Altbewährtes funktioniert nicht mehr

Hüten Sie sich vor zu viel Effizienz

14.03.2012
Unternehmen brauchen Rezepte für das Wachstum der Zukunft. Jens-Uwe Meyer gibt einige Tipps dazu.
Foto: xyz

Wir sind innovativ - das dachten auch die Unternehmen Hertie und Quelle, Kodak und Manroland. Doch dann mussten sie Insolvenz anmelden. Denn ihre Innovationsbemühungen bewegten sich im Rahmen des Altbekannten und -bewährten. Es gelang ihnen nicht, sich neu zu erfinden - eine Herausforderung, vor der viele Unternehmen stehen.

In zahlreichen Branchen findet zurzeit ein radikaler Paradigmenwechsel statt. Denn die Unternehmen sind mittlerweile so sehr auf Effizienz getrimmt, dass kaum noch Luft für Kostensenkungen bleibt. Und ihre Märkte? Sie sind gesättigt. Also funktionieren die klassischen Wachstumsrezepte - wie Prozessoptimierungen, Produktverbesserungen sowie Erweiterungen der Produktlinien und -paletten - nicht mehr. Die "Low Hanging Fruits" sind abgeerntet.

Also müssen die Unternehmen neue Wege beschreiten. Doch welche? Diesbezüglich wächst in den Unternehmen die Unzufriedenheit. Denn ihre Top-Manager spüren: Unsere Innovationsbemühungen bringen - trotz der vielen Initiativen, aufwändigen Prozesse sowie hohen Invests an Zeit und Geld - nicht die gewünschten Ergebnisse. Das enttäuschte Fazit des Technologievorstands eines Automobil-Konzerns: "Was immer wir tun, wir erhalten stets nur neue Varianten des Bestehenden." Und der Geschäftsführer eines internationalen Baukonzerns stellt sarkastisch fest: "Wir sind gut in Innovation - solange wir von vornherein wissen, was am Ende dabei herauskommt."

Radikale Innovationen statt partielle Verbesserungen

Was den Unternehmen fehlt, sind wirklich innovative Ideen, mit denen sie Märkte umgestalten oder sogar ganz neue Märkte entwickeln können - also radikale Innovationen und nicht nur Verbesserungen des Bestehenden; zudem Visionen, mit welchen Angeboten sie in fünf bis zehn Jahren punkten möchten. Und dies obwohl das Entwickeln neuer Angebote und das Schaffen neuer Märkte für die Mehrheit aller Unternehmen der einzige Weg ist, um langfristig zu wachsen.

Hinzu kommt: Das Innovationstempo hat sich weltweit drastisch erhöht. Waren die Innovationszyklen früher lang, planbar und teilweise sogar vorhersehbar, so bietet sich heute vielfach ein radikal anderes Bild. Egal ob Automobil-, Energie- oder Chemiebranche, Elektro- oder Konsumgüterindustrie, Maschinen- oder Anlagenbau - in allen Branchen registriert das Top-Management ein wachsendes Innovationstempo. Neue Mitbewerber drängen in den Markt - teils aus anderen Branchen. Neue Technologien machen ganz neue Problemlösungen möglich. Unternehmen, die in diesem Innovationswettbewerb nicht mithalten können, werden abgehängt.

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