Home Jumper: mit starken Partnern Service verkaufen

17.08.2000
Home Jumper setzt zum großen Sprung an. Das bescheidene Ziel: Service als reales Produkt erfolgreich in Deutschland zu verkaufen. Die Ulmer agieren dabei, betrachtet man ihre Marketing-Aktionen, nach dem Motto: Heute gehört uns Schwaben, morgen die ganze Welt.

Selbstironisch bezeichnet sich die Home Jumper Service GmbH aus Ulm als "kleines schwäbisches Unternehmen". Was allerdings auf den ers-ten Blick nach Computerschraubern mit Unternehmerambitionen aussieht, entpuppt sich bei genauem Hinsehen als Verbund von alten Hasen. Erst im April letzten Jahres gründeten der frühere Marketing-Leiter von Metronet Alexander Kornegger und Klaus Harisch, Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Telegate GmbH, die Servicefirma. Als Marketingchef holten sie sich vor kurzem Wilhelm Gerbert, Ex-Leiter Marketing-Communications bei Microsoft, ins Boot.

Die nicht gerade einfache, aber klare Vorgabe für das laufende Geschäftsjahr lautet: "Home Jumper als Servicemarke in Deutschland zu etablieren", stellt Gerbert klar. Und das könnte durchaus klappen: "Der Servicebereich ist eindeutig ein Wachstumsmarkt, für guten Service sind die Kunden gerne bereit zu zahlen", bestätigt Gerhard Ziegler, Geschäftsführer der PC-Notruf Service GmbH in Berlin.

Marketing soll Servicemarke etablieren

Um ihr Ziel zu erreichen, haben die Ulmer ihre Spendierhosen angezogen. Die aufwendige Marketing-Maschine ist kürzlich gestartet: Als Firmenmaskottchen heuerte Home Jumper den Fußballspieler Andrij Shevchenko an, drehte mit ihm eine Reihe von Werbespots und sichert sich mit großflächigen Anzeigen Medienpräsenz.

Das Unternehmen proftiert aber auch von alten und neuen Kontakten zu mächtigen Partnern. Soeben wurde eine Kooperation mit Media-Markt unter Dach und Fach gebracht (siehe Kasten): Bereits kursierende Gerüchte über eine etwaige Beteiligung von Media- Markt an Home Jumper werden aber vom Geschäftsführer Kornegger vehement mit "nein" abgeschmettert.

Auch die über Harisch bestehenden Kontake zum Auskunftsdient Telegate zahlen sich aus: Wer sich dort nach einem PC-Servicedienst erkundigt, erhält als erstes die Nummer des nächstgelegenen Home-Jumper-Offices.

Dass bei all diesen Aktivitäten erst einmal gezahlt statt eingenommen wird, ist den Unternehmern klar. "Bei dem Aufwand kann ein Unternehmen in den ersten zwei Jahren nicht profitabel sein", ist eine der wenigen Prognosen, auf die sich Gerbert einlassen will. Im Übrigen hält sich die Firma mit Angaben wie Umsatzerwartungen oder -Prognosen bedeckt. Derzeit läuft die Umwandlung von der GmbH in eine AG, auch hierzu werden keine Termine oder Zahlen veröffentlicht.

Klares Angebot macht Service transparent

Das Angebot von Home Jumper ist auf Klarheit ausgelegt. Für 99 Mark (nachts, samstags, sonn- und feiertags für 149 Mark) in der Stunde bekommt der Kunde einen Servicetechniker ins Haus, der bei Pannen und Problemen rund um den PC hilft. Im Leistungsumfang enthalten ist die Pannenhilfe, Wartung, Installation, Konfiguration, Aufrüstung, aber auch Schulung und Kaufberatung. Selbst Netzwerk-Management ist im Angebot enthalten, hier kostet die Stunde 149 Mark. Dennoch versteht sich Home Jumper nicht als Wettbewerber zu Systemhäusern wie zum Beispiel Compunet: "Compunet ist natürlich eine andere Liga: Sie installieren die Netzwerktechnik, wir kommen dann, wenn’s nicht funktioniert", grenzt Gerbert ab. Als Zielgruppen definiert das Unternehmen erst mal alle Kundenbereiche: von den Privatanwendern über kleine und mittlere Betriebe bis hin zu Großkunden.

Organisiert wird das "Unternehmen Service" über ein Call-Center, das der Kunde kostenlos anrufen kann. Das verbindet den Kunden dann mit der nächstgelegenen Niederlassung, dem so genannten "City Office". Der City-Manager vor Ort koordiniert dann die Einsätze und schickt den Servicetechniker zum Kunden. Im Gegensatz zu anderen PC-Servicediensten wie etwa PC-Notruf ist Home Jumper kein Franchise-Unternehmen: Alle Mitarbeiter sind dort fest angestellt.

Beim allgegenwärtigen Gejammer um die Servicewüste Deutschland scheint das Konzept der Ulmer wie die Faust aufs Auge zu passen. Die Branche beurteilt die Idee grundsätzlich sehr positiv (siehe ComputerPartner 27/00, Seite 10). "Es gibt in Deutschland einen großen Servicebedarf", beurteilt Frank Roebers, Vorstand bei PC-Spezialist, das Konzept. "Ich halte es für eine sehr gute Entwicklung, dass Service als standardisiertes Produkt zu klar definierten Preisen angeboten wird." (st)

www.homejumper.de

Kooperation von Media-Markt und Home Jumper

Starthilfekoffer für 149 Mark in zehn Filialen

Wie bereits berichtet (siehe ComputerPartner 27/00, Seite 10), startet die Kooperation zwischen Media-Markt und Home Jumper am 17. August. Mit dem Starthilfekoffer will das schwäbische Unternehmen "Service zum in die Hand nehmen und nach Hause tragen" in zehn Media-Markt-Filialen anbieten. Der Koffer enthält neben Spielereien wie Mauspad, Ermäßigung bei Fachzeitschriften und CDs einen Gutschein für Aufbau und Einrichtung des PCs. Darin enthalten ist auch eine Einweisung des Kunden durch den Home-Jumper-Mitarbeiter in die Geheimnisse des gerade gekauften Rechners. Das Serviceangebot richtet sich an Erstkäufer und erfahrene PC-Anwender. Der Preis des Koffers soll 149 Mark betragen. "Bei den Leistungen, die wir unseren Kunden damit bieten, ist der Preis mit Sicherheit nicht zu hoch", versichert Media-Markt-Chef Klaus-Peter Voigt auch in Richtung Wettbewerber, die dem Angebot teilweise skeptisch gegenüberstehen. Neben dem Starthilfekoffer bieten Home Jumper und der Großflächenmarkt auch einen "Garantie-Check" an: Der Kunde kann innerhalb der Herstellergarantie die defekte Hard- oder Software zu Hause oder im Büro überprüfen lassen. Liegt ein Fehler vor, übernimmt Home Jumper die weitere Abwicklung mit dem Hersteller. (ch)

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