Hundertfache Kapazität in bereits bestehenden Computernetzen

11.07.1997
MÜNCHEN: Die Firma Prominet Corp. hat mit der Entwicklung von Cajun, einer Vermittlungsstelle für Computernetze, eine attraktive Marktlücke aufgestoßen und bereits gute Chancen, seine marktführende Position längerfristig zu behaupten. Die neue Technik soll dafür sorgen, daß Engpässe in überlasteten Computernetzen behoben werden und deren Leistungsfähigkeit erhöht wird.In spätestens zwei Jahren will Menachem Abraham zu den ganz Großen unter den Anbietern von Computernetzwerken gehören. Grundstein für das geplante Imperium des Präsidenten der Prominet Corp. in Marlborough im US-Bundesstaat Massachusetts ist Cajun, ein 45 mal 42 Zentimeter großer, unscheinbarer Kasten. Er soll die Computernetzwerke der Unternehmen auf Trab bringen: Cajun verhundertfacht die Datenübertragungsgeschwindigkeit. Ähnlich einer Vermittlungsstelle, unterteilt die Elektronik im Kasten das Netz in verschiedene Abschnitte. Jeder Rechner belegt nur die Teile des Netzes, die er unbedingt benötigt. Indirekt erhöht sich dadurch die Bandbreite und damit die Übertragungsgeschwindigkeit.

MÜNCHEN: Die Firma Prominet Corp. hat mit der Entwicklung von Cajun, einer Vermittlungsstelle für Computernetze, eine attraktive Marktlücke aufgestoßen und bereits gute Chancen, seine marktführende Position längerfristig zu behaupten. Die neue Technik soll dafür sorgen, daß Engpässe in überlasteten Computernetzen behoben werden und deren Leistungsfähigkeit erhöht wird.In spätestens zwei Jahren will Menachem Abraham zu den ganz Großen unter den Anbietern von Computernetzwerken gehören. Grundstein für das geplante Imperium des Präsidenten der Prominet Corp. in Marlborough im US-Bundesstaat Massachusetts ist Cajun, ein 45 mal 42 Zentimeter großer, unscheinbarer Kasten. Er soll die Computernetzwerke der Unternehmen auf Trab bringen: Cajun verhundertfacht die Datenübertragungsgeschwindigkeit. Ähnlich einer Vermittlungsstelle, unterteilt die Elektronik im Kasten das Netz in verschiedene Abschnitte. Jeder Rechner belegt nur die Teile des Netzes, die er unbedingt benötigt. Indirekt erhöht sich dadurch die Bandbreite und damit die Übertragungsgeschwindigkeit.

Vorsprung von neun Monaten

Gründer Abraham, dessen Firma derzeit rund 50 Mitarbeiter zählt, hat die besten Chancen, seine Firma in eine marktführende Position zu katapultieren. Denn mit seiner Vermittlungsstation hat er gegenüber seinen Verfolgern 3Com, Cisco, Cabletron, Hewlett-Packard oder IBM einen Vorsprung von mindestens neun Monaten, glaubt Tom Bain, Marktforscher bei der Meta Group in Reston im US-Bundesstaat Virginia.

Abraham stößt in eine lukrative Marktlücke. In vielen Unternehmen reicht die Übertragungskapazität nicht mehr aus. Oft brechen die Netze zusammen. Vor einer völlig neuen Installation, die mehr Leistung bringt, scheuen jedoch viele Unternehmer zurück.

Bis vor kurzem hatten sie dann nur die Möglichkeit, sich für einen neuen Übertragungsmodus zu entscheiden, den Asynchronen Transfer-Modus (ATM), ein leistungsfähiges Übertragungsprotokoll, für das allerdings die alten Leitungen aus Kupfer komplett ersetzt werden müssen.

Kein Wunder, daß Cajun der Schlager der diesjährigen Netzwerkmessen ist. ,,Gigabit-Ethernet wird in den nächsten fünf Jahren eine zentrale Rolle für die Netzwerkindustrie spielen", glaubt Trudy Barker, Telekommunikationsexpertin des Marktforschungsunternehmens Dataquest im kalifornischen San Jose. Bis zum Jahr 2000, so ihre Prognose, soll der Markt auf weltweit 2,9 Milliarden Dollar wachsen.

"Vor allem im Banken- und Automobilbereich gibt es schon den Wunsch nach Installation von Gigabit-Ethernet", berichtet Peter Memel, Geschäftsführer der Cabletron Systems GmbH im hessischen Dreieich. Auch der Systemintegrator NK Networks GmbH in Köln, der unter seinem früheren Namen Nokia Kabel unter anderem die lokalen Netzwerke auf dem Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt, beim Versandhaus Quelle in Nürnberg-Fürth und im nordrhein-westfälischen Landtag in Düsseldorf realisiert hat, setzt auf das neue High-Speed-Verfahren.

Wettbewerber geben sich ungläubig

Wolfgang Trautner, Marketingmanager bei der IBM Networking Systems in Ehningen, warnt hingegen vor allzu großem Jubel über die neue Wundertechnologie. Der Netzwerkexperte kritisiert, daß sich die herkömmlichen Kupferkabel nur dann zu Hochgeschwindigkeitsnetzen hochrüsten lassen, wenn alle 20 Meter eine spezielle Vermittlungseinrichtung eingebaut wird. Das könne teurer werden als ein neues Netz.

Probleme mit den Kupferkabeln räumt auch der Netzwerkexperte und unabhängige Unternehmensberater Franz-Joachim Kauffels aus Euskirchen bei Köln ein. Allerdings kämen die Unternehmen nicht darum herum, in ihre bestehenden Netze zusätzliche Vermittlungsknoten einzubauen, damit sie die ständig weiter wachsenden Datenmengen verkraften können.

Doch Kauffels warnt vor Hektik. Netzwerke, die noch Kapazität haben, sollten jetzt noch nicht umgerüstet werden. Denn mit dem bald zu erwartenden harten Wettbewerb, so der Berater, fallen die Preise für die neue Hochgeschwindigkeitstechnik.

Wolfgang E. Müller

Dieser Beitrag erschien erstmals in der Zeitschrift Wirtschaftswoche, Ausgabe 44/97.

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