Hintergrundinfo

04.03.1998

Einige Hersteller propagieren, daß Notebooks mittlerweile tatsächlich einen Tischrechner ersetzen könnten. Schnelle Prozessoren, große Farbdisplays, Festplatten mit schwindelerregend hoher Kapazität, Sound-, Modem- und Netzwerkkarten, Lautsprecher und selbst ein DVD-Laufwerk gehören in der High-end-Klasse der portablen Rechner bereits zur Standardausrüstung und bekräftigen nach Meinung der Anbieter das Argument des "Desktop Replacement". Wie auch immer: All die neuen Funktionen, die ein Notebook einem Desktop-PC ebenbürtig erscheinen lassen, gehen jedoch stets zu Lasten der unabhängigen Stromversorgung. Fazit: Bevor der Anwender überhaupt mit seiner Arbeit beginnt, ist der Akku oftmals bereits dem Ende nahe. Die Akku-Technologie hat es nicht geschafft, mit der in Windeseile voranschreitenden Entwicklung im Notebook-Bereich Schritt zu halten. Verglichen mit tragbaren Rechnern, die vor einigen Jahren auf den Markt kamen, sind die heutigen Modelle zwar leichter und leistungsfähiger geworden, doch die Akkus sind nach wie vor schwer, dafür aber schneller leer als früher.In Notebooks der heutigen Generation kommen vorwiegend Lithium-Ionen- (LI), Nickel-Metall-Hybrid- (NiMH) oder Nickel-Cadmium-Akkus (NiCad) zum Einsatz, wobei erstere nach Aussage des Marktforschungsunternehmens Frost & Sullivan stark im Aufwind sind (siehe Grafik).

Obwohl Nickel-Cadmium-Akkus billig in der Herstellung und schnell zu laden sind sowie mit eine langen Lebensdauer aufwarten können, haben sie auch entscheidende Nachteile. Ihre Umweltverträglichkeit hinsichtlich der Entsorgung ist äußerst problematisch, zudem kommt es bei diesen Stromspendern zum sogenannten "Memory Effekt". Mit zunehmender Lebensdauer läßt deren die Ladekapazität zusehends nach, besonders dann, wenn diese Akku-Typen geladen werden, ohne vorher völlig leer zu sein. Eigentlich ist diese Technologie für den praktischen Einsatz nicht geeignet, denn welcher Anwender entlädt schon seine Akkus bevor er sich auf die fieberhafte Suche nach einer Steckdose begibt. Außerdem bieten diese Akkus bei gleichem Gewicht gegenüber ihren Mitstreitern die geringste Kapazität. Und das Gewicht - Akkus haben einen Anteil von etwa 15 bis 20 Prozent am Gesamtgewicht - spielt bei Notebooks mitunter eine entscheidende Rolle bei der Käuferentscheidung.

NiMH-Akkus lösen dieses Problem schon besser, wenngleich sie im Vergleich zu LI-Typen noch immer zu wenig Kapazität im Verhältnis zu ihrer Masse bieten. Auch der "Memory Effekt" macht sich hier bemerkbar.

In der Konsequenz setzen immer mehr Hersteller auf die Lithium-Ionen-Technologie, selbst Notebooks im mittleren Preissegment werden trotz der vergleichsweise hohen Herstellungskosten bereits damit ausgestattet. LI-Akkus bieten bei 25 Prozent weniger Gewicht immerhin rund 30 Prozent mehr an Kapazität.

Künftige Technologien sind noch vielversprechender: Lithium-Polymer-Akkus gehören hier zu den Favoriten. Sie können jegliche Form annehmen und damit auch in bisher ungenutzte Zwischenräume im Inneren der Notebooks verbaut werden. Drei dieser neuartigen Akkus sind beispielsweise in den ultraflachen Modellen "Pedion" von Mitsubishi beziehungsweise "OmniBook Sojourn" von Hewlett-Packard untergebracht. Es wird aber noch mindestens ein Jahr - wenn nicht gar länger - dauern, bis diese Technologie dem preissensitiven Massenmarkt zugänglich ist.

Derweil bleibt nur zu hoffen, daß die Hersteller von Komponenten für Notebooks eifrig stromsparendere Geräte entwickeln und künftige Betriebsysteme über ein deutliches Mehr an Stromsparfunktionen verfügen. Immerhin haben sich unlängst Akku-Hersteller wie National Semiconductor, Toshiba, Energiser, Intel oder Duracell auf die Spezifikation "Smart Battery System", kurz SBS, geeinigt. Wie so oft in der Branche versucht damit ein Herstellerkonglomerat ein proprietäres System zum Standard zu erheben.

Die Chance dazu steht nicht schlecht: Der Softwaremulti Microsoft wird mit seinen kommenden Versionen von Windows 98 und NT 5.0 die SBS-Funktionalität unterstützen. (cm)

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