Einbruch bei Notebooks und im Consumer-Geschäft

HP mit ernüchternden Zahlen

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
HP hat im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres die Erwartungen deutlich verpasst. Grund sind vor allem der stark zurückgegangene Absatz bei Notebooks, der Rückgang beim Verkauf von Verbrauchsmaterial für Drucker und im Consumer-Geschäft.
Die Pandemie-Party ist bei HP vorbei: Nachlassende Consumer-Umsätze und ein Einbruch beim Notebook-Absatz drücken auf die Zahlen.
Die Pandemie-Party ist bei HP vorbei: Nachlassende Consumer-Umsätze und ein Einbruch beim Notebook-Absatz drücken auf die Zahlen.
Foto: Manuel Esteban - shutterstock.com

HP hat die Zahlen für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2022 vorgelegt. Der Umsatz fiel mit 14,7 Milliarden Dollar deutlich schlechter aus, als von Analysten erwartet (15,6 Milliarden Dollar) und liegt 4,1 Prozent unter dem Vorjahresquartal. Ursache dafür ist laut HP im Bereich Personal Systems (vor allem Notebooks, Desktops und Workstations) der Einbruch im Consumer- und Notebook-Geschäft, in der Printing-Sparte der Rückgang von 9 Prozent im wichtigen Supplies-Geschäft. Außerdem spielen Währungsschwankungen eine Rolle. Ohne die läge der Rückgang nur bei 1,9 Prozent. Als Gewinn (nach GAAP) weist HP für das Quartal wie bereits im selben Quartal des Vorjahres dennoch 1,1 Milliarden Dollar aus.

Überblick über die Entwicklung der Sparte "Personal Systems" von HP im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2022.
Überblick über die Entwicklung der Sparte "Personal Systems" von HP im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2022.
Foto: HP Inc.

Der Bereich Personal Systems verkaufte gemessen an den Stückzahlen 25 Prozent weniger. Der Umsatz mit Produkten für Privatanwender ging im Vergleich zum Vorjahresquartal um 20 Prozent zurück, im Business-Bereich kletterte er um 7 Prozent. Gemessen an den einzelnen Produktkategorien fiel der Rückgang bei Notebooks am stärksten aus: Hier gingen die Stückzahlen insgesamt (Business und Consumer) um 32 Prozent zurück, der Umsatz um 10 Prozent. Auch bei Desktops geht der Trend zu höherwertigen und teureren Geräten: Hier kletterte der Absatz gemessen in Stückzahlen um lediglich 1 Prozent, der Umsatz dagegen sogar um 13 Prozent.

Überblick über die Entwicklung der Printing Sparte von HP im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2022.
Überblick über die Entwicklung der Printing Sparte von HP im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2022.
Foto: HP Inc.

Beim Bereich Printing entfallen von dem aktuellen Umsätzen 62 Prozent auf Supplies, 22 Prozent auf Business-Drucker und 16 Prozent auf das Consumer-Geschäft. Angesichts der Bedeutung des Supplies-Geschäfts trifft der Rückgang um 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal das Unternehmen hart. Bei der Hardware berichtet HP von einem Rückgang von 3 Prozent gemessen an den Stückzahlen. In diesem Bereich kletterte der Umsatz mit Consumer-Produkten um 1 Prozent (geht der Trend also auch zu teureren Geräten). Im Business-Bereich liegt der Umsatzrückgang bei 3 Prozent. In einem allgemein sehr schwierigen Marktumfeld kam HP hier noch vergleichsweise gut weg.

Die einzelnen Sparten und Segmente weist HP nur weltweit aus. Zur Entwicklung des Geschäfts in den Weltregionen liegen nur aggregierte Zahlen vor. Demnach ging der Umsatz in Amerika insgesamt um 9 Prozent zurück und in EMEA um 6 Prozent (währungsbereinigt 2 Prozent). Wachstum meldet nur die Region Asien, Pazifik und Japan (plus 8 Prozent, währungsbereinigt sogar plus 12 Prozent). Ein kleiner Teil des Rückgangs in EMEA ist auch auf den Ausstieg aus dem Russland-Geschäft zurückzuführen. Hierfür fielen auch im zurückliegenden Quartal noch Kosten an.

Poly soll Peripheriegeschäft ankurbeln

Im Frühjahr hatte HP die Übernahme von Poly angekündigt, das aus dem Zusammenschluss von Poly (ehemals Polycom) und Plantronics hervorgegangen ist. Die wurde am 29. August und damit deutlich früher als erwartet abgeschlossen. Mit den Ausrüstungen für Video- und Audiokonferenzen sowie Zubehör für Kollaborations-Lösungen wie Headsets und Kameras will HP ein stärker "wachstums-orientiertes Portfolio aufbauen und seine Position im Bereich Hybrid-Work-Lösungen stärken". Allerdings ist davon auszugehen, dass auch da - wie bei Notebooks, der pandemiebedingte Boom vorüber und der Markt zunächst einmal gesättigt ist.

Mit Abschluss der Übernahme wurde der frühere Poly-CEO Dave Shull bei HP zum President, Workforce Services & Solutions ernannt. Er soll diese Stelle zum neuen Geschäftsjahr antreten, das am 1. November beginnt. Als General Manager, Hybrid Work Solutions & Peripherals soll dann Andy Rhodes das kombinierte HP-Poly-Business leiten. Rhodes ist seit 2018 bei HP, hat unter anderem in der Personal Systems Group das B2B-Geschäft geleitet und das Geschäft mit Peripheriegräten ausgebaut. Rhodes wird auch in seiner neuen Funktion an Alex Cho berichten, der als President die gesamte Sparte Personal Systems verantwortet.

Verhaltener Ausblick auf die nächsten Quartale

In Interviews zu den Quartalszahlen gab Chief Executive Officer Enrique Lores einen eher verhaltenen Ausblick. Er führte die schlechten Zahlen vor allem auf die eingebrochene Nachfrage bei Verbrauchern zurück. Die wird sich seiner Einschätzung auch im vierten Quartal des HP-Geschäftsjahres nicht erholen und "wahrscheinlich für einige weitere Quartale" ein Problem darstellen. Außerdem warnte Lores vor einem sich abzeichnenden Nachfragerückgang bei Unternehmenskunden.

HP macht zudem die hohe Abhängigkeit vom Notebook-Geschäft zu schaffen: 45 Prozent des Umsatzes stammen aus diesem Bereich. Auf Desktops entfallen nur 17 Prozent, auf Drucker-Supplies 19 Prozent, auf Drucker-Hardware für Unternehmen nur noch 7 und für Consumer nur noch 5 Prozent.

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