Ausgesperrte Fremdpatronen

HP muss Entschädigung zahlen

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Die Verbraucherorganisation Euroconsumers hat im Streit mit HP einen Erfolg erzielt. HP hatte bei zahlreichen Druckermodellen mit dem Sicherheits-Feature „Dynamic Security“ auch den Einsatz von Fremdpatronen verhindert.

Den Druckerherstellern ist der Einsatz von kompatiblen Verbrauchsmaterialien ein Dorn im Auge, denn das Geschäft mit den Supplies ist fast immer lukrativer als das mit der reinen Hardware. Verbraucher schätzen jedoch die kostengünstigen Alternativen zu den Original-Kartuschen.

Um so ärgerlicher war es für viele Nutzer zahlreicher HP-Drucker, dass die Modelle plötzlich den Dienst verweigerten. Grund dafür war das von HP als Sicherheits-Feature bezeichnete "Dynamic Security".

Viele OfficeJet- und OfficeJet-Pro-Modelle wie der hier abgebildete OfficeJet Pro 6960 verweigerten zum Ärger von Verbrauchern den Einsatz von Fremdpatronen.
Viele OfficeJet- und OfficeJet-Pro-Modelle wie der hier abgebildete OfficeJet Pro 6960 verweigerten zum Ärger von Verbrauchern den Einsatz von Fremdpatronen.
Foto: HP Inc.

Die Verbraucherschutzorganisation Euroconsumers hatte daraufhin Klage in den USA und einigen europäischen Staaten gegen HP erhoben, wie unter anderem Druckerchannel.de berichtete. Nun hat HP eingelenkt und außergerichtlichen Entschädigungszahlungen zugestimmt. Allerdings können nur Verbraucher in Belgien, Italien, Spanien und Portugal unter bestimmten Voraussetzungen Zahlungen aus einem eigens dafür eingerichteten Fonds erhalten. Laut Euroconsumers stehen dafür bis zu 1.350.000 Dollar bereit. Man habe vereinbart, dass beide Parteien "keine weiteren rechtlichen Schritte" einleiten werden. Auch sei die Vereinbarung "keine Anerkennung eines Fehlers oder Fehlverhaltens von HP".

Zahlreiche Modelle betroffen

Die Verbraucherorganisation argumentiert, dass HP-Kunden nicht richtig über das Feature informiert gewesen seien. Das betrifft den Zeitraum von 1. September 2016 bis 17. November 2020. Die Liste der betroffenen Drucker ist lang: Sie umfasst die OfficeJet-Modelle 6950/6951 sowie die OfficeJet-Pro-Modelle 6230, 6830, 6835, 8610, 8615, 8620, 8630, X476dn MFP, X576dw MFP, X451dn, X451dw, X551dw, 6960, 6970, 8710/8715/8718/8719, 8720/8725, 8730, 8740, 8210/8218, 7720/7730, 7740, 352, 377 MFP, 452, 477 MFP, 552 und 577 MFP.

Der HP-Kunden-Support rät in einem Eintrag in der Knowledge Base betroffenen Kunden, die Firmware ihrer Drucker zu aktualisieren.
Der HP-Kunden-Support rät in einem Eintrag in der Knowledge Base betroffenen Kunden, die Firmware ihrer Drucker zu aktualisieren.

Laut HP gibt es mittlerweile ein Firmware-Update, das das umstrittene Feature entfernt. Dynamic Security diene aber dazu "Innovationen und das geistige Eigentum von HP zu schützen, die Integrität unserer Drucksysteme aufrechtzuerhalten, um beste Druckergebnisse für Kunden zu gewährleisten und Kunden vor gefälschten Tintenpatronen und Tintenpatronen von Drittanbietern zu schützen, die keinen Original-HP-Sicherheitschip enthalten und das geistige Eigentum von HP verletzen", rechtfertigt sich der Hersteller. Man empfehle daher die Verwendung von Original HP Tinten- oder Tonerverbrauchsmaterialien. HP könne die Qualität oder Zuverlässigkeit von nachgefüllten Supplies und Verbrauchsmaterialien anderer Anbieter nicht garantieren.

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