"Ich weiß, wie man auf unruhiger See das Schiff auf Kurs hält"

25.10.2001
Hewlett-Packard sieht sich für die Zukunft gewappnet: Trotz der Konjunkturschwäche und des bevorstehenden Mergers mit Compaq setzt der Hersteller auf die Loyalität seiner Partner. ComputerPartnerRedakteurin Marzena Fiok sprach mit Heribert Schmitz, Geschäftsführer der deutschen HP-Zentrale in Böblingen, über die aktuelle Lage und die Zukunftsaussichten des Unternehmens.

2001 war für die meisten Unternehmen ein Katastrophenjahr, auch Hewlett-Packard hatte mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen. Das PC-Segment ist eingebrochen, mit den meisten Druckern lassen sich auch keine großen Gewinne mehr realisieren. Womit hat Hewlett-Packard 2001 sein Geld verdient?

Schmitz: Mit Kundenlösungen aus unserem gesamten Produkt- und Dienstleistungsportfolio. Der ganzheitliche Ansatz ist entscheidend, damit wir die individuellen Anforderungen unserer Kunden und Partner erfüllen können. Wir sind hier in Deutschland sehr gut aufgestellt. Unsere Marktpositionen zeigen, dass wir auf die richtigen Programme setzen. Die Problembereiche sind bekannt: Der PC-Markt ist in diesem Jahr deutlich rückläufig, im zurückliegenden Quartal laut IDC sogar um 22 Prozent. Das haben auch wir zu spüren bekommen. Aber es gelingt uns dennoch, unsere relativen Marktpositionen zu halten. Hier beweist sich die gute Zusammenarbeit mit unseren Partnern.

Wie hat HP denn in den einzelnen Geschäftsbereichen abgeschnitten?

Schmitz: Im Consumer-Markt herrschen Kaufzurückhaltung und ein völlig verrückter Preiskampf. Aber wir haben in vielen wichtigen Bereichen zugelegt. Bei den Net-Servern zum Beispiel sind wir an IBM vorbeigezogen. Mit den Omnibooks wachsen wir sechsmal schneller als der Markt, und bei den Netzwerken sind wir inzwischen zweitgrößter Anbieter nach Cisco. Bei den Großformatdru-ckern haben wir im ersten Halbjahr unsere Marktposition von 73 Prozent auf 81 Prozent steigern können.

Deutlich zulegen konnten wir auch im Dienstleistungsgeschäft, insbesondere im Outsourcing und Consulting. Wir werden zwar in der Summe über alle Geschäftsfelder in diesem Jahr die Umsatzzuwächse der Vorjahre nicht erreichen, blicken aber optimistisch auf das neue Geschäftsjahr, das für uns am 1. November beginnt. Spätestens Mitte 2002 ist ein generelle konjunkturelle Besserung in Sicht. Ich möchte mich jedoch angesichts der weltpolitischen Ereignisse heute nicht auf eine Prognose festlegen.

Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen wollen sich weder Hewlett-Packard noch Compaq detailliert zu künftigen Strate-gien äußern. Fragen zur Fusion bleiben aber nicht aus. Wie treten Sie den verunsicherten Kunden und Händlern gegenüber?

Schmitz: HP hat an dem neuen Unternehmen einen Anteil von 64 Prozent. Wir gewähren unseren Kunden einen Investitionsschutz für ihre Produkte und Lösungen. Eine Entscheidung für HP ist eine Entscheidung für die Zukunft. Investitionssicherheit haben wir schon immer als eine hohe Verpflichtung unseren Kunden gegenüber empfunden. Dies wird auch in Zukunft so sein. Wir werden alle bestehenden Vereinbarungen einhalten. Das wird schon allein über unsere hervorragende Dienstleis-tungsorganisation sicher gestellt.

HP-Partner können sich auf HP verlassen. Wir haben die längste Erfahrung im Channel-Business. Wir werden auch in Zukunft miteinander wachsen, Programme und Prozesse noch weiter verbessern und konsequent zu unseren Commitments stehen. Bei einer aktuellen Umfrage haben uns die Handelspartner in allen Bereichen auf Platz eins gesetzt. Bei HP stimmen Produktqualität, Verfügbarkeit, Vertriebsunterstützung, Support und Profitabilität. Diese Bestätigung ist uns Verpflichtung.

Seit acht Monaten stehen Sie an der Spitze der Hewlett-Packard Deutschland. Im Vergleich zu Ihren Vorgängern haben Sie recht turbulente Zeiten erlebt: Urheberrechtsabgabe, Umsatzeinbrüche, Fusion ... - Ihr Fazit?

Schmitz: Wir haben in den vergangenen acht Monaten wichtige Weichen gestellt. Ich habe stets Herausforderungen angenommen und weiß, wie man auf unruhiger See das Schiff auf Kurs hält. Bei all den Veränderungen spielt die HP-Kultur eine entscheidende Rolle. Sie bietet unschätzbare Vorteile gerade auch für die geplante Fusion von HP mit Compaq. Mir ist bewusst, dass die Zeit bis zum vollzogenen Merger eine spannende ist. HP und Compaq sind Wettbewerber. Und so hat man sich zu verhalten. Wichtig ist, dass man nicht zu viel spekuliert, sondern seine Arbeit tut. Mein Team und ich sind überzeugt, dass wir diese Herausforderung erfolgreich meistern. Wir konzentrieren uns auf unser Business, auf unsere Kunden und auf unsere Vertriebspartner. Erfolg ist immer das Ergebnis von echtem Teamwork. Darauf setze ich.

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