Hitachi-PCs: Wenn sie kommen, dann vorerst nicht in die IT-Fachhandelsläden

20.03.1998

LONDON: Hitachis Vorstandsmitglied Kenichi Furumaya legte dem Handelsblatt ungewöhnlich freizügig seine Pläne für eine PC-Offensive im europäischen Markt dar. Und hinterließ eine verwirrte Europa-Zentrale in England sowie aufgescheuchte Vertriebspartner: Hier weiß man schlicht noch nichts von den Plänen der japanischen Mutter.Hitachis Öffentlichkeitsscheu ist beinahe sprichwörtlich. Mit asiatischer Zurückhaltung verkünden die Verantwortlichen Offizielles zumeist erst dann, wenn die Branchen-Spatzen es bereits von den Dächern pfeifen. Um so verwunderlicher schien es, daß Hitachis Vorstandsmitglied Kenichi Furumaya gegenüber dem Handelsblatt bereits die "PC-Strategie des japanischen Elektrokonzerns" (Ausgabe Nr. 48 vom Dienstag, den 10. März) erläuterte, ohne daß es einen benannten Vertriebskanal, eine verantwortliche Abteilung oder überhaupt ein besonderes Produkt für den europäischen Markt gab. Dem Artikel zufolge plant Hitachi, seine Großkunden im europäischen Markt - besonders in den erfolgreichen Regionen Großbritannien und Deutschland - demnächst auch mit PC-Systemen auszustatten. Die Vertriebspartner des Herstellers für Großrechner sind Comparex Informationssysteme GmbH in Mannheim und Olivetti.

Vertriebspartner haben "nichts Offizielles" vorliegen

Nachfragen von ComputerPartner in der Europa-Zentrale des Herstellers in London ergaben nur, daß der Artikel Verwirrung ausgelöst hat: Man habe sich sehr gewundert, als man von dem Artikel hörte. Es könne sehr wohl sein, daß Herr Furumaya sich dementsprechend geäußert habe - in London wisse man allerdings noch nichts von dem Plan einer PC-Europa-Offensive des Herstellers.

Auch die deutsche Comparex, die es als langjähriger Vertriebspartner für die Mainframes des Herstellers ("M2000") ja wissen müßte, hat "noch nichts Offizielles auf dem Tisch", wie Firmensprecher Gunter Wolf versichert. Wenn eine entsprechende Anfrage des Herstellers eingehen würde "wird ein solches Angebot natürlich immer überdacht", weicht er einer endgültigen Stellungnahme aus. Das ist verständlich, schließlich ist Comparex traditionell auf den Großrechnerbereich fixiert, erst ganz allmählich nimmt das Unternehmen auch solche Systeme ins Programm, die nicht ab 20.000 Mark aufwärts in der Preisliste verzeichnet sind.

Vielleicht erhält der Direktvertrieb den Zuschlag

Grundsätzlich, da sind sich Unternehmensbeobachter einig, ist so schnell sowieso keiner der in Europa agierenden Mainframe-Vertreiber von Hitachi darauf ausgerichtet, neben den Großrechnern auch "einfache" PCs anzubieten und zu warten.

Die andere Möglichkeit, die vom Markt für möglich gehalten wird, könnte allerdings die angestammten Vertriebspartner verstimmen: Die Direct Sales-Abteilung von Hitachi gilt als sehr rege. Fest steht offenbar nur eines: Bei allen "Wenns" und "Abers", die die Nachfragen in Europa und Deutschland ergaben, waren sich alle Verantwortlichen darüber einig, daß der reguläre Computerfachhandel als Vertreiber für Hitachi-PCs wohl erstmal nicht infrage käme. (du)

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