IBM: "Wir haben kein generelles Lieferproblem"

08.03.2000
In den vergangenen Tagen schwappten wahre Horrormeldungen aus den USA herüber, was IBMs Lieferprobleme bei Notebooks betrifft. ComputerPartner hörte sich um, was hierzulande Sache ist.

Die Lieferengpässe sind Fakt, wir können nicht alles das ausliefern, was wir möchten", bestätigt ein Handelspartner von IBM die aktuellen Probleme. Seitens des Angeklagten wird die Sache etwas entspannter betrachtet: "Wir haben kein generelles Lieferproblem. Die einzigen Notebooks, bei denen die Problematik aktuell besteht, sind das A20p, das teuerste Gerät, und das 240er-Subnotebook. Bei Volumenmodellen sehen wir kein Problem", wiegelt Felix Rümmele, Marketing-Chef IBM Deutschland, ab.

"Nun, das mag zwar sein, dass genügend Modelle auf Lager sind," meint besagter Händler dazu, "nur oftmals sind es dann nicht die nachgefragten Konfigurationen. Zur Zeit verlangen die Kunden beispielsweise überraschend viel nach Windows 2000, statt nach NT oder Windows 98." Vielleicht liegen die Dinge aber auch so, wie RFI-Geschäftsführer Walter Daguhn sie sieht: "Ich halte die Situation nicht für so furchtbar, wie so vielerorts geschildert wird. Allerdings: Die Abwicklung und Organisation im Werk in Greenock macht viele Fehler. Da herrscht im Moment einfach Chaos." Und das hat dann wahre Stilblüten zur Folge: "Eine Ladung, die wir für Ende Juli bestellt hatten, stand dann auf einmal schon Ende Juni bei uns im Hof", sagt der RFI-Manager gegenüber ComputerPartner.

Eine weitere Variante der Fehleranalyse seitens Marktbeobachtern lautet, das Problem von IBM sei eine große Lagerhaltung, die aber kein genügend flexibles BTO-Konzept beinhalte.

Viel Lärm um nichts? IBM-Deutschland-PC-Chef Michael Cerny sieht das alles jedenfalls anders: "SAP ist zwar immer eine Herausforderung, aber da hatten wir keine Probleme. Des Weiteren haben wir im Lager fast keine eigenen Produkte, und die Komponentenhersteller liefern uns alles just-in-time." Auch organisatorische Probleme sieht Cerny nicht. Allerdings muss er zugeben: "Wir haben natürlich Forecasts hinsichtlich unserer Konfigurationen - und die werden dann konfrontiert mit den Realitäten des Marktes."

Aber eines zu betonen, liegt dem IBMler dann doch am Herzen: "Die ganzen Meldungen aus den USA sind ungefiltert in Deutschland übernommen worden. Unser Problem hier liegt nicht im Notebook-Bereich, sondern bei den Servern, da haben wir in der Tat Lieferengpässe, weil unsere Vorlieferanten nicht zustellen können." Den Beweis für das Wohlergehen in Sachen Notebooks würden die kommenden Marktzahlen für das zweite Quartal liefern: "Ich bin mir sehr sicher, dass wir auf Platz zwei vorrücken konnten", verspricht Cerny mit siegesgewissem Lächeln. Es gibt übrigens aus unternehmensnaher Quelle noch eine Deutung all der Lieferprobleme: "Die Distributoren kommen ihrer eigentlichen Aufgabe nicht nach und lagern viel zu wenig Produkte. Und sie erpressen den Hersteller geradezu und sagen: Wir nehmen dieses Produkt nur dann in unser Portfolio auf, wenn wir dafür einen saftigen Werbekostenzuschuss bekommen." (via)

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Facts & Figures

IBM weist im zweiten Quartal 2000 einen Nettogewinn von 1,94 Milliarden Dollar vor, 19 Prozent weniger als die 2,39 Milliarden Dollar im entsprechenden Vorjahreszeitraum, wobei damals 671 Millionen Dollar außergewöhnliche Zugewinne waren. Der Umsatz ließ von 21,9 auf 21,7 Milliarden Dollar nach. Kostenkontrolle lautete das große Schlagwort - und der Kurs wird fortgesetzt: IBM hat zehn Prozent der 10.000 PC-Abteilungs-Mitarbeiter entlassen, um eine Milliarde Dollar einzusparen. (via)

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