Homejumper: Kooperation mit Media-Markt läuft weiter

13.12.2001
Der 1999 gestartete PC-Servicedienst Homejumper sorgte mit einem schnell wachsenden Filialnetz und prominenten Kooperationen für Aufsehen. Doch jetzt muss das Unternehmen entlassen, in der Branche wird gemunkelt, dass der Vertrag mit Media-Markt geplatzt sei.

Die Zusammenarbeit mitHomejumper war sehr positiv, wir werden sie auf jeden Fall fortsetzen", dementiert Kasten Kühn, bei Media-Markt für Kooperationen und strategische Projekte verantwortlich, die Gerüchte. Klar ist in der Zentrale der Ingolstädter allerdings, dass das Konzept noch einmal überarbeitet werden muss. Seit Herbst 2000 hat Media-Markt den so genannten Service-Koffer für 149 Mark im Sortiment, der idealerweise zusammen mit den PCs verkauft werden sollte.

Die Kooperation mit der Deutschen Telekom ist für Homejumper dagegen beendet. "Der Service-Koffer kommt gut an", versichert Homejumper-Chef Alexander Kornegger, allerdings muss er zugeben: "Dienstleistung zum Festpreis setzt sich beim Endkunden langsamer durch als erwartet."

Herausfinden, was der Kunde eigentlich will

Eine Einsicht mit Konsequenzen: Zunächst einmal speckt Home-jumper ab. Rund ein Drittel der - ausschließlich fest angestellten - Mitarbeiter wurde inzwischen entlassen. Statt 155 sind nur noch 102 Mitarbeiter für den Servicedienst tätig. "Durch die Kooperationen mit Media-Markt, der Telekom (siehe ComputerPartner 34/01, Seite 10) und AOL mussten wir in Erwartung von Aufträgen massiv Personal aufstocken. Jetzt, wo mit der PC-Krise der Endkundenmarkt einbricht, müssen wir die Überhänge wieder abbauen", rechtfertigt der Homejumper-Chef die Maßnahme.

Daneben wurde die Organisationsstruktur verschlankt: Statt von City-Offices spricht Kornegger nun von "physikalischen Standorten" zu denen auch kleine Büros und Home-Offices zählen. Und vor allem wird an der Strategie des Produktes "Service" gefeilt: "Wir müssen unsere Präsenz im kleingewerblichen Bereich ausbauen", lautet die Zielvorgabe des Homejumper-Chefs.

So soll das Direktmarketing ausgebaut werden, die Servicemitarbeiter sind gefordert, ihre Bestandskunden intensiver zu betreuen. Die Media-Markt-Kooperation befindet sich nach den Worten von Karsten Kühn gerade in einem Relaunch: "Wir überlegen, wie es weitergehen soll, und werden ab Januar mit einem neuen Konzept starten", so Kühn. Für möglich hält er standardisierte Angebote für speziellere Anforderungen, beispielsweise einen Pauschalservice für die Anbindung eines Rechners an das Internet. "Wir müssen schauen, was der Endkunde erwartet", bestätigt auch Kornegger den Fortgang der Kooperation. Die Zusammenarbeit mit der Telekom, in deren Rahmen Homejumper den Service für die PCs, die in den T-Punkten verkauft wurden, übernommen hatte, ist dagegen beendet. Bei der nächsten Runde der PC-Angebote will der Rosa Riese selbst den Service übernehmen, und hat damit begonnen, die eigenen Mitarbeiter entsprechend zu schulen. "Bei diesem Projekt traten wir als Service-Partner von Fujitsu Siemens auf, die die PCs liefern. Die Zusammenarbeit war von vorne herein nur für dieses eine Projekt angelegt, das nun beendet ist", erklärt Kornegger.

Börsengang erst einmal vom Tisch

Dass das Unternehmen sich anstrengen muss, um nicht unterzugehen, legen die Zahlen nahe: Bei einem Umsatz von rund 20 Millionen Mark entstand im laufenden Jahr ein Verlust in "zweistelliger Millionenhöhe", planmäßig, wie Kornegger versichert. Im Jahr zuvor sei der Verlust in etwa genau-so hoch gewesen, bei einem Umsatz von fünf Millionen Mark. Der lang geplante Börsengang wurde wegen des derzeit "negativen Börsenmarktes" noch einmal verschoben. Der Chef zeigt Gelassenheit: "Wir sind nicht gefährdet. Der Markt ist da, die Idee ist gut, sowohl der Aufsichtsrat als auch die Investoren stehen nach wie vor zu dem Projekt", so Kornegger.

Ideale nicht verraten

Deswegen soll die Struktur des Unternehmens auch im Wesentlichen bleiben wie bisher. Weder ein Franchise-Modell noch der Versuch, mit freien Mitarbeitern kostensparender zu arbeiten, sind für ihn ein Thema. "Freie Mitarbeiter identifizieren sich nicht ausreichend mit dem Unternehmen, das würde unsere Ideale verraten", so Kornegger. Selbstkritisch wird er beim Thema Franchising: "Das Franchise-Modell funktioniert nur bei Unternehmen, die schon groß und stark sind, nicht bei Unternehmen, die gerade aufgebaut werden. Auch an den Preisen für den Service soll sich nach dem Willen des Chefs nichts ändern: "Die Netzwerk-Stunde kostet 149 Mark und die PC-Stunde 99 Mark ohne Anfahrt. Obwohl der Kostendruck steigt, soll das auch so bleiben."

www.homejumper.de

ComputerPartner-Meinung:

Der hochgelobte Umsatzbringer "Service" leidet genau so wie das margenschwache Hardware-Geschäft an der Kauf-Verweigerung der Verbraucher. Und wie sich jetzt zeigt, ist den Anbietern von Service noch nicht ganz klar, was der Endkunde eigentlich erwartet, und wofür genau er bereit ist, sein Geld auszugeben. Die Anbieter, "alte Hasen" wie Homejumper und auch Frischlinge wie die ehemaligen Brinkmann-Mitarbeiter, die jetzt mit Comdoc ins Geschäft einsteigen, müssen erst einmal ihre Hausaufgaben machen: Gefragt ist eine Strategie, die in erster Linie den Endkunden überzeugt. (st)

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