Hübsch und harmlos sieht sie aus: Die Photosmart 812 von HP ist wie die meisten Digitalkameras im kühlen Silber gehalten, das Design ist klassisch - und irgendwie auch ein bisschen langweilig. Die optional erhältliche "Docking Station 8881", die unter anderem einen direkten Ausdruck der Bilder ohne PC ermöglicht, sieht sogar ziemlich billig aus: ein wackeliger Hauch von Plastik, der die Kamera wohl kaum auf ihrem gesamten Lebensweg begleiten wird.
Wahrscheinlich ist das alles nur Tarnung: Denn die Photosmart 812 sieht zwar aus wie der Durchschnitt, ist es aber nicht: Im Gehäuse verbirgt sich ein 4,13-Megapixel-Sensor mit 30 Bit Farbtiefe, das Objektiv bietet einen 21fachen Zoom (dreifach optisch/siebenfach digital) mit einer Brennweite von 7,6 bis 22,8 Millimetern und einer maximalen Blendeneinstellung von 2,6. Integriert ist auch ein automatischer Blitz, der den Rote-Augen-Effekt reduziert, und natürlich ein Selbstauslöser. Videosequenzen und Tonaufnahmen sind ebenfalls möglich: Dabei dürfen die 288 x 216 Pixel großen Mpeg-Videos bis zu 60 Sekunden, eine Sprachnotiz bis zu 30 Sekunden lang sein. Eine hübsche Ausstattung, die ihren Preis hat: 699 Euro kostet das Gerät, die Dockingstation gibt es optional für 99 Euro.
Ein nicht ganz billiges Vergnügen, das gut überlegt sein sollte. Denn der Spaß hat seine Grenzen: So lässt die Kamera mit nur zwei einstellbaren ISO-Werten von 100 und 200 die große Flexibilität vermissen. Auch in puncto Scharfstel-lung, Belichtung, Weißabgleich, Blitzzuschaltung und Empfindlichkeitseinstellung gibt es nur minimale Möglichkeiten, die Grundeinstellungen zu verändern. Immerhin: Der Blitz lässt sich manuell bedienen, und das Objektiv erlaubt neben den Standard- auch Makro- und Weitwinkelaufnahmen.
Für Fortgeschrittene auf Dauer reizlos
Mehr Spielmöglichkeiten für ambitionierte Hobbyfotografen lässt der Hersteller nicht zu. Das ist verwunderlich und schade, denn von einer 4,1-Megapixel-Kamera erhofft man sich eigentlich mehr. Die "fortgeschrittenen Fotografen", die HP neben den Einsteigern mit dem Gerät adressieren will, werden die Möglichkeiten dieses Photosmart-Modells wohl sehr schnell ausgereizt haben. Nutzer, die keine Ambitionen haben, große Kunstwerke zu vollbringen, und Spaß an technischen Features haben, werden mit dieser Digitalkamera hingegen viel Freude haben: "Mit Photosmart 812 gelingen erstklassige Digitalaufnahmen so einfach wie Schnappschüsse", verspricht der Hersteller - und hält Wort: Die Qualität der Bilder ist hervorragend, der Blitz erweist sich als überraschend stark, und die Kamera verzeiht auch den einen oder anderen Fehler des Fotografen: Selbst wer grelles Licht direkt in die Linse strahlen lässt, bekommt noch einigermaßen brauchbare Ergebnisse.
Allerdings könnte die Sonne auch schon untergegangen sein, bis die Kamera ausgelöst hat. Zugegeben, das ist zwar übertrieben formuliert, doch die langen Pausen zwischen zwei Sucher-Einstellungen und die lange Auslösezeit nerven - vor allem, wenn man etwas Bewegliches einfangen will.
Leichtes Handling regt zum Filmen an
Völlig ausreichend ist die Qualität der Videoaufnahmen. Das Ganze ist so leicht zu handhaben, dass sich wohl auch eingefleischte Fotografen gerne zu kleinen Filmaufnahmen hinreißen lassen werden.
Ebenfalls sehr erfreulich: Die Bedienung dieser Kamera ist so einfach, dass man sich den Blick in die Betriebsanleitung selbst als An-fänger schenken kann. Beispiel: Bei diversen Wettbewerbsprodukten wird der Einsteiger schon bei der Auswahl der Auflösung durch die üblichen Zahlenkolonnen verwirrt. Bei der Photosmart 812 wird die Qualität durch eine Anzahl von Sternen dargestellt. Außerdem wird gleich darauf hingewiesen, welche Einstellung sich besser zum Drucken und welche sich eher für den E-Mail-Versand eignet. Kenner der Materie brauchen solche Diens-te sicher nicht, aber für die Halb-Profis ist diese Kamera - wie schon gesagt - sowieso nichts.
