Wegen Finanzkrise

IDC senkt Prognose für IT-Markt in EMEA

Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Angesichts der weltweiten Finanzkrise haben die Marktforscher der IDC ihre Prognose für den IT-Markt in der Region EMEA (Europa, Nahost und Afrika) für das kommende Jahr gesenkt.

Die IDC erwartet in EMEA 2009 jetzt noch knapp drei Prozent Wachstum des IT-Markts. Das sind 1,5 Prozent weniger als beim letzten Forecast (vor der Finanzkrise). Der weltweite Wirtschaftsabschwung treffe allerdings die gesättigten und die Wachstumsmärkte der Region in unterschiedlicher Weise: In Westeuropa (vorwiegend gesättigt) sollen die IT-Investitionen auf nur noch 1,2 Prozent sinken und dabei einen deutlichen Rückgang der Kapitalanlagen und ein rückläufiges Bruttoinlandsprodukt widerspiegeln; die Regionen in Zentral- und Osteuropa sowie Nahost/Afrika dürften aber nach Einschätzung der Auguren weiterhin recht gesunde Zuwächse (9,4 respektive 8,5 Prozent) aufweisen.

"Der IT-Markt in Westeuropa ist für die absehbare Zukunft in eine Phase relativ schleppenden Wachstums eingetreten", konstatiert IDCs Research Director Marcel Warmerdam. "Viele IT-Anwender ändern angesichts der bevorstehenden härteren Zeiten bereits ihre Prioritäten und verschieben Projekte oder blasen sie gleich ganz ab."

Von den Kürzungen dürften vor allem die (frei verfügbaren) Ausgaben für Hardware betroffen sein, schätzt IDC. PC-Austauschzyklen würden verschoben, und auch die Nachfrage nach Servern und Storage soll sinken angesichts der verschobenen oder zusammengestrichenen Projekte. Die Einnahmen der Hersteller sollen zusätzlich unter den weiter fallenden durchschnittlichen Gerätepreisen leiden. Der Hardwaresektor setze daher voraussichtlich 2009 zwei Prozent weniger um und werde erst 2011 wieder wachsen.

Bei den Ausgaben für Software sieht IDC das Wachstum auf 4,1 Prozent nahezu halbiert. Investitionen für Upgrades von Business-Software würden verschoben, speziell im Bereich der Infrastruktur. Auch der Markt für IT-Services werde die Rezession zu spüren bekommen, weil der Bedarf an projektorientierten Dienstleistungen sinke; überdies könnte der Druck steigen, bestehende Outsourcing-Verträge nachzuverhandeln.

"Vermutlich wird es einen deutlichen Umschwung bei der Art der IT-Ausgaben geben, weil die Anwender sich verstärkt auf Kostensenkung und Effizienzsteigerung fokussieren", sagt IDC-Mann Warmerdam. "Trotz der kurzfristig trüben Aussichten gibt es aber ein paar Silberstreifen am Horizont."

Dazu gehören nach Einschätzung der Marktforscher folgende Aspekte:

  • Obwohl dem Hardware-Markt harte Zeiten bevorstehen, wird es bei einigen Segmenten wie IP-Telefonen und Smart Handhelds weiterhin zweistelliges Wachstum geben

  • Open-Source-Software bekommt einen Extraschub, weil Firmen damit ihre Lizenzkosten reduzieren können.

  • Die Entwicklung des SaaS-Modells (Software as a Service) bekommt zusätzlichen Schwung dadurch, dass sein Versprechen einer nutzungsabhängigen Bezahlung zu einer ernstzunehmenden Alternativen zum traditionellen Lizenzmodell wird.

  • Der Outsourcing-Markt profitiert von dem Bestreben, nicht unvermeidbare IT-Ausgaben weiter zu reduzieren.

  • Mit Green IT und Virtualisierung können Firmen die Effizienz ihrer Rechenzentren erhöhen und ihre Infrastrukturkosten senken.

  • Business Continuity und IT-Sicherheit brauchen Aufmerksamkeit und Investitionen unabhängig vom makroökonomischen Klima.

  • Die Kreditkrise wird stärkere Regulierung und Compliance-Anstrengungen nach sich ziehen, von denen der IT-Sektor hinsichtlich der benötigten Storage-, Software- und Datenverwaltungsinvestitionen auf lange Sicht profitieren kann.

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