IBMs Storage-Abteilung puscht SAN-Lösungen mittels Software und Partner

25.09.2003
Storage-Schwergewicht IBM sieht sich im boomenden Speichermarkt gut gerüstet. Man habe gegen den Trend zulegen können, auch beim Partnergeschäft. Jetzt komme es darauf an, den Markt aggressiv zu attackieren.

Daniel Colby, General Manager Storage Systems bei Big Blue, bestreitet nicht die glänzende Ausgangssituation für Anbieter von Speicherlösungen: Allgemein vermehren sich die zu speichernden Daten in Unternehmen um "40 bis 50 Prozent jährlich". Und wenn man an die Daten denke, die Unternehmen produzieren, etwa im Austausch mit Zulieferern, Kunden oder intern, so könne man von einer Wachstumsrate von "80 bis 100 Prozent jährlich" ausgehen.

Das hat IBM veranlasst, den Speichermarkt nicht nur als strategisch zu bezeichnen, sondern ihn auch mit der ganzen Wucht, über die ein IT-Riese verfügt, zu attackieren. Vor allem den komplexen SAN-Markt, in dem Ausgaben ab 100.000 Euro aufwärts die Regel sind, wo aber große und mittlere Unternehmen in den letzten Jahren fassungslos dem Anwachsen auch ihres Personals für Storage-Administration zusehen mussten und wo laut Colby "die Anbieter etwa 10 bis 15 Jahre der möglichen Entwicklung von Werkzeugen für Storage-Management hinterher sind".

Life-Cycle-Management der Daten in weiter Ferne

Das bedeutet, dass es im SAN-Markt für alle Anbieter viel zu tun gibt. Beispielsweise für die Bevorratung wichtiger Daten im laufenden Betrieb. Wo im SAN sollen beispielsweise unternehmenskritische Daten gespeichert werden, die über einen definierten Zeitraum oft benutzt und verändert werden, zum Beispiel bei einem Kundenauftrag, der aus Mails, Fertigungs- und Lieferungsdaten inklusive Bilddateien besteht? Mittels Virtualisierung, sagt Colby, mittels Software, mit der ein Unternehmen den gesamten Existenzzeitraum von Daten in den Griff bekommt - also "Life-Cycle-Management" betreibt, wie das Buzz-Wort der Branche heißt.

Darin weiß er sich mit namhaften Konkurrenten einig. Doch erst mit Softwarewerkzeugen, wie sie IBM im Juni dieses Jahres auf den Markt gebracht hat, könne man Daten auf den verschieden Laufwerken tatsächlich so speichern, dass sie sowohl schneller verfügbar sind als auch weniger Kapazität benötigen, dazu strukturiert in diversen Datensilos abgelegt werden können und zudem mit Automatisierungs-Tools das Leben der Administratoren ein wenig erleichtern.

Die Kunden machen Druck, sagt IBMs Storage-Chef, weil sie sehr viel Geld für Speicherlösungen ausgeben müssen. Und darauf müssten Hersteller eine Antwort parat haben, die bei Kunden den fatalen Eindruck, ihre Datenspeicher- und -netze vermehrten sich täglich, zumindest abschwächen könnten. "Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig Fortschritte der Speichermarkt über das hinaus gemacht hat, was in Mainframe-Umgebungen seit über 20 Jahren üblich ist", fasst Colby, der 1981 aus der Storage-Abteilung IBMs ausschied und im Januar 2003 wieder in leitender Funktion zurückkehrte, die gegenwärtige Situation zusammen.

Offene Systeme und Partnergesschäft

Die Antwort des Hersteller könne deshalb nur lauten: offene Systeme, Software zur Automatisierung von SANs und die Darstellung der Produktivitätszuwächse durch die hauseigenen SAN-Lösungen. Kämen noch gut ausgebildete Partner dazu, die derzeit für rund 55 Prozent des IBM-Geschäfts mit Speicherlösungen stehen, so könnte IBM seinen Kampf um Marktanteile weiter erfolgreich führen.

"Wir haben einen blendenden Job gemacht"

Klaus Peise, Direktor StorageSales EMEA Central Region, kann in Sachen Partner auf noch bessere Zahlen verweisen. Rund 65 Prozent des Geschäfts entfallen im deutschsprachigen Raum auf die Partner. Das sei nicht zufällig in einem "schwierigen ersten Halbjahr 2003": Man habe hierzulande über 100 CSEs kostenlos ausgebildet, man arbeite mittlerweile mit 16, bei Partnern an-gesiedelten "Total Storage Solutions"-Zentren, und zudem sei die Qualität der SAN-Lösungen seit Juli deutlich verbessert worden.

NAS-Geschäft bleibt

"Im ersten Halbjahr war das Geschäft schwierig, doch verglichen mit anderen haben wir einen blendenden Job gemacht", blickt Peise zurück. Zwar habe seine Region die US-Vorgabe eines 20-prozentigen Wachstum nur zur Hälfte erfüllt, doch damit sei Big Blue eindeutig einer der Gewinner im Storage-Markt. Und da sich die getätigten Investitionen in die Virtualisierungssoftware "Total Storage SAN Volume Controller" und weitere Management-Tools allmählich auszuzahlen begännen, sei er sich sicher, das Central-Eu-rope-Geschäft, das nach Angaben von Analysten in 2002 geschätzte 400 Millionen Euro erbracht haben dürfte, weiter nach vorne zu bringen.

Das treffe sogar für das vernachlässigte NAS-Geschäft zu. Hier hatte IBM gerade für Aufregung gesorgt, nachdem Gerüchte besagten, es werde seine Windows-basierenden NAS-Appliances wie "Totalstorage NAS 100" oder "NAS 200" kündigen. Dazu Peise: "Wir werden bald mit neuen Produkten auf den Markt kommen." IBM habe nicht vor, den Markt aufzugeben, doch werde es auf "performante Linux-Angebote" umstellen. "Entweder machen wir den Markt richtig oder gar nicht", laute die Unternehmensdevise.

www.ibm.de

ComputerPartner-Meinung

IBM setzt im Storage-Markt auf Software und Partner. Das legen die Aussagen der Verantwortlichen nahe - eine erfreuliche Zukunft für Partner. Deren Aufgaben haben es in sich. Wachsende Datensilos, die mit komplexen Managementwerkzeugen produktiv eingesetzt werden müssen, setzen profundes Wissen über Speichernetze, aber auch über Applikationen voraus. So werden IBM und Partner, aber auch hauseigene Spezialis-ten für Speicher und Applikationen verstärkt zusammen arbeiten müssen - für beide Seiten eine Herausforderung. (wl)

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