Für die Hobbyknipser geht es fröhlich weiter: Die Installation der Software am Computer ist ein Kinderspiel. Man, kann sich behutsam durch die digitale HP-Welt führen lassen, die verschiedenen Hilfs- und Zusatzprogramme lassen keine Frage offen. Und ein bisschen Bildbearbeitung ist auch schon mit drin.
Neue Größenordnung und neues Konzept
Bei dieser Digitalkamera präsentiert der Hersteller in Bezug auf die technischen Möglichkeiten sein neues Konzept: Mit "Instant Share" kann der Anwender bereits an der Kamera bestimmen, wie mit dem Bild verfahren werden soll. So kann der Benutzer bereits nach der Aufnahme insgesamt 14 Ziele - einschließlich E-Mail-Adressen und Drucker - auswählen, zu denen das oder die Bilder geschickt werden sollen. Man kann sich natürlich auch später entscheiden, was die meisten Nutzer wohl auch tun werden. Denn wer macht sich schon beim Auslösen Gedanken über die Nutzform?
Den zum Verschicken der Bilder nötigen Kontakt zur Außenwelt bekommt die Photosmart 812 ohnehin erst, wenn man sie entweder per Kabel an einen Computer oder Drucker (beides über USB) anstöpselt. Wenn es schneller gehen soll, wird die Kamera in die Dockingstation eingesteckt. Sobald die Verbindung hergestellt ist, versendet die Kamera die ausgewählten Bilder automatisch an ihrem zuvor bestimmten "Empfänger". So kann man sich beim Ausdrucken der Bilder beispielsweise auch den Umweg über den Rechner sparen.
Der Direktdruck funktioniert allerdings nur mit HP-Tintenstrahldruckern (Photosmart- und Deskjet-Serie). Die Dockingstation dient auch als elegante Verbindung zum Fernseher, auf dem man dann die gespeicherten Videos direkt ablaufen lassen kann. Richtig eingesteckt, zeigt die Kamera ihrem Besitzer auf jeden Fall die Rückenansicht: Über den Monitor der Photosmart können dann Bildbetrachtung und Druckauswahl auch ohne Computer erledigt werden.
Für die aufgenommenen Bilder steht eine 16 MB große Secure-Digital-Speicherkarte zur Verfügung. Mit ihr lassen sich bis zu 128 Fotos in niedriger, je nach Voreinstellung zwischen 16 und 64 Fotos in mittlerer und 6 Fotos in hoher Auflösung speichern. Die Kamera verfügt über ein 3,8 Zentimeter großes - und manchmal etwas zu dunkel ausgefallenes - LCD-Farbdisplay und eine Statusanzeige, die den Fotografen zum Beispiel über Batteriespannung, Anzahl der verbleibenden Bilder und Bildeinstellungen informiert. Vor allem auf das Thema Batterie sollte man genau achten: Die Kamera ist zwar klein, der Energieverbrauch aber ist riesig.
HPs neue Digitalkamera läuft wahlweise über zwei Alkaline-AA-Batterien oder zwei NiMH-Akkus. Letztere lassen sich entweder über einen AC-Netzadapter oder über die Dockingstation wiederaufladen. Für letztere Möglichkeit spricht, dass man die Akkus dabei in der Kamera lassen kann. Vier NiMH-Akkus liegen der Docking-Station bei. Obwohl die Photosmart nur zwei davon benötigt, ist es äußerst rat-sam, die anderen beiden in Reserve zu haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie gebraucht werden, ist ziemlich hoch. Ein Nachteil, den man verzeihen muss: Diese Kinderkrankheit der Digitaltechnik hat bisher noch kein Hersteller wirklich in den Griff bekommen. (mf)
<b>Kurzgefasst</b>
Mit der Digitalkamera Photosmart 812 will Hewlett-Packard ein möglichst breites Publikum für sich gewinnen. So viel Leis-tung und so viele Features wurden bisher selten in einem kompakten Fotoapparat vereint. Dieses Gerät wird seine Käufer-schaft problemlos finden: Die technischen Spielereien werden auch auf Dauer nicht langweilig, die einfache Handhabung wird die Kundschaft zudem langfristig für HP begeistern. Das Preis-Leis-tungs-Verhältnis ist ebenfalls in Ordnung. Wer mit dieser Kamera seine Kreativität ausleben möchte, wird allerdings enttäuscht sein. Fazit: Einsteiger in die digitale Bildtechnik werden diese Kamera lieben, Fortgeschrittene vielleicht mögen.
Was die Note betrifft, ist die Photosmart 812 nur knapp an der Eins vorbeigeschrammt.
Hersteller:
Hewlett-Packard
Herrenberger Str. 140
71034 Böblingen
Tel: 0 70 31/14-0
Fax: 0 70 31/14-29 99
Preis:
599 Euro (Kamera)
99 Euro (Dockingstation)
Wertung:
Gerät/Software: 2
Lieferumfang: 1
Handbuch: 2
Ease-of-Use: 1
Händlersupport: 3
CP-Tipp: 2
(Bewertung nach Schulnoten)