Ibas: Spurensuche auf gelöschten Festplatten fast immer erfolgreich

05.12.2002
Ibas hat sich mit der Rettung von Daten auf ein florierendes Geschäftsfeld spezialisiert. Systemhäuser können die Dienstleistungen des Hamburger Unternehmens auf eigenen Namen an ihre Kunden weitergeben.

Bei der großen Flut im Sommer hatten die Mitarbeiter der Ibas GmbH alle Hände voll zu tun. Das Telefon stand nicht mehr still, denn das Wasser hatte nicht nur Häuser, Mobiliar und Autos mit sich gerissen, sondern auch viele Festplatten ertränkt. Der Hardwareschaden selbst ist dabei das geringere Übel. Vielmehr sind es die verlorenen Daten, die schwer zu verkraften sind.

Ibas hat sich auf Datenrettung spezialisiert - das Geschäft floriert. Flutkatastrophen sind aber auch für Ibas die Ausnahmesituation. "Die häufigste Ursache für Datenverlust sind immer noch Hardware- und Systemfehler", erklärt Karl Friedrich Flammersfeld, Geschäftsführer von Ibas. Und die Sicherheitsbänder seien meistens absolut unbrauchbar, weil sie nicht überprüft wurden. "Das wird frei nach dem Motto gehandhabt: Wird schon gut gehen", so Flammersfeld. Wenn alles verloren scheint, dann kommen die Leute zu Ibas. Die Notfall-Experten stehen über eine Hotline rund um die Uhr zur Verfügung.

Das wichtigste sei dann, so der Geschäftsführer, den gequälten Datenträger möglichst professionell ins Ibas-Labor nach Hamburg zu schaffen. Nach der Analyse im Reinraum erstellen die Datenretter für den Kunden einen Bericht, der unter anderem den Schädigungsgrad und die für die Rettung anfallenden Kosten enthält. Ibas verarztet alle Datenträge angefangen von der Festplatte, Raid-Systemen, CDs, Mos, Syquest oder Jaz für alle Betriebssysteme und bei allen Schadensarten. "Wir arbeiten absolut Hersteller-neutral", betont Flammersfeld.

Unbürokratische Arbeit mit Systemhäusern

Inzwischen arbeitet Ibas mit etwa 500 Systemhäusern und IT-Spezialisten zusammen. "Wir handhaben das recht unbürokratisch", so Flammersfeld. Jedes Systemhaus könne die Dienstleistungen von Ibas seinen Kunden anbieten - auch auf eigenen Namen: "Die Sys-temhäuser bekommen eine Provision, wenn sie sich für einen Kunden an uns wenden. Das kann auch so geschehen, dass der Name Ibas nie erwähnt wird." Ibas erreicht durch die Zusammenarbeit mit den Systemhäusern auch die kleineren Endkunden. Der Preis richtet sich immer nach dem Aufwand, der für die Rettung der verlorenen Daten anfällt. "Da gibt es eine ganze Menge Abstufungen", sagt Flammersfeld.

Das norwegische Unternehmen stammt ursprünglich aus der Telekommunikation. Nach der Gründung 1978 fand Ibas seinen ersten Kunden in der TK-Gesellschaft Televerket, der heutigen Telenor, die den Auftrag zur Ausrüstungswartung erteilte. Doch es dauerte nicht lange, und Ibas wechselte zur Reparatur von Computerausrüstungen. Im Laufe der Zeit erfolgte die Spezialisierung auf die Datenrettung, die inzwischen das Kerngeschäft ist. Fast zufällig entstand das zweite Standbein: Datenlöschung. "Sicheres Löschen von Daten war eher ein Abfallprodukt aus der Beschäftigung mit den Datenrettungsaktionen", schmunzelt der Geschäftsführer. Entstanden ist daraus der "Expert Eraser" - ein Tool, das die Daten unabhängig vom Betriebssystem zu 100 Prozent von der Festplatte entfernt. Das Produkt wird vor allem direkt vertrieben. "Aber das kann auch jedes Systemhaus verkaufen. Wir geben dann eine Provision", so Flammersfeld.

Das dritte Standbein von Ibas ist die so genannte "Computer Forensic". Hier bietet Flammersfeld richtige Detektivarbeit an. "Dabei geht es um das Aufspüren von Daten und das Analysieren von Beweismaterial", erklärt er. Das Geschäftsfeld "Ermittlung mittels Technologie" ist reines Direktgeschäft und wird sich in der nächs-ten Zeit stark entwickeln, wie der Geschäftsführer glaubt. Momentan macht es allerdings nur fünf Prozent des Gesamtumsatzes aus. Das wirkt gegen die 85 Prozent der "Datenrettung" noch recht mager, aber Flammersfeld ist zuversichtlich. Er sucht händeringend nach Mitarbeitern für diesen Bereich. "Es ist nicht leicht, jemanden zu finden, der juristischen Background, IT-Kenntnisse und Erfahrung als Ermittler hat", seufzt er.

Momentan besteht das Team aus 15 Mitarbeitern. Binnen der nächs-ten sechs Monate sollen mindes-tens vier Kollegen dazukommen. Ibas ist seit 1998 in Deutschland vertreten - momentan mit Labors in Hamburg und in Berlin. Im Januar 2003 soll eine weitere Niederlassung in Köln dazukommen. Insgesamt steht für Flammersfeld das nächste Jahr unter der Fahne der Partnerarbeit. "Wir wollen aktiv mit den Partnern zusammenarbeiten. Das kann in Face-to-Face-Meetings geschehen oder mit direkten praktischen Tipps - je nach Entwicklung des Partners", so Flammersfeld. Es lohne sich für Systemhäuser allemal, auch Datenrettung anzubieten, denn der Kuchen sei groß genug für alle: "Wir wachsen jedes Jahr zweistellig im Datenrettungsbereich. Ich sehe nicht, warum sich das ändern sollte."

www.ibas-labs.de

ComputerPartner-Meinung:

Ibas-Geschäftsführer Flammersfeld hat Glück. Sein Geschäft ist nicht konjunkturabhängig. Datenträger gehen immer kaputt - ob es nun ins Budget der Endkunden passt oder nicht. Ein Vorteil für Systemhäuser ist, wie locker der Dienstleister die Zusammenarbeit mit Partnern handhabt. So können Partner ohne viel Investition an der Kompetenz, die Ibas über die Jahre aufgebaut hat, teilhaben. (gn)

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