IBMs Entwicklungsumgebung geht über Software-Partner

19.11.1998

MÜNCHEN: Komplett auf Java setzt IBM bei seiner Komponentensoftware "San Francisco". Die Entwicklerplattform für Software- und Systemhäuser sei "immer Partnersache", verspricht Big Blue.Die Entwicklung plattformübergreifender Geschäftsanwendungen steht im Mittelpunkt des komponentenbasierten Entwicklertools San Francisco. Mit ihm, so verspricht Julius Peter, San-Francisco-Europamanager bei Big Blue mit Sitz in Wien, "können 50 Prozent der Anwendungen abgedeckt werden". Die andere Hälfte unternehmensspezifisch zu entwickeln, obliegt der Kunst der Programmierer respektive Partner - sobald sich diese in die relativ komplizierte Materie eingearbeitet haben. Das nach Angaben des Managers zirka zwei bis drei Monate erfordert.

Attraktiv, so der Manager, ist San Francisco vor allem deshalb, da es einen Set vorgefertigter, verteilter Komponenten offeriert. Diese sind hierarchisch aufgebaut und über drei Schichten (Layer) verteilt: Eine Grundschicht (Foundation Layer) bietet die Infrastruktur, die darüber liegenden Java-Module für allgemeine Geschäftsobjekte (Common Business Objects) stellen jene Komponenten zur Verfügung, die für die Software-Abbildung von Geschäftsprozessen grundlegend sind. Beispielsweise Adreßinformationen inklusive Stammdaten, Kunden- und Lieferanteninformationen oder sogenannte "Business Partner Balances", also aggregierte Daten für Partner. Der sogenannte "Core Business Processes Layer" schließlich offeriert die Geschäftsprozeß-komponenten, die bei Finanzbuchhaltung, Auftragsabwicklung oder Lagermanagement standardgemäß eingesetzt werden. Da alle Komponenten objektorientiert sind, können sie für verschiedene Anwendungen wiederverwendet werden.

Fünf-Jahres-Strategie

Insgesamt, so der IBM-Manager, erhalten Partner damit eine derzeit für AS/400, Unix- und PC-Plattformen skalierbare Entwicklungs-umgebung, mit der sie "konservativ geschätzt rund 40 Prozent Programmierkosten einsparen können, wenn sie Branchensoftware entwickeln wollen". Doch da Peter und seinen zirka 40 Mitarbeitern klar ist, wie komplex San Francisco ist, baut er "auf Partner, die sich intensiv damit auseinandersetzen wollen".

Das Partner-Programm, das IBM folglich entwickelt hat, setzt "intensive Kenntnisse der Partner in vertikalen Märkten sowie die Bereitschaft, wenigstens zwei Programmierer für

San Francisco abzustellen, voraus." (Peter). Sind diese Voraussetzungen erfüllt, greift IBM den System- und Softwarehäusern mit einem Vertrag zur Technologieunterstützung und den Diensten des "Solution Partnership Center" für Schulung, Support oder Marketingunterstützung unter die Arme. Ferner werden die Partner zertifiziert, so daß sie als offizielle San Francisco-Häuser ihre Software vermarkten können.

Und da IBM Anwendungen innerhalb der nächsten zwölf Monate auch zertifizieren will, sieht der IBM-Manager prächtige Zeiten für die Entwicklerplattform und Partner anbrechen. Das Schicksal einer Softwareleiche wie es etwa San-Francisco-Vorgänger "Taligent" passierte (siehe ComputerPartner 14/97; Seite 10), schließt er definitiv aus. "Unsere Strategie sieht einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren vor", wirft er in die Waagschale. (wl)

"Die Tatsache, daß rund 200 Partner Ja sagen, ist für mich der beste Beweis für San Francisco", wirbt IBM-Manager Peter für die Java-Entwicklungsumgebung.

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