IFA 2003: kürzer, neu gegliedert und voller Selbstbewusstsein

10.07.2003
Aussteller- und Besucherschwund kennzeichneten zuletzt zahlreiche Messen. Anders die IFA: Die Veranstalter in Berlin rechnen auch in diesem Jahr wieder mit einem ausgebuchten Messegelände. Veränderungen gibt es aber trotzdem.

"Die IFA wird gern unterschätzt", sagt Jens Heithecker, stellvertretender Direktor der Messe Berlin GmbH, über die Internationale Funkausstellung (IFA). "Und sie schwimmt gegen den Strom", betont er. Während viele Messen bei Aussteller- und Besucherzahlen sowie Ausstellungsfläche zuletzt den Rückwärtsgang einlegten, treten die Verantwortlichen der nach eigenen Angaben weltgrößten Messe für Consumer Electronics aufgrund der vorliegenden Anmeldungen sehr selbstbewusst auf. Demnach haben zum gegenwärtigen Zeitpunkt schon mehr Aussteller ihr Kommen zugesagt als zum gleichen Zeitpunkt vor zwei Jahren. Im Jahr 2001 - die IFA findet bekanntlich nur in den "ungeraden" Jahren statt - präsentierten 915 Firmen aus 40 Ländern auf 160.000 Quadratmetern ihre Produkte und Technologien.

Die prognostizierten Zahlen für dieses Jahr relativieren sich bei näherem Hinsehen. Heithecker hat ausgemacht, dass "die IFA nicht mehr nur eine deutsche Messe ist". Erstmals rechnet er mit mehr Ausstellern sowohl aus dem Ausland als auch aus dem Inland. Vor allem Unternehmen aus Südostasien wollen in diesem Jahr von sich reden machen. Von den Erfahrungen her dürften das in der Regel kleine Elektronikbetriebe sein.

Die Fernsehanstalten machen sich rar

Verzichten muss die IFA dafür aber auf namhafte Firmen wie Canon, Hewlett-Packard, E-Plus, O2 und Debitel. Und nachdem bereits die Privatsender RTL und SAT1 angekündigt haben, ihre Auftritte einzuschränken, haben ARD und ZDF jetzt nachgezogen: Erstmals seit langem wird es keinen traditionellen Sommergarten der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten geben. Die Fernsehsender wollen erkannt haben, dass das Fernsehen nicht mehr im Mittelpunkt stehe und die IFA zu einer Elektronikmesse mutiere. Der hohe Aufwand und die hohen Ausgaben lohnten sich damit nicht mehr.

Nicht ganz ins Bild der "auf Wachstum und Erfolg programmierten" Messe (die IFA über die IFA) will die neue und verkürzte Laufzeit passen. Statt neun Tage - vom Samstag bis zum Sonntag der darauffolgenden Woche -, wie es die vergangenen Jahre der Fall war, gibt sich die IFA jetzt mit sechs Tagen zufrieden. Los geht es am Freitag, dem 29. August, letzter Tag ist der Mittwoch, der 3. September. Die Verkürzung hat laut Heithecker zum einen zur Folge, dass die Aussteller weniger Kosten zu tragen haben. Zum anderen habe sich im Jahr 2001 gezeigt, dass fast alle der 140.000 Fachbesucher schon in den ersten Tagen die Messe besucht hätten. Insgesamt bevölkerten 370.000 Menschen die vergangene IFA.

Das diesjährige Motto "Die Lust am Neuen" passt aber nicht nur auf die Laufzeit, sondern auch auf andere Dinge. Zum Beispiel wird die IFA in sechs Themenbereiche gegliedert, um Händlern und Endkunden Produkte und Technologien übersichtlich präsentieren zu können. Den weitaus größten Teil wird dabei der Bereich Fernsehen/Unterhaltung ("Television & Entertainment) einnehmen, gefolgt von "Sound & Car Media", also allem, was in das Umfeld Hifi/Highend/Auto-Hifi und Navigation passt.

Eher kleine Rollen sind für die Themenbereiche "Satellite, Networks & Cable", "Digital Imaging & Digital Music", "Personal Computing & Games" sowie "Personal Communication" vorgesehen. Das eigenen Angaben zufolge "umfangreiche Ausstellungsspektrum" zeigt laut IFA, dass "die Konvergenz der Medien, Technologien und Märkte einen weiteren Schritt nach vorne gemacht hat".

Partys am Abend und Tickets für den Nachmittag

IFA-Manager Heithecker preist besonders den Eröffnungstag an - genauer gesagt den Abend des ersten Tages. Dann findet - wie schon 2001 - die so genannte "IFA Night" statt, an der die Messehallen bis 22.30 Uhr geöffnet sind. An zahlreichen Ständen sind für diesen Abend Shows und Partys geplant, bei denen Fachhändler "gute Gespräche in einer lockeren Atmosphäre" führen können. Den Abschluss soll ein Feuerwerk am Funkturm bilden.

Neu eingeführt wird in diesem Jahr auch ein "Nachmittagsticket" ab 15 Uhr. Zum Preis von 12,50 Euro dürfen dann zwei Personen am selben Nachmittag oder eine Person an zwei Nachmittagen die IFA besuchen.

www.ifa-berlin.de

ComputerPartner-Meinung

Wenn man die IFA-Verantwortlichen hört, scheint in der Unterhaltungselektronikbranche alles schön und gut zu sein. Doch warum wird dann eine Messe um ein Drittel ihrer Zeit gekürzt? Drei Tage weniger und ein fehlender ARD/ZDF-Fernsehgarten bedeuten aller Voraussicht nach weniger Gesamtbesucher. Böse Zungen behaupten, dass nur mit einer kürzeren Messedauer die Zahl der Aussteller hochgehalten werden kann. Dennoch ist es nicht auszuschließen, dass es bis zum Messestart noch ein paar weitere prominente Absagen geben wird. (tö)

Ausgewählte Highlights auf der IFA

Panasonic:

NV-HMS3: Kombination aus Satelliten-Receiver und Videorekorder auf Festplatten-basis für zeitversetztes Fernsehen

TX-32DTX30C: 16:9-Fernseher mit integriertem digitalen, terrestrischen Receiver

Philips:

I-Pronto: Universal-Fernbedienung mit Touchscreen für CE-Geräte und Haustechnik (etwa 2.000 Euro)

Streamium Linx SL300i/SL400i: Multimedia-Receiver, die Audio- und Videodaten vom PC im Arbeitszimmer per WLAN ins Wohnzimmer bringen (350/500 Euro)

Samsung:

DVD-HD935: DVD-Player mit High-Definition-Qualität und DVI-Schnittstelle (etwa 500 Euro)

Duo Cam VP-D5000i: Kombination aus Digitalvideokamera mit 680.000 Pixel Auflösung und Digitalkamera mit 4,13 Millionen Pixel Auflösung (1.499 Euro)

ITCAM: digitaler Videorekorder mit Festplatte als Aufzeichnungsmedium für zeitversetztes Fernsehen (999 Euro)

Sharp:

VL-Z 5S/VL-Z 7S: Digitalcamcorder, die dank separat drehbarer Aufnahmeeinheit Aufnahmen aus schwierigen Perspektiven ermöglichen (999/1.149 Euro)

Aquos Mobile LC-15 L1 E: tragbarer LCD-Fernseher mit Lithium-Ionen-Akku, der die Signale von einem im Wohnzimmer stehenden Transmitter über die 2,4-GHz-Funkfrequenz empfängt (etwa 1.800 Euro) (tö)

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