Hormone, Schläger und Frauen

10.05.2002

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München, 06.05.2002

Hormone, Schläger und Frauen

Sehr geehrte Frau Schmidt,

obwohl ich frühzeitig klar gemacht habe, dass ich dagegen bin, hat HP-Chefin Fiorina ihren Kopf durchgesetzt. Die Übernahme von Compaq durch HP ist beschlossene Sache. Naja, sei's drum. Ich bleib dabei: eine Riesen-Dummheit!

Weise und klug dagegen ist die Entscheidung, Sie, sehr geehrte Frau Schmidt, in die Geschäftsführung der "neuen HP" zu berufen. Es hätte keine bessere Wahl geben können. Ich kenne niemanden aus der IT-Industrie mit mehr Begeisterung, Engagement und einer größeren Motivationsgabe als Sie. Nicht umsonst sagt man ja in der Branche, Sie hätten keine Mitarbeiter, sondern Jünger.

Mit zwei Frauen in der Geschäftsführung nimmt HP in Deutschland eine Sonderrolle ein. Ich habe viel Zeit meines Lebens dem Studium der Frauen und insbesondere ihrer Rolle im Berufsleben gewidmet und in diesem Zusammenhang einige aufschlussreiche Daten und Erkenntnisse gesammelt. Bekanntermaßen sind 61 Prozent der deutschen Arbeitnehmer Frauen. Ihr Anteil am Management in Deutschland beträgt aber lediglich 3,7 Prozent. Die wesentliche Frage lautet: Warum ist das so? Warum gibt es so wenig Frauen in Führungspositionen?

Nach meiner Überzeugung gehen die üblichen Erklärungsversuche am Kern vorbei. Die Wahrheit liegt woanders. Leider habe ich hier nicht den Platz, meine durch keinerlei wissenschaftliche Erkenntnisse untermauerte Theorie ausführlich zu erläutern. Daher nur kurz soviel:

Schuld an allem ist das männliche Sexualhormon Testosteron. Das ist verantwortlich für den Aggressionstrieb, also: Energie. Früher haben sich die Männer gegenseitig die Köpfe eingeschlagen. Das tun sie zwar heute auch noch, aber nicht mehr so oft, weil es verboten ist. Da aber die testosteronbedingte Energie immer noch drängt, musste der Mann ein Ventil suchen. Er fand es in Form der Sublimation. Darunter ist die Umwandlung des Aggressionstriebes in geistige Energie zu verstehen. Hervorragende Wissenschaftler, Mathematiker, Künstler und eben auch Unternehmer und Manager waren und sind Männer mit einem überdurchschnittlich hohen Testosteronvorkommen und einem daher gewaltigen Aggressionstrieb. Um nicht zu platzen, mussten sie aufs Heftigste sublimieren und haben so eine außergewöhnliche Schaffenskraft entwickelt. Berühmte Energieumwandler in diesem Sinne waren und sind zum Beispiel Goethe, Einstein, Krupp und Karl Dall. Eigentlich alles brutale Schläger und Haudraufs, die aber von der Zivilisation zur Sublimation gezwungen worden sind.

Der Rest ist schnell erzählt. Da Testosteron, wie gesagt, ein männliches und kein weibliches Sexualhormon ist, die Frau an sich also von Hause aus gar nicht dieses Aggressionspotenzial hat, lastet auf ihr auch nicht der enorme Sublimationsdruck. Das ist der Hauptgrund, weshalb es so wenig Frauen in Führungspositionen gibt. Interessant in diesem Zusammenhang: Die Beratungsfirma Accenture hat in einer Untersuchung festgestellt, dass Frauen in Chefetagen eher auf "männliche Eigenschaften" statt auf typische weibliche Stärken wie Teamfähigkeit und Einfühlungsvermögen setzen. Für mich keine große Überraschung.

Es wäre schön, wenn ich Ihnen meine Theorie bald ausführlicher erläutern dürfte. Bis dahin grüße ich wie immer

herzlich

Damian Sicking

PS: In meiner Sonntagszeitung las ich gestern eine Rezension des neuen Buches "Das dämliche Geschlecht". Die Autorin Barbara Bierach liefert auf 210 Seiten und zum Preis von 24 Euro 90 einige Erklärungsversuche, warum es so wenig Frauen im Management gibt. Die Rezensentin schreibt: "Ein Buch, das man als Frau am liebsten nur mit der Kneifzange anfassen möchte." Klingt ganz viel versprechend, nicht wahr?

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