Hybris sagt Internolix, Intershop und Openshop den Kampf an

25.05.2000
Der Markt für E-Commerce-Lösungen ist groß, und dementsprechend vielfältig sind die Anbieter. Eine Me-too-Lösung reicht nicht mehr aus, um sich durchzusetzen.

Schon die Umgebung macht deutlich: Hybris ist hipp. Denn auf dem Ex-Kasernengelände an der Schweren-Reiter-Straße in München, wo bis vor kurzem noch Soldaten exerzierten, kurbeln jetzt Internet-Startups und andere frisch gegründete Unternehmen die neue Wirtschaft an. Die Miete dort ist sicherlich billig, schließlich sind die Bürogebäude nicht großartig saniert, das widerspräche dem Aufbruchsflair. Knarrige Stiegen, Holzböden, kalte, nackte Toiletten - Altbau eben. Solche Räumlichkeiten sind überall die bevorzugten Adressen der "Cool Companys" geworden.

Alles an der Hybris GmbH passt ins Startup-Bild: Die Gründer sind noch keine 30, das Produkt "Webpiazza" ist für das Internet geschaffen, die Geldgeber geben sich die Klinke in die Hand, die Räumlichkeiten werden zu schnell zu klein, und mit dem anvisierten Börsengang (siehe Kasten) werden die hochmotivierten Mitarbeiter vielleicht über Nacht Millionäre.

Dass die Jungunternehmer durchaus ernst zu nehmen sind, wird klar, wenn man die Liste der Geldgeber ansieht, die mit ihren eigenen Mitteln in Hybris investiert haben. Im Mai 1999, kurz nachdem Hybris auf der Cebit die Vollversion der Shop-Lösung "Webpiazza" vorstellte, investierten Kurt Dobitsch, Carl-Franz von Quadt und Rainer Holtmann in das Unternehmen. Nachdem im August nochmals private Investoren dazugekommen sind, kann der E-Commerce-Lösungsanbieter jetzt auf 1,5 Millionen Dollar Startkapital zurückgreifen. Doch nicht nur von den finanziellen Mitteln der Privatinvestoren profitiert Geschäftsführer Carsten Thoma, sondern auch von deren Erfahrung. Ohne Druck oder Exit-Strategie würden sie das Gründerteam beraten, stellt Thoma den Wert eines solchen Netzwerks heraus. "Ich telefoniere manchmal täglich mit Kurt Dobitsch, um mir Rat zu holen."

Was Neues oder doch nur Me-too?

Nach Intershop, Openshop und Internolix ist Hypris ein weiteres deutsches Unternehmen, das mit dem Verkauf von Shop-Lösungen groß rauskommen will. Was macht den Managing Director so zuversichtlich, nicht einfach nur ein Me-too-Produkt anzubieten? Technologisch gesehen habe Hybris einen Vorsprung von zwölf Monaten gegenüber der Konkurrenz, weil das Kernmodul der Software, der Webpiazza Designer, nicht nur die Skriptsprachen Active Server Pages, die auf NT-Servern arbeiten, sondern auch php3-Skripte für Linux-Server und die Javaserver Pages beherrscht. Die Anwender seien also beim Einsatz flexibler. Zwei Konkurrenten hätten bereits im letzten Jahr großes Kaufinteresse gehabt, keiner von beiden konnte in diesem Jahr so ein Tool präsentieren, berichtet Thoma. Und natürlich sollen die Kunden beim Preis den Unterschied zum Mitbewerb merken: "Der Designer hat in vielen Fällen die Projektkosten auf 20 Prozent reduziert."

Im ersten Verkaufszeitraum von fünf Monaten habe man bereits eine Million Dollar umgesetzt. 35 Vertriebspartner hat Hybris derzeit in der Dach-Region, die Zielvorgabe für 2000 lautet 120. "Es ist gerade leicht, Openshop- und Intershop-Partner abzuwerben", meint Thoma, weil die den Vorteil des Designers zu schätzen wissen. Außerdem seien die Intershop-Partner sauer, weil das Unternehmen so viel in die EnterpriseLösung Enfinity investiere, an der die Partner nicht mitverdienen.

Die Starter-Edition "Web-Piazetta", eine Shop-Lösung für kleine Unternehmen, sollen Internet-Service-Provider vermarkten. Web-Integratoren, VARs und ERP-Häuser sollen die Standardedition Webpiazza verkaufen, die für mittlere Unternehmen gedacht ist. Die Enterprise-Lösung, soll durch VARs und durch Partnerschaften mit ERP-Software-Anbietern Käufer finden. Als Distributor für die Standardedition fungiert Internet 2000. (is)

www.hybris.de

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