abspeichern lassen.

Die Zukunft kann kommen

Im Rio 600 findet sich ein Maverick-Chip von Cirrus Logic, der in der Lage ist, neben MP3- auch WMA-Formate zu verarbeiten. Die Rio-Division von S3 betont, dass der knapp Zigarettenschachtel große Player bereits auf zukünftige Formate vorbereitet sei. So soll mehr oder weniger zeitgleich zum Erscheinungstermin dieser Ausgabe von ComputerPartner unter der URL www.riohome.com eine kostenlose Firmware zum Download bereitstehen, die sich für das Abspielen des Dolby-AAC-Formats eignet.

Während der Installation nimmt allein die Übertragung der Support-Dateien des Rio-Audio-Managers Version 3.3 rund zehn Sekunden ein. Sollte das etwa ein schlechtes Omen sein, wo doch die gesamte Installation der Software nur unwesentlich länger dauert? Keine Sorge, allen Unkenrufen zum Trotz lässt sich die Anwendung ebenso leicht installieren wie sie danach ohne Fehl und Tadel arbeitet. Das Design der Oberflächenmaske des Audio-Managers mag zwar nicht jedermanns Geschmack sein, aber dafür ist das Programm leicht zu bedienen - sprich intuitiv. Und das zählt letztendlich. Egal, ob die Musikdateien direkt aus dem Internet stammen, bereits auf der Festplatte liegen oder erst von der Musik-CD in das MP3-Format konvertiert werden müssen - die Software erledigt alles genauso souverän wie das Übertragen der Musiktitel zum Rio 600.

Das Einlegen der Batterie gestaltet sich etwas schwierig, denn die Rückseite des ergonomisch gestalteten Players zeigt sich beim Abnehmen etwas widerspenstig. Nach dem Übertragen der jeweiligen Titel steht der vollen Dröhnung aber nichts mehr entgegen. Der Sound des MP3-Players ist zwar gut, aber dennoch würde dem System ein Bass-/Höhenregler genauso wenig schaden wie den Ohrhörern mehr Volumen in puncto Sound. Die Steuerung des Players über das Joypad sollte niemanden Probleme bereiten - selbst wenn das Benutzerhandbuch nicht bereitliegt. Anders sieht es dagegen mit der reflektierenden Display-Abdeckung aus, die das Ablesen der jeweiligen Musiktitel oder der Systemfeatures erschwert. Zumal Schrift und Piktogramme von Hause aus recht klein geraten sind. Trotz einiger kleiner Schwächen ist der Rio 600 ein durchaus empfehlenswerter MP3-Player.

Mehr als Standard bietet S3 in Sachen Händlerservice jedoch nicht. Der Wiederverkäufer darf sich zunächst einmal auf Poster, Banner und Aufkleber freuen. Darüber hinaus bietet S3 einen so genannten "Digital Audio Guide" an, der Infos zu Rio Digital Audio und digitaler Musik im Allgemeinen liefert. Produktinformationen und kostenlose Hotline gehören ebenfalls zum Service. Ein geschützter Händlerbereich im Internet ist allerdings erst in Planung. (mm)

<b>Kurzgefasst</b>

Der MP3-Player Rio 600 mit Ohrclips bietet einen Speicher von 32 MB, der in die abnehmbare Rückwand des Systems integriert ist. Dadurch lassen sich die handelsüblichen Compact-Flash-Speicher nicht verwenden. S3 bietet Erweiterungen mit einer Kapazität von 32, 64, 340 und 500 MB an, die aber zum Teil erst in den nächsten Monaten erhältlich sein sollen.

Anbieter:

S3/Rio Digital Audio

Haus der Medien

Hammfelddamm 10

41460 Neuss

Tel.: 0 81 51/2 66-333

Fax: 0 81 51/2 66-100

www.riohome.com

www.riostuff.com

dealers-euro@diamondmm.com

Preis:

VK: 449 Mark

Vertrieb/Distribution:

Electronic Partner, Ruefach, Interfunk, Astra, Emeaa, Computer 2000, Ingram Macrotron, Peacock

Wertung:

Gerät: 2

Software: 2

Lieferumfang: 2

Handbuch: 2

Ease-of-Use: 2-3

Händler-Support: 4

CP-Tipp: 2

(Bewertung nach Schulnoten)

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